E-Perso

Der E-Perso: Anwendungen sind noch Mangelware

Teuer, aufwändig und wenige Anwendungen
Von Hans-Georg Kluge mit Material von dpa

Verbraucher können mit dem neuen Personalausweis Verträge online sicher und zuverlässig abschließen. Verbraucher können mit dem neuen Personalausweis Verträge online sicher und zuverlässig abschließen.
Bild: BMI
Sicher Geld überweisen, einen schnellen Blick aufs Rentenkonto werfen oder die unkomplizierte Alterskontrolle beim Online-Shopping: All das und noch viel mehr soll der Elektronische Personalausweis (E-Perso) möglich machen. Denn zusammen mit einem Lesegerät und einer PC-Software namens Ausweis-App können sich Besitzer eines E-Persos im Internet ausweisen. Doch noch lässt sich kaum jemand auf die neuen Möglichkeiten des Dokuments ein.

Verbraucher können mit dem neuen Personalausweis Verträge online sicher und zuverlässig abschließen. Verbraucher können mit dem neuen Personalausweis Verträge online sicher und zuverlässig abschließen.
Bild: BMI
Vielleicht liegt es daran, dass der Perso durch die neuen Funktionen teurer geworden ist. Wer den E-Perso bestellt, zahlt dafür 28,80 Euro. Damit die Onlinefunktionen nutzbar sind, muss die sogenannten digitale Identifizierung (eID) bei Aushändigung des Ausweises aktiviert werden. Dabei wählt der Nutzer auch eine sechsstellige PIN. Wer seinen E-Perso nachträglich fit für das Internet machen lässt, zahlt sechs Euro drauf. Auch ein Lesegerät muss der Nutzer kaufen. Die Ausweis-App ist für Rechner mit Windows, Linux oder OS X kostenlos.

Lesegeräte ohne Tastatur nicht empfehlenswert

Es gibt auch Lesegeräte mit Display, die die sogenannte qualifizierte elektronische Signatur (QES) unterstützen: Mit QES kann der E-Perso auch zum Unterzeichnen von Verträgen genutzt werden. Bisher gibt es allerdings noch keine Dienstleister, die die dafür nötigen Sicherheitszertifikate anbieten. Für solche Zertifikate fallen in der Regel zusätzliche Gebühren an.

Wer die digitale Identifizierung (eID) seines E-Persos nutzen möchte, sollte auf die günstigen, ab 20 Euro erhältlichen Basisleser ohne Tastatur verzichten. "Da gibt es bei der Eingabe des PIN-Codes ein Restrisiko", erklärt Prof. Norbert Pohlmann vom Institut für Internet-Sicherheit. Denn die PIN muss bei Basisgeräten über die Computertastatur eingegeben werden, wo sie unter Umständen von sogenannten Keylogger-Trojanern abgefangen werden kann. Sichere Standardleser mit Tastatur gibt es für etwa 50 Euro.

Wenig Dienstleistungen unterstützen den E-Perso

Die Zahl derer, die Dienstleistungen für oder mit dem E-Perso unterstützen, ist eher klein, wie ein Blick auf das offizielle Portal zum neuen Ausweis zeigt. Unter den Anbietern finden sich relativ viele Versicherungen, aber kaum Onlineshops oder Banken und nur ein paar Kommunen. Für Mobilfunknutzer ist nur das Prepaid-Aufladesystem mpass von Vodafone [Link entfernt] auf der Liste der unterstützten Anwendungen. Das zuständige Bundesinnenministerium spricht von 85 Anbietern. Prof. Stefan Ruf von der Hochschule Albstadt-Sigmaringen geht von einer Zahl unter 50 aus. "Das ist deutlich zu wenig", kritisiert der Professor für E-Business-Management.

Die Gründe für den überschaubaren Erfolg seien vielfältig, sagt Prof. Ruf. "Es gibt zu wenig Anwendungen, die Anschaffungskosten sind zu hoch, es existieren genug einfache Alternativen wie das Postident-Verfahren und zu viele Anwender haben Angst um ihre Daten." Internationale Onlineshops sähen bisher wenig Beweggründe, die deutsche Insellösung mitzumachen. Und Banken scheuen sich, nach dem Wechsel von den alten TAN-Listen zu TAN-Generatoren oder mobilen TANs fürs Handy, noch eine weitere Technologie einzuführen.

Das spärliche Angebot der Kommunen findet Prof. Ruf ärgerlich, hält es aber nicht für ursächlich für die jetzige Situation. "Selbst wenn alle Kommunen den Ausweis einführen, wird das nicht für eine weite Verbreitung sorgen." Denn die Geschäfte, die man in diesem Bereich mit dem Ausweis erledigen kann, macht man üblicherweise nur alle paar Monate oder Jahre - zum Beispiel ein Auto anmelden, sich ummelden oder eine polizeiliches Führungszeugnis beantragen. "Die wenigsten werden sich nur dafür Ausweis und Lesegerät anschaffen."

Langfristig doch erfolgreich?

Trotzdem glaubt Ruf an den E-Perso. "Es wird in Zukunft mehr Anwendungen geben", sagt der Experte. Ähnlich sieht das BMI-Sprecher Philipp Spauschus: "Je mehr Bürgerinnen und Bürger die Funktion eingeschaltet lassen, desto eher rechnen sich die Investitionen der Wirtschaft und der Verwaltung in die Entwicklung von attraktiven Angeboten." Bis 2020 soll jeder Deutsche einen E-Perso erhalten, aktuell sind nach BMI-Angaben 13,5 Millionen neue Ausweise im Umlauf. Allerdings ist nur bei 3,8 Millionen davon die eID aktiviert.

Für Prof. Norbert Pohlmann ist unverständlich, warum beim Onlinehandel oder bei Bankgeschäften immer noch auf antiquierte Sicherheitslösungen gesetzt wird. "Passwörter sind als Sicherheitsmechanismen eigentlich völlig ungeeignet, weil es tausende Angriffsmöglichkeiten darauf gibt", erklärt der Direktor des Instituts für Internet-Sicherheit in Gelsenkirchen. Der E-Perso sei im Vergleich dazu die deutlich sicherere Lösung: "Vom Anspruch her ist der elektronische Personalausweis weltweit das absolute High-End-Modell." Die Sicherheitslücken, die es zum Start noch gab, seien längst behoben.

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