connect-Netztest: Vodafone & o2 der Telekom auf den Fersen
Die Fachzeitschrift connect hat zum 28. Mal in Folge ihren jährlichen Mobilfunk-Netztest veröffentlicht. Die Messungen fanden in diesem Jahr im Zeitraum vom 22. Oktober bis 4. November statt. Vier Messfahrzeuge waren im Einsatz, die jeweils sechs Android-Smartphones vom Typ Samsung Galaxy S21+ an Bord hatten. Je Netzbetreiber wurden zwei Handys genutzt - je eines für Sprach- und Datenmessungen.
Für den mobilen Internet-Zugang wurde der Modus "5G bevorzugt" gewählt. Dort wo der neue Netzstandard verfügbar ist, kam dieser demnach bevorzugt zum Einsatz. So konnte connect zusammen mit dem Netztest-Partner Umlaut auch nachvollziehen wie der 5G-Netzausbau weiter voranschreitet. Weitere Tests wurden zu Fuß in Zonen mit regem Publikumsverkehr wie Bahnhofshallen, Flughafenterminals, Cafés, Museen und dem ÖPNV durchgeführt.
Die Drivetests fanden in 22 deutschen Großstädten und 25 Kleinstädten statt, die Walktests in elf Städten. Dazu fanden Tests auf Verbindungsstraßen zwischen den Städten und in der Bahn statt. Wie in den Vorjahren flossen außerdem Crowdsourcing-Analysen ins Gesamtergebnis ein, die von Mitte Mai bis Ende Oktober ermitteltet wurden. Allein aus Deutschland gab es 1,7 Millionen Einzel-Messwerte.
connect testete erneut die Mobilfunknetze
Foto: connect
Bei Telefonaten sind alle Netze gut
Die Telefonie floss zu 30 Prozent ins Gesamtergebnis des connect Netztests 2022 ein. Der VoLTE-Standard für Anrufe im 4G-Netz wird mittlerweile von allen deutschen Betreibern unterstützt. Telefongespräche über 5G sind derzeit (abseits von VoIP-Apps) noch nicht möglich. Für den Aufbau einer Sprachverbindung schalten die Smartphones ggf. vom 5G- ins LTE-Netz um.
connect lobt die kurzen Rufaufbauzeiten in allen Netzen. Diese würden bei Telekom und Vodafone recht nah an einer Sekunde liegen, im Telefónica-Netz in allen Testszenarien mit Ausnahme der Bahn immerhin bei unter zwei Sekunden. Bei den innerstädtischen Walktests erreichen die drei Netzbetreiber ein sehr hohes Niveau.
Die Erfolgsquoten beim Aufbau einer Sprachverbindung seien in allen Netzen hoch - außer auf Verbindungsstraßen zwischen den Städten. Dort hätten alle Betreiber Nachbesserungsbedarf. Das Telekom-Netz habe aber einen besseren Eindruck als die beiden anderen deutschen Handynetze hinterlassen. Bei Telefónica sahen die Tester neben Verbindungsstraßen auch in Kleinstädten Optimierungspotenzial.
Bahn-Versorgung weiterhin mit Defiziten
Die Versorgung in der Bahn ist nach wie vor das "Sorgenkind" der deutschen Mobilfunknetze. Hinsichtlich der Telefonate im Zug sah connect im Test für alle drei Betreiber "Luft nach oben". Grundsätzlich hätten Telekom und Vodafone besser als Telefónica abgeschnitten. Dafür habe sich Telefónica als einziger Betreiber speziell im Zug verbessert.
Gewonnen hat in der Sprachdisziplin die Deutsche Telekom. Das Magenta-Netz biete die beste Sprachqualität und hebe sich bei der Netzqualität auf Verbindungsstraßen von Vodafone und Telefónica ab. Vodafone ist zweiter Sieger und liegt in den Drivetests in großen und kleinen Städten nur knapp hinter der Telekom. Bei Telefónica gibt es nach wie vor ein Gefälle zwischen einem sehr guten Netz in Großstädten und Defiziten im ländlichen Raum.
Mobiles Internet: UMTS-Abschaltung "relativ geräuschlos"
Die Abschaltung der UMTS-Netze verlief weitgehend ohne negative Auswirkungen für die Kunden. Das ist eines der Ergebnisse beim Daten-Test der connect, der zu 45 Prozent in die Gesamtwertung einfloss. Abseits dessen habe sich - unter anderem anhand der durchschnittlichen Datenübertragungsraten - gezeigt, dass die Telekom mehr Frequenzspektrum als ihre Mitbewerber zur Verfügung habe.
Mit Testfahrzeugen quer durch Deutschland unterwegs
Foto: connect
Das zweitgrößte Frequenzpaket habe Telefónica. Das zeige sich vor allem bei den Ergebnissen in Großstädten, wo die Münchner inzwischen auch mit dem 5G-Ausbau gut vorangekommen seien. Die beste 5G-Abdeckung weise indes das Telekom-Netz auf. In Großstädten wurden im Test schon rund 90 Prozent der Daten-Samples mit 5G erfasst. Allerdings setzen Telekom und Vodafone oft die DSS-Technik ein, bei der bedarfsabhängig zwischen LTE und 5G hin- und hergeschaltet wird. Bei Telefónica kommt DSS bislang kaum zum Einsatz.
