Fairphone 3: Nachhaltiges Smartphone im Test
Mit dem Fairphone wollte der niederländische Designer und Elektrotechniker Bas van Abel ein Smartphone kreieren, das möglichst die Umwelt und die Ressourcen schont. Für seine Idee wurde der Unternehmer bereits mehrfach ausgezeichnet. Im Herbst letzten Jahres kam nun das Fairphone 3 auf den Markt. Wir haben uns das rund 450 Euro teure Gerät genauer angeschaut.
Was macht das Fairphone fair?
Die Idee hinter dem Fairphone ist die Herstellung unter möglichst schonenden Bedingungen für Mensch und Umwelt. Viele Rohstoffe, die man für die Herstellung benötigt, werden oft unter umstrittenen Bedingungen gefördert. Fairphone hat es sich dabei auf die Fahnen geschrieben, nur Lieferanten auszusuchen, bei denen die Metallerze aus geprüften Minen und konfliktfreien Regionen gefördert werden. Gold fördert man bereits in Uganda nach Fairtrade Standards. Auch bei der Herstellung achtet das Unternehmen nach eigenen Angaben besonders auf faire Arbeitsbedingungen bei den chinesischen Fertigern.
Zum Lieferumfang des Fairphone 3 gehört ein Werkzeug zum Öffnen und ein Silikon-Cover für die Rückseite. Ein Ladegerät und Kabel sucht man vergeblich
Dennis Knake
Wer sich erinnert: Das taiwanesische Unternehmen Foxconn, das unter anderem für Apple in China fertigte, geriet aufgrund seiner Arbeitsbedingungen immer wieder in die Kritik: Lange Arbeitszeiten, hoher Leistungsdruck, niedrige Löhne. Spätestens als 2010 mindestens 13 Angestellte auf dem Firmengelände Suizid begangen, war das Image der edlen Smartphones auch im Rest der Welt angekratzt. Das alles soll es beim Fairphone nicht geben.
Ein weiterer Grundsatz ist die Haltbarkeit und Recycling-Fähigkeit des Fairphones. Das gesamte Gerät ist modular aufgebaut. Dazu gehört nicht nur der einfach austauschbare Akku: Auch weitere Elemente des Gerätes wie das Display, die Kamera und weitere Module können nachbestellt und relativ einfach ausgetauscht werden. Dazu ist im Lieferumfang sogar ein kleines Werkzeug dabei.
Das Fairphone 3 im Unboxing
Das Fairphone 3 ist modular aufgebaut. Alle Einzelteile sind leicht zugänglich und können einfach ausgetauscht werden
Fairphone
Das Fairphone 3 wird frei von Plastik in einem Pappkarton geliefert. Was dem verwöhnten Smartphone-Kunden sofort auffällt: Kopfhörer, Ladegerät oder USB-Kabel sind nicht dabei. Nun kann man sich streiten, ob man bei einem
450-Euro-Gerät nicht wenigstens etwas Zubehör verlangen darf. Fairphone argumentiert so: Ein Ladegerät oder USB-Kabel haben wir meist sowieso schon zu Hause herumliegen. Wer unbedingt noch eines brauche, kann sich ein passendes im Onlineshop dazu bestellen. Das spart Ressourcen. Gleiches gilt auch für die Kopfhörer.
Ganz falsch ist das nicht. Wer sich bislang alle zwei bis drei Jahre ein neues Smartphone zugelegt hat, dürfte bereits über eine stolze Ladegeräte- und Kopfhörersammlung verfügen. Dennoch, ein wenig enttäuscht war ich ob der spartanischen Ausstattung dann doch ein wenig. Aber vielleicht gehört Umdenken auch einfach dazu. Dennoch: Eine Silikonhülle zum Schutz des Smartphones wird laut Anleitung mitgeliefert. Bei unserem Testgerät fehlte sie allerdings.
Unter dem austauschbaren Akku befinden sich die Slots für zwei SIM-Karten im Nano-Format sowie eine microSD Karte für zusätzlichen Speicher
Dennis Knake
Technische Merkmale und Kamera
Das Fairphone 3 wird mit 64 GB internem Speicher ausgeliefert. Das ist nicht Oberklasse, aber durchaus zeitgemäß und im normalen Gebrauch auch völlig ausreichend. Wer mehr Speicher benötigt, kann eine interne microSD-Karte installieren. Ebenso ist das Gerät standardmäßig mit Dual-SIM-Funktionalität ausgestattet. Es können also stets zwei SIM-Karten verwendet werden. Besonders für Vielreisende eine wichtige Funktion.
