Netztest

Netztest: Vodafone-Kabel vorne, Telekom führt bei DSL

Mit über 7 Millionen Messungen hat die Zeit­schrift Compu­ter­bild das deut­sche Fest­netz-Internet getestet. Die besten Geschwin­dig­keiten bieten die Koax­kabel-TV-Anbieter, da echte Glas­faser noch selten ist.
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Die Compu­ter­bild hat einen Netz­test veröf­fent­licht. Sie bewertet die verschie­denen Anbieter nach der Geschwin­dig­keit und da kommen natür­lich die schnellsten Anbieter auf die vordersten Plätze. Das sind die Kabel-TV-Internet-Anbieter, die prin­zip­bedingt Geschwin­dig­keiten von bis zu 1 GBit/s (1 Gbps) anbieten können. Hier landet Voda­fone auto­matisch auf den vordersten Plätzen.

Echte Glas­faser-Ange­bote bis ins Haus (FTTH) sind im Moment noch eher selten.

Koax-TV-Kabel liegt vorne

Zwar gibt es beim Koax-Kabel-TV zur "Haupt­sen­dezeit" durchaus Einbrüche, aber Compu­ter­bild beschei­nigt Voda­fone da schon einiges dagegen getan zu haben, während andere Koax­kabel-TV-Anbieter wie Pÿur deut­lich schlechter bewertet werden.

Die gerade auf dem Land oft als einziger Anbieter verfüg­bare Telekom kann mit VDSL maximal 250 MBit/s (Down­load) liefern. Oft sind es maximal 100 MBit/s, was vielen Kunden ausreicht, aber in bestimmten Fällen schon als "zu langsam" empfunden wird, wenn viele band­brei­ten­hung­rige Nutzer im Haus oder am Anschluss hängen.

Bei der Koax­kabel-Tech­nologie setzt Compu­ter­bild den Anbieter Voda­fone auf Platz 1, im Schnitt seien 266 MBit/s (Down­load) und 28 MBit/s (Upload) zu errei­chen. Das Einhalten der Werbe­ver­spre­chen wird mit 3,3 (befrie­digend) und die Tempo­sta­bilität mit 2,5 (befrie­digend) bewertet.

DSL: Telekom auf Platz 1, EWE auf Platz 2

Die Fachzeitschrift hat verschiedene Internet-Anbieter im Festnetz getestet Die Fachzeitschrift hat verschiedene Internet-Anbieter im Festnetz getestet
Grafik/Logo: Computerbild / Montage teltarif.de
Im Feld der DSL-Konkur­renz behält die Telekom die Nase vorn. Zwar habe sie ihr Down­load-Tempo vergli­chen mit dem Vorjahr im Mittel um 17 Prozent beschleu­nigt, doch Telekom-DSL bleibt für Compu­ter­bild klar lang­samer und teurer als Internet per Kabel.

Gemessen wurden beim Down­load über die Telekom im Schnitt 65 MBit/s, beim Upload waren es 24 MBit/s. Die Einhal­tung der Werbe­ver­spre­chen: wird mit 3,1 befrie­digend) bewertet, die Tempo­sta­bilität ist mit 2,8 eben­falls "befrie­digend", was ein Test­ergebnis von 3,1 (befrie­digend) ergibt.

Auf Platz 2 landet dann EWE, deren Ange­bote aller­dings nicht bundes­weit verfügbar sind.

Platz 3 ging an die 1&1, die im Vergleich zum Vorjahr 19 Prozent schneller geworden seien. Der 16-Mbps-Einstei­ger­tarif bringe wenig Tempo, und jeder Dritte erreiche damit zeit­weise nicht einmal 6 MBit/s, kriti­siert die Zeitung. Das kann daran liegen, dass 1&1 Fremd­lei­tungen mieten muss (meist von der Telekom) und bei DSL oft nicht über den neuen Telekom-Vertei­ler­kasten vor der Haus­türe, sondern oft lieber einen Port in der weiter entfernt liegenden Vermitt­lungs­stelle gebucht hat. Und lange Leitungen sind bei DSL "tödlich".

Voda­fone DSL leidet prin­zip­bedingt unter dem glei­chen Dilemma und landet daher nur auf Platz 5.

