Nachhaltigkeit: Wohin mit unseren alten Handys?
Irgendwann einmal funktioniert auch das geliebteste Handy nicht mehr, wird vom Hersteller aus dem Update-Zyklus geworfen oder soll aus anderen Gründen entsorgt werden. Werfen wir ein defektes oder aus der Mode gekommenes Smartphone einfach in den Restmüll, wird es verbrannt, wobei giftige Stoffe freigesetzt werden. Bei der vorangehenden Lagerung auf der Deponie gelangen die Stoffe in unser Grundwasser. Die perfekte Lösung sieht also anders aus.
In den letzten Jahren ist Nachhaltigkeit im Zusammenhang mit der Energiewende und dem Umweltschutz zu einem großen Thema geworden - auch im Smartphone-Sektor.
Das Handy: ein Gerät voller Wertstoffe
Laut der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen enthält ein 110 Gramm schweres Handy etwa 305 Milligramm Silber, 30 Milligramm Gold und 11 Milligramm Palladium. Zudem finden in Speicherchips seltene Erden wie Yttrium, oder Lanthan Verwendung, deren Abbau unter teilweise haarsträubenden Bedingungen stattfindet und gleichzeitig eine hohe Belastung für Mensch und Umwelt darstellt.
Beim Kauf, aber auch bei der Entsorgung alter Geräte betrifft der ressourcenschonende Umgang mit Wertstoffen also sowohl den Kunden als auch den Hersteller.
Generalüberholte Smartphones werden immer beliebter
Bild: Claudia Krüger / teltarif / Pixabay / PNGWing
Nicht jeder besitzt ein Fairphone
Besitzer eines Fairphones, also eines Handys im Baukastenprinzip, dessen einzelne Teile vom Kunden selber ausgewechselt werden können, müssen sich weitaus weniger Gedanken um die Entsorgung machen, da jeweils nur das Teil, das kaputt ist oder nicht mehr den eigenen Ansprüchen genügt (Kamera, Prozessor oder Arbeitsspeicher) ausgetauscht wird.
Das Handy selber hat somit im Schnitt einen viel längeren Lebenszyklus als ein "normales" Smartphone.
Da natürlich längst nicht jeder ein solches Baukasten-Handy besitzt, wollen wir hier einige Möglichkeiten beleuchten, wie Sie Ihrem ausgedienten Gerät ein neues Leben schenken oder es entsorgen können.
Privatverkauf: Nicht der beste und sicherste Weg!
Wer sein Gerät über eine Verkaufsplattform veräußern will, tut gut daran, vorher alle privaten Daten aus dem internen Speicher gelöscht zu haben. Dabei sollte klar sein, dass sensible Daten auch nach dem Zurücksetzen auf die Werkseinstellungen noch von Hackern ausgelesen werden können. Hierfür also am besten an einen Profi wenden (was meistens teuer ist) oder eine der unten genannten Möglichkeiten der Wiederverwertung in Betracht ziehen.
Achtung: Beim Verkauf eines Android-Handys unbedingt schon vor dem Zurücksetzen auf die Werkseinstellungen das eigene Google-Konto löschen! Der Käufer des Handys kann sich sonst im Anmeldeassistenten nicht mit seinem eigenen Google-Konto einloggen und auf das Menü zugreifen, da Google seit Android 5.1 eine sogenannte "Android Device Protection" alias Aktivierungssperre eingerichtet hat, die eigentlich als Diebstahlschutz dient.
Das Smartphone wird in diesem Fall für den Käufer unbrauchbar. Beim Verkauf bitte fair sein und immer alle bekannten Mängel angeben - und nicht vergessen, vorher die SIM- und SD-Karten herauszunehmen!
Inzahlungnahme: Altes Handy als Anzahlung auf ein Neugerät
Samsung und Apple sprangen bereits vor einigen Jahren durch Trade-In-Programme mit Inzahlungnahme gebrauchter Geräte auf den Zug der Nachhaltigkeit auf. Der Gegenwert eines teilnahmeberechtigten alten Handys wird in diesem Fall auf ein Neugerät gutgeschrieben.
Auf unsere Nachfrage, was mit den abgegebenen Smartphones passiert, antwortete Samsung, dass die Geräte nicht direkt an Samsung, sondern an Teqcycle gehen.
Bei Teqcycle handelt es sich um eines von vielen Unternehmen, die sich auf die Rücknahme und Wiederverwertung gebrauchter mobiler Endgeräte spezialisieren.
Hier werden sensible Kundendaten auf IMEI-Basis vom Handy gelöscht und eine möglichst hohe Rate an wiedereinsatzfähigen Geräten auf den Refurbished-Markt gebracht. Kunden von Teqcycle sind Netzbetreiber, Retail, Hersteller und Firmenkunden.
Refurbished Handys
Bild: Pixabay / mohamed-hassan
Gebrauchtwaren-Händler: Alt statt neu
Ihr Altgerät können Sie auch an herstellerunabhängige Online-Händler verkaufen, die diese überprüfen und reparieren, um sie dann wiederum mit einem zeitbegrenzten Rückgaberecht und Garantie in ihrem Shop anzubieten.
Unserer Beobachtung nach sind die Ankaufspreise meistens leider sehr niedrig, während die Wiederverkaufspreise mitunter nicht allzu weit unter denen eines Neugerätes liegen.
Lobenswert, wenn solche Shops etwas Gutes für die Umwelt tun. Eine von mehreren An- und Verkaufsplattform für Smartphones ist refurbed. Der Händler verspricht, für jedes verkaufte Handy einen Baum zu pflanzen.
Das defekte Handy selbst reparieren
Ebenso wie Google kündigte Samsung eine Partnerschaft mit iFixit an, die es Kunden ermöglicht, ihre Smartphones mit Originalteilen, iFixit-Anleitungen und -Werkzeugen selbst zu reparieren.
Für Bastelbegeisterte eine tolle Alternative zum Wiederverkauf, finden wir.
Handy selbst reparieren
Bild: Pixabay / Bru-nO
Projekt: Notfallhandys für bedürftige Kinder
Nicht jeder hat das Geld dafür, seine ganze Familie mit teuren Smartphones auszustatten. Dabei kann es für ein Kind sehr hilfreich oder sogar lebensrettend sein, im Notfall ein einfaches Handy oder Smartphone dabei zu haben, um die Familie oder den Notdienst anzurufen.
We4kids ist eine tolle Aktion, bei der Sie Handys spenden können, die daraufhin von den ehrenamtlichen Helfern mit einer Simkarte ausgestattet und an bedürftige Kinder weitergegeben werden. Defekte Handys gibt we4kids an den Recycling-Partner RDE Coolrec weiter.
Sammelboxen von NABU
Auch NABU und die Telefónica Deutschland Group helfen bereits seit 2011 durch Sammelaktionen dabei, Smartphones und Handys für einen guten Zweck wiederaufbereiten zu lassen oder umweltschutzgerecht zu entsorgen.
Wenn es sich wirklich nicht mehr lohnt
Ist das Handy wirklich zu nichts mehr zu gebrauchen, und auch nicht mehr gut genug, um es an die eigenen Kinder oder Freunde zu verschenken, können Sie es kostenlos bei kommunalen Sammelstellen der Entsorger abgegeben, damit es ordnungsgemäß entsorgt wird.
Haben Sie noch andere Ideen? Wir freuen uns auf Ihre Vorschläge in den Kommentaren!
Wussten Sie schon, dass der Markt für Refurbished-Smartphones 2021 um 15 Prozent gewachsen ist? Mehr darüber lesen Sie in einem anderen Artikel.