Angetrieben wird das Fairphone 3 von einem Snapdragon 632 Achtkern-Prozessor mit 4 GB RAM von Qualcomm. Auch das haut Leistungsenthusiasten nicht vom Hocker, ist aber ebenfalls völlig ausreichend. Als Betriebssystem fungiert ein natives Google Android 9 (Pie). Der Vorteil dabei: Google-Updates werden sofort ausgespielt und nicht erst, wenn die Hersteller ihre angepassten Versionen freigeben. Während der Testphase kamen bereits zwei Updates aufs Smartphone.
Das Fairphone 3 unterstützt 2,4 GHz und 5 GHz Wi-Fi, Bluetooth 5 + LE sowie 4G (LTE) Mobilfunk. Zudem verfügt das Gerät über einen NFC-Chip zur kontaktlosen Datenübertragung, einen Fingerabdruckscanner und einen USB-C-Anschluss. Auch eine 3,5-mm-Kopfhörerbuchse ist noch vorhanden.
Die im Fairphone 3 verbaute Sony-Kamera fokussiert schnell und liefert auch bei Dunkelheit rauschfreie Bilder
Dennis Knake
Die Kamera eines Smartphones gehört heute zu den wichtigsten Details. Sind wir ehrlich: Wir fotografieren und teilen unsere Bilder heutzutage doch öfter als wir das „Telefon“ zum Telefonieren benutzen. So ist beim Fairphone 3 vorne eine 12-Megapixel-Frontkamera und auf der Displayseite eine 8-Megapixel-Selfie-Kamera installiert. Der Fokus der Kamera reagiert angenehm schnell. Auch Dunkelheit meistert das Gerät mit seiner f/1.8-Öffnung vorne und der f2.0-Öffnung der Selfie-Kamera souverän und relativ rauschfrei.
Die Lichtempfindlichkeit variiert dabei von ISO 100 bis ISO 3200 und kann auch manuell eingestellt werden. Videos nimmt das Fairphone 3 bis 4K-Qualität mit 30 Bildern pro Sekunde auf. Spezialeffekte wie Zeitlupe oder Timelapse-Aufnahmen sind ebenfalls möglich.
Bei maximalem Zoom erkennt man den Weichzeichner, der das Bildrauschen unterdrücken soll
Dennis Knake
Das Display misst 5,65 Zoll (ca. 14 cm) und liefert eine Auflösung von 2160 mal 1080 Pixeln im Format 18:9. Auch Fairphone verwendet wie viele andere Smartphone-Hersteller das besonders kratzfeste Gorilla Glas in der allerdings nicht mehr ganz aktuellen Version 5, das allerdings auch Stürze aus 1,6 Metern Höhe schadlos überstehen können soll. Nur die Version 6, seit 2018 auf dem Markt, ist noch besser.
Handhabung
Die Bedienung des Fairphone 3 verläuft reaktionsschnell. Es ist trotz seiner doch etwas „klobigen“ Bauweise nicht sonderlich schwer und liegt gut in der Hand. Die Rückseite kann ohne Werkzeug mit dem Finger leicht abgenommen werden. So gelangt man schnell an den Akku, unter dem die SIM-Karten im Nano-Format sowie eine weitere microSD-Speicherkarte untergebracht werden können.
Jetzt erkennt man auch die modulare Bauweise. Über einige gut erreichbare Schrauben kann das Fairphone 3 mit dem mitgelieferten Werkzeug relativ leicht zerlegt werden. Für nachlässige Smartphone-User, die gerne mal ihre Displays zerstören, eigentlich das perfekte Gerät. Ein neues Display ist für unter 90 Euro zu haben und lässt sich leicht selbst ersetzen.
Fazit
Zugegeben, für 450 Euro gibt es leistungsfähigere Smartphones zu kaufen. Auch Smartphones, die vielleicht etwas stylischer aussehen oder noch einen ticken moderner sind. Aber das Fairphone 3 braucht sich mit nicht hinter der Mittelklasse-Konkurrenz zu verstecken. Es ist ein solides, schnelles Smartphone mit allem, was man im täglichen Umgang braucht.
Wer auch sonst Wert auf den schonenden Umgang mit Ressourcen und faire Arbeitsbedingungen legt, sollte so konsequent sein, auch dem Fairphone eine Chance zu geben. Und denkt man ohnehin gerade über einen Vertragsabschluss oder eine Vertragsverlängerung nach: Mobilfunkanbieter wie Telekom, Vodafone, o2 haben das Fairphone 3 im Angebot. Je nach Tarif gibt es das Gerät zum Vertrag dann auch günstiger.