connect-Netztest 2019: Unitymedia überholt die Telekom
Seit zehn Jahren führt die Fachzeitschrift connect neben ihrem bekannten Mobilfunk-Netztest gemeinsam mit dem Ismaninger Unternehmen zafaco auch einen Festnetz-Netztest durch. Nach connect-Angaben betreibt zafaco zu diesem Zweck Testanschlüsse in 52 Städten. Im Mai und Juni haben automatisierte Testsysteme insgesamt rund 4,6 Millionen Messungen durchgeführt, um herauszufinden, wer derzeit Deutschlands bester Festnetz-Anbieter ist.
Die Tests wurden in die Kategorien Sprache (Telefonie), Highspeed-Internet (Daten- und Fehlerraten) und Web-Services/Web-TV (Aufruf von Webseiten, Gaming-Servern, Foto-Uploads, Fernsehen via Internet) unterteilt. Dabei wurden die Anforderungen - wie in jedem Jahr - verschärft und an die technische Entwicklung angepasst. Wie connect weiter mitteilte, war die Erweiterung durch Crowdsourcing-Analysten eine wichtige Neuerung in diesem Jahr.
So wurde der Netztest durchgeführt
connect-Festnetz-Test 2019
Foto: teltarif.de
connect unterscheidet beim Netztest zwischen bundesweit agierenden Anbietern und regionalen Carrieren, die bundesweit nur geringe Marktanteile erreichen. Dabei wurden stets die vom jeweiligen Anbieter bereitgestellten Endgeräte mit aktueller Firmware eingesetzt. Getestet wurde grundsätzlich rund um die Uhr. Die Nachtstunden von 2 bis 6 Uhr wurden aber als Wartungszeitfenster deklariert, um den Netzbetreibern die Möglichkeit zu geben, auch während des Testzeitraums nötige Wartungsarbeiten durchzuführen.
Wo immer möglich wurde in diesem Jahr erstmals nach dem neuen IPv6-Standard getestet. Zu Problemen kam es, wenn Anbieter wie Vodafone (Kabel), Unitymedia und M-net Privatkunden "Dual-Stack lite" zur Verfügung stellen und IPv4-Datenpakete in IPv6-Pakete kapseln. Dabei erfolge die Kommunikation auf der Leitung per IPv6. Beim Anbieter werden die IPv4-Pakete wieder ausgepackt und zum jeweiligen Ziel geleitet.
Den connect-Angaben zufolge kommt es durch dieses Verfahren zu "Protokoll-Overhead" und zu Problemen bei VPN-Verbindungen zu IPv4-Gegenstellen. Das wirkte sich auch auf den Netztest aus. Die Netzbetreiber wendeten ein, dass das Testverfahren unfair sei, connect konterte aber, dass auch normale Kunden mit den gleichen Problemen konfrontiert werden, wenn sie vergleichbare Dienste nutzen.
Telekom und M-net lagen im vergangenen Jahr vorne
Im vergangenen Jahr war die Deutsche Telekom Sieger des connect-Netztests in der Kategorie der bundesweiten Anbieter, nachdem das Unternehmen diesen Platz 2017 vorübergehend an 1&1 verloren hatte. Bei den regionalen Telefongesellschaften hatte M-net die Nase vorne und holte die meisten Punkte von allen Telefongesellschaften überhaupt.
Unitymedia überholt die Telekom
Eine Überraschung gab es bei den überregionalen Telefongesellschaften. Hier landete der Kabelnetzbetreiber Unitymedia, der in Baden-Württemberg, Hessen und Nordrhein-Westfalen aktiv ist, auf Platz 1. Im vergangenen Jahr musste sich das Unternehmen noch mit einem Platz im Mittelfeld begnügen. Das hing vor allem mit Qualitätsproblemen bei der Telefonie zusammen. Hier habe sich Unitymedia aber deutlich verbessert.
Auch in der Kategorie Highspeed-Internet konnte Unitymedia überzeugen. Entscheidende Punkte holte der Kabelnetzbetreiber, der vor einer Übernahme durch Vodafone steht, aber in der neu eingeführten Crowdsourcing-Disziplin. Hier erzielte man das beste Ergebnis im Testfeld. Insgesamt kam Unitymedia auf 893 von maximal 1000 möglichen Punkten. Das connect-Urteil lautet "sehr gut".
Drei weitere Anbieter mit Note "sehr gut"
Auch das Surfen im Internet wurde getestet
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Der Vorjahressieger Deutsche Telekom liegt dieses Mal auf dem zweiten Platz. Wie connect erläuterte, liegen die Bonner bei der Telefonie weiterhin ganz vorne. Auch bei den Highspeed-Internetmessungen schnitt die Telekom gut ab, während das Unternehmen in der neuen Crowdsourcing-Kategorie nur im Mittelfeld landete. Nicht zufrieden waren die Tester mit den Upload-Datenraten und mit den Ergebnissen bei der Web-TV-Nutzung. Dafür erreichte die Telekom bei den Web-Services gute Resultate. Mit 879 Punkten lautet das Urteil "sehr gut".