Millionen von Messungen

Compu­ter­bild hat für seine Ergeb­nisse Millionen Messungen im gesamten Bundes­gebiet machen lassen. Für den Speed­test wurden 7.949.963 Messungen ausge­wertet, die Inter­net­nutzer zwischen Juni 2020 und Juni 2021 auf computerbild.de und wieistmeineIP.de vorge­nommen haben.

Die Zeit­schrift hat einen eigenen Speed­test ins Netz gestellt. Für Tests am Handy steht eine eigene App (unter iOS (Apple) oder Android (Google)) zur Verfü­gung.

Berech­tigte Kritik

Zu Recht kritisiert die Computerbild die teilweise unhaltbaren Geschwindigkeitsversprechen Zu Recht kritisiert die Computerbild die teilweise unhaltbaren Geschwindigkeitsversprechen
Grafik: Computerbild
Fairer­weise geht Compu­ter­bild auch auf Einbrüche zur Haupt­sen­dezeit und auf Unter­schiede zwischen Stadt und Land und auf die oft unhalt­baren Werbe­ver­spre­chen der Anbieter ein, die nach neuester Rechts­lage in bestimmten Fällen sogar ein außer­ordent­liches Kündi­gungs­recht auslösen können.

Zwie­späl­tige Empfeh­lungen: Kabel oder DSL?

Bei den Empfeh­lungen bleibt ein zwie­späl­tiger Eindruck zurück: Wer am meisten Tempo fürs Geld will, ist für Compu­ter­bild bei den beiden Kabel­anbie­tern an der rich­tigen Adresse, voraus­gesetzt, es gibt dort TV-Kabel, wo der Leser wohnt.

Dann bekommt Voda­fone Kabel in allen Tarife "Best­noten", Pÿur über­zeugte zwar im 200-MBit/s-Tarif, ist aber dann noch weniger Stand­orten verfügbar.

Wo es kein Kabel gibt, bleibt DSL

Wer im Haus­halt nur DSL zur Verfü­gung hat, muss pro Megabit deut­lich tiefer in die Tasche greifen, rechnet Compu­ter­bild vor. Vor allem die Einstei­ger­tarife mit wenig Tempo seien im Verhältnis viel zu teuer.

Am meisten Leis­tung fürs Geld erhalten Telekom-Kunden im DSL-100-Tarif. Compu­ter­bild hält 100 MBit/s als Mindest­stan­dard für erfor­der­lich, "um aktu­elle Dienste ohne Einschrän­kungen zu nutzen."

Home-Office: Auf den Upload kommt es an

Für Anwender im Home-Office ist wichtig, dass schnelle Uploads eher bei DSL zu bekommen sind und auch güns­tiger sind. Für monat­lich 45 Euro kann die Telekom 100 MBit/s im Down­load und 40 MBit/s im Upload liefern. Voda­fone Kabel rückt fürs gleiche Geld zwar 500 MBit/s im Down­load – aber nur 25 MBit/s im Upload heraus, was tech­nische Ursa­chen im verwen­deten DOCSIS-Proto­koll hat.

Telekom Glas­faser im Test unter den Erwar­tungen?

Und wer an den wenigen Punkten lebt, wo die Telekom schon Glas­faser liefern kann: Auch hier kann es sein, so hat Compu­ter­bild heraus­gefunden, dass 1000 MBit/s verspro­chen, aber nur 250 MBit/s gelie­fert werden. Dazu muss man wissen, dass auch die Glas­faser­anschlüsse in GPON (Gigabit Passive Optical Network)-Technik ausge­führt werden, d.h. alle Glas­faser­kunden müssen sich Ressourcen teilen. Die waren in diesem Fall offenbar zu gering dimen­sio­niert.

Glas­faser-Punkt-zu-Punkt Verbin­dungen, wo pro Glas­faser­kunde eine eigene Faser direkt zu einem eigenen Port geschaltet wird, gibt es - falls über­haupt - nur bei ganz wenigen Anbie­tern, meist in hoch­wer­tigen Busi­ness-Kunden-Profi-Tarifen, die preis­lich in einer ganz anderen Liga spielen.

Die Telekom hat derweil ihren Netz­ausbau beschleu­nigt.

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