Datenschutzverletzung

Skandal: Personaler fordern Facebook-Login von Bewerbern

Facebook rät: Niemals eigenes Passwort an andere weitergeben
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Skandal: Personaler fordern Facebook-Login von Bewerbern Skandal: Personaler fordern
Facebook-Login von Bewerbern
Screenshot: teltarif.de
"Um die Stelle zu bekommen, benötigen wir Ihre persönlichen Login-Daten bei Facebook". Nachdem sich in den USA Beschwerden über diese Praxis bei Vorstellungsgesprächen häufen, rät das soziale Netzwerk seinen Mitgliedern, niemals das eigene Passwort herauszugeben.

Die Unsitte, persönliche Login-Daten von Bewerbern einzusammeln, hat in den letzten Monaten anscheinend eine erschreckende Dimension angenommen. Betroffen sein sollen insbesondere Bewerber für den öffentlichen Dienst in den USA - dort soll dies mittlerweile sogar der Regelfall sein.

Facebook hat mittlerweile erbost auf diese Praxis reagiert und weist darauf hin, dass die Personaler sich mit dieser Forderung rechtlich auf sehr dünnem Eis bewegen. Die Abfrage der Login-Daten von Bewerbern verstößt nicht nur gegen die Nutzungsbedingungen des Netzwerks, sondern möglicherweise auch gegen bestehende Gesetze.

Facebook: "Privatsphäre des Freundeskreises ist in Gefahr"

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Screenshot: teltarif.de
In einer Mitteilung äußert sich Facebook nun erstmals zu dieser fraglichen Praxis. Erin Egan, Chief Privacy Officer, schreibt, dass diese Praxis der Abfrage von Login-Daten in den letzten Monaten "erschreckend zugenommen" habe. Eine solche Anforderung würde nicht nur die Privatsphäre des Nutzers angreifen, sondern auch die seines kompletten Freundeskreises.

Facebook rät dringend, niemals die eigenen Login-Daten aus der Hand zu geben oder sonst irgendetwas zu tun, das die Sicherheit des eigenen Accounts aufs Spiel setzen könnte. Es dürfe niemals soweit kommen, dass ein Bewerber einen Job nur dann bekommt, wenn er seinen Facebook-Login herausrückt.

Böse Folgen befürchtet Facebook beispielsweise, wenn ein Bewerber zu einer geschlossenen Benutzergruppe gehört. Würde ein Arbeitgeber den Bewerber deswegen ablehnen, wäre dies ein rechtlich eindeutiger Fall von Diskriminierung, was in den USA meist böse juristische Konsequenzen für den Arbeitgeber hat. Im Übrigen bezweifelt Facebook, dass es in den Unternehmen eine Sicherheitsrichtlinie dafür gibt, wer die Logins der Angestellten benutzen darf und welche Daten aus den Profilen wo und wie lange gespeichert werden. Die Stellungnahme enthält schließlich den süffisanten Hinweis, dass Facebook sehr um die Privatsphäre seiner Nutzer besorgt sei.

Mittlerweile haben schon viele Facebook-Nutzer die Mitteilung kommentiert, allerdings erwecken die Kommentare eher den Eindruck, dass viele Facebook-Nutzer mehr mit den Privacy-Einstellungen des sozialen Netzwerks zu kämpfen haben als mit renitenten Arbeitgebern.

Erste Gesetzesentwürfe gegen Ausspähen von Bewerbern

Inzwischen nehmen sich erste Politiker in den USA des Problems an. Der kalifornische Senator Leland Yee hat am Freitag einen Gesetzesentwurf [Link entfernt] eingebracht. In der Mitteilung dazu heißt es, dass es absolut inakzeptabel sei, wenn ein Arbeitgeber in die Social-Media-Accounts seiner Bewerber oder Angestellten eindringe. Familienfotos und private Termine seien völlig ungeeignet, die Fähigkeiten oder die Arbeitsleistung eines Mitarbeiters zu beurteilen.

Dem Senator liegen auch Berichte vor, nachdem Bewerber zwar nicht Benutzername und Passwort herausgeben mussten, aber dem Arbeitgeber am Bildschirm den Inhalt des eigenen Facebook-Profils vorführen mussten. Auch diese Praxis soll durch das Gesetz verboten werden. Selbst wenn man dem Bewerber die Offenlegung als "freiwillig" verkaufe, würde dies den Tatbestand der Nötigung erfüllen, wenn jemand dringend auf eine neue Arbeitsstelle angewiesen ist.

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