Netzausbau

BNetzA: Schneller Mobilfunk "an jeder Milchkanne" nötig

"Wir brau­chen perspek­tivisch an jeder Milch­kanne schnellen Mobil­funk", sagte BNetzA-Chef Klaus Müller heute den Zeitungen der Funke-Medi­engruppe.
Von mit Material von dpa

Die Bundes­netz­agentur (BNetzA) will den Ausbau der Mobil­funk­netze weiter voran­treiben: "Wir brau­chen perspek­tivisch an jeder Milch­kanne schnellen Mobil­funk", sagte Behör­den­chef Klaus Müller heute gegen­über den Zeitungen der Funke-Medi­engruppe. Müller ist der Ansicht, dass eine digi­tale Arzt­sprech­stunde auch auf dem Dorf funk­tio­nieren muss, dafür braucht es aber gute Netze.

Nutzungs­ver­halten galop­piert davon

Was einst als Scherz gedacht war, ist bitterer Ernst: 5G wird an jeder Milchkanne gebraucht Was einst als Scherz gedacht war, ist bitterer Ernst: 5G wird an jeder Milchkanne gebraucht
Foto: Picture Alliance/dpa/APA
Der Ausbau des 5G-Netzes vari­iere von Bundes­land zu Bundes­land, erklärte Müller im Inter­view. Bundes­weit liege man bei gut 90 Prozent Versor­gung, durch mindes­tens einen Netz­betreiber. Das Problem ist dabei, dass das bundes­weit nicht immer ein und derselbe Netz­betreiber versorgt. Während im Ort A Netz 1 gut nutzbar ist, kann es im Ort B Netz 2 sein, weil Netz 1 fehlt. Wenige Kilo­meter weiter ist unter Umständen Netz 3 besser ausge­baut, und die anderen beiden fehlen.

Die Heraus­for­derung beim Mobil­funk­ausbau sei immer, dass das Nutzungs­ver­halten davon galop­piere. "Video­calls, Chats oder Online-Spiele werden stärker genutzt, so dass die zunächst schnel­lere und bessere Verfüg­bar­keit nicht mehr zu jeder Zeit für jeden Nutzer zur Verfü­gung steht. Daher gibt es eine gewisse Unzu­frie­den­heit." Klaus Müller, Chef der Bundesnetzagentur, will den Netzausbau voranbringen Klaus Müller, Chef der Bundesnetzagentur, will den Netzausbau voranbringen
Foto: Picture Alliance/dpa

Eine Einschät­zung (von Henning Gajek)

Klaus Müller, im früheren Leben Verbrau­cher­schützer, hat es richtig erkannt: Guter Netz­ausbau macht Appetit auf noch mehr, also müssen die Netze immer weiter ausge­baut werden. Da alleine in Ballungs­gebieten perma­nent "nach­gerüstet" werden muss, fallen noch nicht erschlos­sene Gebiete schnell zurück. Beson­ders, wenn es vor Ort Probleme gibt, einen Standort zu finden, weil niemand vermieten will oder weil die Nach­barn den Sender "nicht so hübsch" finden. Land­wirt­schaft beispiels­weise findet abseits der Ballungs­zen­tren statt. Und die ohnehin von Kosten­druck und Büro­kratie gebeu­telte Land­wirt­schaft wird künftig viel digi­taler werden: Fern­gesteu­erte Trak­toren, Kühe, Schweine oder Schafe, die ihre Gesund­heits­daten oder den Standort per Funk melden oder Webcams, die Felder beob­achten (Kann schon geerntet werden? Ist ein Wolf in Sicht?) - da ist vieles vorstellbar. Ob man auf dem Land gleich vier Netze aufbauen muss oder ob eines (im Rahmen einer Koope­ration) reichen würde, wäre eine span­nende Frage.

Klaus Müller sollte möglichst bald bekannt­geben, ob eine Frequenz­ver­län­gerung (gegen Ausbau­auf­lagen und eine Verpflich­tung zur Koope­ration beim Netz­ausbau und bei fehlenden Frequenzen, beispiels­weise mit dem vierten Netz­betreiber 1&1) infrage kommt oder es weiterhin unbe­dingt eine sünd­haft teure Auktion sein muss.

Bei dieser Gele­gen­heit muss auch die Frage muss erlaubt sein, ob in diesen "kompli­zierten" Zeiten ein strikter Spar­kurs ("schwarze Null") wirk­lich ziel­füh­rend ist.

Jeden Freitag geben wir einen Über­blick über den Netz­ausbau im Land.

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