DVB-T

ProSiebenSat.1 will weitere Sender via DVB-T aufschalten

Medienkonzern könnte RTL zum "Rückzug vom Rückzug" bewegen
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Kanal sixx von ProSiebenSat1 Kanal sixx von ProSiebenSat.1
Screenshot: teltarif.de
Als die RTL Group ihren Rückzug aus der DVB-T-Technologie bekannt gegeben hat, sahen viele schon das Ende der Technologie. Doch die Vertragsverlängerung des großen Konkurrenten ProSiebenSat.1 Media AG bis 2018 hat DVB-T aufs erste gerettet, und die Ankündigung der Deutschen Telekom Breitbandanschlüsse nach einem gewissen Datenvolumen zu drosseln hat eine breite Diskussion darüber ausgelöst, ob es wirklich so gut ist digitalen Rundfunk künftig verstärkt oder sogar ausschließlich internetbasiert zu verbreiten. Jetzt hat ProSiebenSat.1 sogar angekündigt noch weitere Sender auf DVB-T ausstrahlen zu wollen. Bewegt der Münchner Medienkonzern den Konkurrenten RTL am Ende doch noch zu einer Kehrtwende?

Ab 1. Juni startet ProSiebenSat.1 die Verbreitung seines Kanals sixx, der sich vorwiegend an ein weibliches Publikum richtet, über DVB-T in Bayern, weitere Bundesländer könnten folgen. "Wir erreichen über DVB-T durchschnittlich mehr Zuschauer als andere TV-Anbieter", erklärte Klaus Steffens, Leiter Technik Distribution der ProSiebenSat.1-Gruppe, das Engagement in einem Interview mit dem Magazin "Digital Fernsehen". Man denke darüber nach "auch unsere neuen Sender über DVB-T zu verbreiten". Zum Jahresbeginn ist die Sendergruppe mit dem Kanal Sat.1 Gold auf Sendung gegangen. Der Kanal ProSieben Maxx, der ein männliches Publikum im Alter zwischen 40 und 59 Jahren ansprechen will, soll spätestens zu Beginn des vierten Quartals 2013 starten. Ein Informations- und Ratgeberkanal, ein Familienprogramm, das sich auch an Kinder richtet und ein Sender für Serien und Dokumentationen befinden sich noch in der Entwicklung.

DVB-T2 nur noch mit Grundverschlüsselung

Kanal sixx von ProSiebenSat1 Kanal sixx von ProSiebenSat.1
Screenshot: teltarif.de
ProSiebenSat.1 könnte also massiv vom DVB-T-Rückzug der RTL Gruppe profitieren und die frei werdenden Frequenzen belegen - falls RTL nicht doch noch einen "Rückzug vom Rückzug" antritt, was zumindest in Branchenkreisen nicht ausgeschlossen wird. Bislang ist das aber offiziell beim Kölner Sender noch kein Thema: "Im Kern geht es um Modernisierung, Planungssicherheit und Refinanzierung. Hier waren die Parameter so, dass wir zu dieser unternehmerischen Entscheidung gekommen sind", verteidigte die medienpolitische Referentin des Kölner Senders, Eva-Maria Sommer, den DVB-T-Rückzug der Sendergruppe in einer Podiumsdiskussion auf dem "Medientreffpunkt Mitteldeutschland". Speziell bemängelte sie fehlende Möglichkeiten zur Programmkodierung sowie die langfristig nicht gesicherten Frequenzen, an denen auch der Mobilfunk Interesse zeigt. Eine künftige Grundverschlüsselung als Signalschutz beim DVB-T-Nachfolger DVB-T2 fordert auch Konkurrent ProSiebenSat.1.

Es gäbe immer noch genügend private Anbieter, die sich zur Zukunft von DVB-T bekennen, konstatierten die medienpolitischen Vertreter der Bundesländer auf dem Panel: "Jetzt müssen Sender und Länder mit diesem gemeinsamen Bekenntnis nach vorne gehen und den Bund überzeugen, dass er sich bei der anstehenden Weltfunkkonferenz in Genf 2015 für einer Sicherung der Frequenzen für die Rundfunkanbieter einsetzt", forderte der Präsident der Bayerischen Landesmedienanstalt (BLM), Siegfried Schneider.

ARD und ZDF wollen raschen Umstieg auf DVB-T2

"DVB-T liegt nicht auf der Intensivstation", sagte ZDF-Produktionsdirektor Dr. Andreas Bereczky in der Podiumsdiskussion. Zum Umstieg auf den Nachfolger DVB-T2 sagte er: "Wir brauchen einen Termin, einen Teilnehmerkreis und eine Übergangsphase. Dies alles müssen wir in den nächsten eineinhalb Jahren regeln". Andernfalls müsse man tatsächlich über die Abschaffung eines international bewährten Übertragungssystems reden, welche nicht wieder rückgängig gemacht werden könne. Auch MDR-Betriebsdirektor Dr. Ulrich Liebenow setzt sich für einen Fortbestand der Technik und die Umstellung auf DVB-T2 ein: "Wir sehen den Bedarf nach mobilen Diensten. An DVB-T festzuhalten, ist deshalb für uns ein Gebot der Stunde."

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