Telekom auch bei Daten vorne
Wie bei der Sprachdisziplin liegt die Telekom auch beim mobilen Internet-Zugang vorne. Vodafone wiederum gelingt es dem aktuellen connect Netztest zufolge, trotz eines gewissen Handicaps in Sachen Frequenzverfügbarkeit, viel aus dieser knappen Ressource herauszuholen: In Groß- und Kleinstädten sowie auf den Verbindungsstraßen folgt der Düsseldorfer Anbieter mit jeweils nur geringem Abstand hinter der Telekom. Der dritte Platz geht an Telefónica.
Bei den Netztests in der Bahn gab es in diesem Jahr eine Besonderheit: Wegen zahlreicher Streckensanierungen mussten viele Züge in diesem Jahr abseits ihrer besser mit Mobilfunk versorgten Stammstrecken fahren. Dennoch konnten Telekom und Vodafone jeweils noch ein paar Prozentpunkte zulegen. Demgegenüber schnitt Telefónica etwas schlechter als im vergangenen Jahr an. Wirklich zufrieden waren die Tester aber mit keinem der drei deutschen Mobilfunknetze, wenn es um den Einsatz im Zug ging.
In dieser Disziplin hat Telefónica die Nase vorn
Die Crowd-Wertung floss mit 25 Prozent ins Gesamtergebnis ein. Auch hier lag die Telekom grundsätzlich vor Vodafone und Telefónica. "Dies belegt, dass die Ergebnisse unserer Drive- und Walktests mit dem Leistungsniveau korrelieren, das tatsächlich bei den einzelnen Nutzern ankommt", so connect. Bei der Reichweite der Breitbandversorgung - also der Frage, wo 4G oder 5G überhaupt zur Verfügung stehen - lag Telefónica mit hauchdünnem Vorsprung vor Telekom und Vodafone. Geht es um die Qualität der Breitbandversorgung, dann liegt Telefónica hinter Telekom und Vodafone auf Rang drei.
Bei den Datenraten ging die Telekom in allen Unterkategorien in Führung, gefolgt von Vodafone und Telefónica. Dabei seien die Abstände zwischen Telekom und Vodafone kleiner als zwischen Vodafone und Telefónica. Die Latenzen lagen bei Telekom und Vodafone in der Basisklasse OTT-Sprachdienste gleichauf, dicht gefolgt von Telefónica. Das anspruchsvollere Gaming förderte die gleiche Rangfolge zutage.
Telekom gewinnt zum elften Mal in Folge
Die Deutsche Telekom konnte sich zum elften Mal in Folge den Gesamtsieg im connect Mobilfunk-Netztest sichern. Dabei erreichten die Bonner mit 944 von 1000 maximal möglichen Punkten auch einen klaren Abstand zu den Mitbewerbern. In den Disziplinen "Daten" und "Crowd" habe sich die Telekom gegenüber dem vergangenen Jahr nochmals verbessert, bei der Telefonie habe sie das Vorjahresniveau gehalten. Nur noch sechs Punkte trennen die Telekom von der Note "überragen". So ist das Ergebnis aber immer noch "sehr gut".
Vodafone kommt auf 913 Punkte und somit ebenfalls auf die Note "sehr gut". Das Netz sei gegenüber dem vergangenen Jahr ebenfalls verbessert worden. Unter allen deutschen Anbietern erzielten die Düsseldorfer im Vorjahresvergleich den größten Punktezuwachs und ihr bislang stärkstes Ergebnis. Erkämpft haben sie dies in den Kategorien "Daten" und "Crowd", in der Sprach-Disziplin konnte das Vorjahresniveau gehalten werden. Zudem sei Vodafone beim 5G-Ausbau erheblich vorangekommen.
Das connect Netztest-Ergebnis
Grafik: connect
Telefónica unter 900 Punkten
Telefónica bleibt auch in diesem Jahr unter der Schwelle von 900 Punkten, konnte aber gegenüber dem vergangenen Jahr nochmals einen deutlichen Sprung nach vorne machen und mit 874 Punkten sein bisher bestes Ergebnis erzielen. Zuwächse gelangen den Münchnern in den Disziplinen "Sprache" und "Crowd". In den Datentests war das Bild gemischt: deutliche Steigerungen in den Städten, aber Nachholbedarf auf dem Land. Dies gilt auch für den 5G- Ausbau, der aber laut connect "in den Großstädten vorbildlich ist", wie es wörtlich heißt.
Wirklich überraschend sind die Ergebnisse des aktuellen connect Netztests nicht. Sie entsprechen den Resultaten fast aller Mitbewerber-Tests. Doch es gibt eine Ausnahme. Erst vor wenigen Wochen haben wir über einen Netztest berichtet, der Telefónica auf Platz 2 - zwischen Telekom und Vodafone - sieht.