Radio

Trotz DAB+: Darum darf UKW nicht abgeschaltet werden

Auf DAB+ sind Radio­programme oft weniger weit in benach­barte Sende­gebiete hinein zu empfangen als auf UKW. Eine Analog­abschal­tung würde jahr­zehn­telang gewach­sene Hörer­struk­turen zerstören.
Von

Nun könnte man argu­mentieren, dass BR und Antenne Bayern für Hessen keinen Versor­gungs­auftrag haben. Wenn der Empfang direkt an der Landes­grenze endet, ist das aller­dings auch für Pendler ein großer Nach­teil. Selbst der Einkauf im hessi­schen Nach­barort könnte dazu führen, dass der Hörer auf ein anderes Programm umschalten muss - oder eben er nutzt weiterhin UKW oder geht auf Strea­ming via Internet über.

Der Fair­ness halber sei erwähnt, dass es sich speziell im Groß­raum Fulda mit den Programmen des Mittel­deut­schen Rund­funks genau umge­kehrt verhält. Der MDR war auf UKW über den Sender Insels­berg im Thüringer Wald in Fulda immer nur schwach zu empfangen. Für DAB+ wird wiederum der BR-Standort Kreuz­berg/Rhön mitge­nutzt - aller­dings mit einer nach Norden und Osten gerich­teten Sende­antenne, sodass der Empfang in Fulda in Orts­sender­qualität möglich ist.

Neue Programme kein Argu­ment für Verzicht auf Stamm­sender

BR-Sendemast auf dem Kreuzberg/Rhön BR-Sendemast auf dem Kreuzberg/Rhön
Foto: teltarif.de
Zusätz­liche Programme, die DAB+ ohne Zweifel für die meisten Nutzer mit sich bringt, sind aller­dings kein Argu­ment dafür, dass der Hörer mögli­cher­weise vom Empfang von Radio­stationen abge­schnitten wird, die in der jewei­ligen Region jahr­zehn­telang verfügbar waren. Einem SWR3-Fan in Köln nutzt es wenig, wenn er über DAB+ seinen Lieb­lings­sender nicht mehr empfangen kann, dafür aber Absolut relax oder Schwarz­wald­radio im bundes­weiten Multi­plex, um nur zwei Beispiele zu nennen.

Für öffent­lich-recht­liche Rund­funk­anstalten ist dieser drohende Verlust an tech­nischer Reich­weite mögli­cher­weise "nur" ärger­lich. Für private Programm­veran­stalter bedeutet jeder zusätz­liche Hörer aber eine bessere Grund­lage zum Verkauf von Werbe­zeiten. Dabei spielt es oft keine Rolle, ob dieser Hörer im offi­ziell lizen­zierten Gebiet wohnt oder aber 20 Kilo­meter weiter in einem Nachbar-Bundes­land. Kastrierte Sende­gebiete können demnach sogar finan­zielle Nach­teile mit sich bringen.

UKW-Sende­gebiete müssen annä­hernd auf DAB+ abge­bildet werden

Bevor irgend­wann die Entschei­dung zu einer mögli­chen Abschal­tung der UKW-Sender ansteht, muss gewähr­leistet werden, dass die seit vielen Jahren übli­chen Sende­gebiete zumin­dest annä­hernd auch auf DAB+ abge­bildet werden. Dazu müssten Sende­anlagen auch außer­halb des offi­ziellen Versor­gungs­gebiets zum Einsatz kommen, die ggf. auch zu Empfangs­verbes­serungen im offi­ziellen Sende­gebiet eines Programms beitragen können.

Um beim Beispiel Fulda zu bleiben: Die Beschrän­kung der für Bayern sendenden Programme auf eine nach Süden gerich­tete Antenne dürfte damit zusam­menhängen, dass der in Bayern genutzte landes­weite Kanal 11D in Nord­rhein-West­falen erneut verwendet wird. Würden Bayern und NRW von expo­nierten Stand­orten in Grenz­nähe mit Rund­strah­lung arbeiten, so käme es zu gegen­seitigen Störungen.

Wenn es vom 928 Meter hohen Kreuz­berg aber nicht möglich ist, zumin­dest mit kleiner Leis­tung die baye­rischen Programme auch Rich­tung Norden auszu­strahlen, wäre viel­leicht ein zusätz­licher Sender in Fulda sinn­voll, der - eben­falls gerichtet nach Süden - Versor­gungs­lücken im hessisch-baye­rischen Grenz­gebiet sowie entlang der Auto­bahnen A7 und A66 schließt.

Mehr zum Thema Radio