Der Zweitplatzierte aus dem vergangenen Jahr, 1&1, hat 2019 den dritten Platz geholt. Mit 872 Punkten reicht es ebenfalls für die Note "sehr gut". connect berichtet, dass der Verbindungsaufbau bei Telefonaten sehr schnell gewesen sei. Im Bereich Highspeed-Internet lieferte 1&1 zusammen mit dem regionalen Anbieter M-net die beste Performance. Auch bei den Web-Services war 1&1 zusammen mit o2 und M-net ganz vorne dabei, dafür reichte es beim nur für einen Mittelfeldplatz.
o2 verbesserte sich auf 850 Punkte und konnte so - anders als 2018 - ebenfalls die Note "sehr gut" erreichen. connect berichtet von guten Ergebnissen bei der Telefonie und beim Highspeed-Internet. Ähnlich wie bei der Telekom gelte das aber vor allem für den Downstream, während es bei den Upload-Bandbreiten Beanstandungen gab. Beim Web-TV und bei Web-Services überzeugte die Telefónica-Marke die Tester.
Vodafone schwach beim Web-TV
Ähnlich wie die Telekom konnte auch Vodafone bei der Web-TV-Nutzung im Test nicht ganz überzeugen. Zudem fielen die Düsseldorfer durch zu geringe Upload-Bandbreiten im Verhältnis zum vertraglich vereinbarten Wert aus. Bei den Crowdsourcing-Analysen reichte es ebenfalls nur für einen Platz im Mittelfeld, während Vodafone gute Ergebnisse bei der Telefonie lieferte. Unter dem Strich reichte es für den Mix aus DSL-, Kabel- und Glasfaseranschlüssen für 808 Punkte und die Note "gut".
M-net als einziger Regional-Carrier mit Note "sehr gut"
Zum vierten Mal in Folge erreichte M-net den ersten Platz unter den regionalen Telefongesellschaften. Anders als im vergangenen Jahr reichte es dieses Mal allerdings nicht für die höchste Punktzahl im Test. M-net kam auf 885 Punkte. Das entspricht dem connect-Urteil "sehr gut". Damit hat M-net acht Punkte weniger als Unitymedia, aber sechs Punkte mehr als die Deutsche Telekom.
Das Versorgungsgebiet des Unternehmens umfasst die Großräume München und Ulm, viele Regionen Bayerns sowie den Main-Kinzig-Kreis in Hessen. Einen besonders guten Eindruck hinterließ die Telefongesellschaft bei der Telefonie, wo sie zusammen mit o2 hinter der Telekom auf Platz 2 in der Gesamtwertung landete. Bei den Daten-Messungen lag M-net gemeinsam mit 1&1 ganz vorne. Dafür landete der regionale Carrier im Crowdsourcing nur im Mittelfeld.
Gute Ergebnisse von EWE und NetCologne
Web-TV wurde im Test ebenfalls untersucht
Logo: Zattoo, Foto/Montage: teltarif.de
Während M-net als einzige regionale Telefongesellschaft das Test-Urteil "sehr gut" erreichte, kamen EWE und NetCologne auf die Note "gut". EWE landete mit 829 Punkten auf Platz 2. Der Netzbetreiber ist in der Region zwischen Ems und Elbe, in Brandenburg und auf Rügen aktiv und bietet VDSL- und Glasfaserleitungen an. Die an den Testanschlüssen ermittelten Durchschnittswerte zeigten ein gemischtes Bild: Mit der Nutzung von Web-Services zeigten sich die Tester zufrieden, bei der Telefone und beim Highspeed-Internet sehen sie hingegen Luft nach oben.
Die Telefonie ist dem Test zufolge auch eine der Schwachstellen bei NetCologne, das seine Anschlüsse im Raum Köln/Bonn anbietet. So wurden Verbindungsaufbauzeiten, Sprachlaufzeiten und die Sprachqualität kritisiert. Auch beim Highspeed-Internet, bei den Web-Services und beim Web erreichte NetCologne nur durchschnittliche Resultate. Dafür waren die Ergebnisse beim Crowdsourcing gut.
Platz 4 geht ab Pyur
Tele Columbus, das seit einiger Zeit unter dem Markennamen Pyur auftritt, kam auf den vierten Platz unter den regionalen Playern. Das Unternehmen bietet seine Dienste unter anderem in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Berlin und Brandenburg an.
Wie schon 2018 erzielte Pyur bei der Telefonie das schlechteste Ergebnis aller Anbieter, deren Leistungen untersucht wurden. Auch bei den Datenmessungen und bei den Crowdsourcing-Analysen landete die Tele-Columbus-Marke auf dem letzten Platz. Luft nach oben sieht connect zudem bei den Web-Services und im Bereich Web-TV. Unter dem Strich kam Pyur auf nur 719 Punkte und das connect-Urteil "befriedigend".
In weiteren Meldungen lesen Sie, wie die Mobilfunknetze im teltarif.de-Netztest 2019 abgeschnitten haben.