Eco Rating: 5 große Netzbetreiber gründen Umwelt-Initiative
Trotz aller Konkurrenz arbeiten die Mobilfunknetzbetreiber mitunter auch zusammen. Die Deutsche Telekom, Orange (Frankreich), Telefónica (Deutschland und Spanien), Telia Company (Schweden/Finnland) und Vodafone (Deutschland, Italien, England, etc.) stellen ein neues Nachhaltigkeits-Rating für Mobiltelefone vor.
Das "Eco Rating" soll ab Juni 2021 in ganz Europa eingeführt werden und wird Telefonmodelle von zwölf Anbietern umfassen. Kunden sollen "nachhaltige Mobiltelefone" erkennen können.
Einheitliche und präzise Informationen
Eco Rating ist eine Initiative von fünf großen europäischen Mobilfunknetzbetreibern
Logo: Ecoratingdevices.com
Ziel sei es, so die Initiatoren, für Endkunden "einheitliche und präzise Informationen über die Umweltauswirkungen in Zusammenhang mit Herstellung, Nutzung, Transport und Entsorgung von Smartphones und Feature-Phones" zur Verfügung zu stellen. Anhand des Eco Ratings sollen Betreiber und ihre Kunden die Nachhaltigkeit von Mobilgeräten besser bewerten und die Nachfrage nach Elektrogeräten mit einer höheren Nachhaltigkeit widerspiegeln.
Zunächst werden Smartphone-Modelle zwölf verschiedener Hersteller durch die Initiative bewertet. Weitere Marken sollen in Zukunft folgen.
Diese Marken sind bislang dabei
Auf der Liste liest man teilweise weniger bekannte Marken, dafür fehlen einige wichtige Player des Marktes. Genannt werden die Bullitt Group (CAT and Motorola rugged phones) (also robuste Modelle), Doro (seniorengerechte Telefone), HMD Global (unter der Marke Nokia), Huawei, MobiWire, Motorola/Lenovo, OnePlus, Oppo, Samsung Electronics, TCL/Alcatel, Xiaomi und ZTE.
Bislang nicht dabei sind Apple, Sony und Google, auch die seniorengerechte Marke Emporia wird nicht genannt. Besonders fällt aber auf, dass ausgerechnet das nach Ansicht vieler Experten am umweltfreundlichsten eingestufte Fairphone nicht dabei ist. Warum das so ist, verraten die Initiatoren leider nicht.
Ab Juni 2021 wollen die Mobilfunkbetreiber die Eco-Rating-Kennzeichnung an ihren Verkaufsstellen in 24 Ländern in Europa einführen. Dafür wurde eine Website www.ecoratingdevices.com eingerichtet.
100 Punkte sind möglich
So könnte ein Umweltlabel von Eco Rating aussehen. Das Mustergerät hätte 65 von 100 möglichen Punkten bekommen
Grafik: EcoRatingDevices.com
Jedes Mobiltelefon soll eine Gesamtnote von maximal 100 Punkten erhalten, womit die Umweltverträglichkeit des Gerätes über seinen gesamten Lebenszyklus hinweg "abgebildet werden" soll.
Darüber hinaus soll das Label fünf wesentliche Aspekte der Nachhaltigkeit von Mobilfunkgeräten beleuchten und dadurch Aufschluss über Langlebigkeit, Reparaturfähigkeit, Recyclingfähigkeit, Klimaverträglichkeit und Ressourcenschonung der einzelnen Geräte geben.
Fünf Mobilfunkbetreiber
Die Vorstandsvorsitzenden der fünf Mobilfunkbetreiber – Tim Höttges (Deutsche Telekom), Stéphane Richard (Orange), José María Álvarez-Pallete (Telefónica), Allison Kirkby (Telia Company) und Nick Read (Vodafone Group) – begrüßten gemeinsam den Start der Eco-Rating-Initiative:
„Es liegt in unserer gemeinsamen Verantwortung, auf eine nachhaltigere Zukunft hinzuarbeiten. Daher sind wir der Auffassung, dass es Zeit für die Einführung eines einheitlichen, branchenweiten Eco-Rating-Systems ist, das für eine höhere Transparenz sorgt und dazu beiträgt, das Bewusstsein der Kunden für die Umweltauswirkungen von Mobiltelefonen zu schärfen.“
„Wir freuen uns darauf, zukünftig weitere Hersteller und Telekommunikationsanbieter in der Eco-Rating-Initiative zu begrüßen, und wir hoffen, dass diese Initiative die gesamte Branche dazu inspiriert, den Übergang zu einem stärker kreislauforientierten Modell für Mobiltelefone zu beschleunigen.“
Die Eco-Rating-Methode
Die von den Geräteherstellern zur Verfügung gestellten Informationen werden einer "einheitlichen, objektiven und konsistenten Bewertung" unterzogen. Dabei sollen 19 verschiedene Kriterien angewandt werden, die zu einer Gesamtpunktzahl für das jeweilige Gerät führen. Das Eco Rating soll fünf wichtige Aspekte bewerten:
- Langlebigkeit: Robustheit, Akkulebensdauer und Garantiezeitraum des Gerätes und seiner Bestandteile.
- Reparaturfähigkeit: Design des Mobiltelefons und Maßnahmen, wodurch Reparaturfähigkeit, Wiederverwendbarkeit und Aufrüstbarkeit des Gerätes verbessert und so die Nutzungsdauer verlängert werden können. Je höher die Punktzahl in der Kategorie Reparaturfähigkeit, desto besser schneidet das Gerät hinsichtlich dieser Aspekte ab.
- Recyclingfähigkeit: Erfasst wird, wie einfach das Gerät in seine Bestandteile zerlegt und die darin verwendeten Wertstoffe zurückgewonnen werden können, welche Informationen dazu bereitgestellt werden und wie leicht die Wertstoffe recycelt werden können.
- Klimaverträglichkeit: Bewertet die Treibhausgasemissionen des Gerätes über den gesamten Lebenszyklus hinweg. Je höher die Punktzahl, desto geringer ist die Klimabelastung.
- Ressourcenschonung: Bewertet die Auswirkungen der im Gerät verbauten Menge an knappen Rohstoffen (z.B. Gold für die Herstellung von elektronischen Bauteilen) auf die Erschöpfung von Ressourcen. Je höher die Punktzahl in dieser Kategorie, desto weniger wird die Verfügbarkeit knapper Rohstoffe durch das Gerät beeinträchtigt.
Das Eco Rating basiere auf Branchenkenntnissen und bewährten Verfahren, die im Rahmen von früheren Initiativen zur Umweltkennzeichnung identifiziert wurden. Es wurde mit Unterstützung und unter Aufsicht der IHOBE (eine "staatliche Organisation mit den Schwerpunkten wirtschaftliche Entwicklung, Nachhaltigkeit und Umwelt", mit Sitz im Baskenland, Spanien) sowie unter Beteiligung verschiedener Gerätehersteller entwickelt. Dabei wurden die neuesten Normen und Richtlinien der Europäischen Union, der ITU-T, der ETSI und der ISO zugrunde gelegt und bei Bedarf neue Parameter entwickelt.
24 Länder sind dabei
Das Eco Rating soll in folgenden europäischen Ländern eingeführt werden: Albanien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Kroatien, Litauen, Nordmazedonien, Montenegro, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, Slowakei, Spanien, Tschechische Republik, Türkei, Ungarn und dem Vereinigten Königreich (Großbritannien/UK).
Eine Einschätzung (von Henning Gajek)
Die Idee ist sicher löblich. Wenn dieses Siegel nur nach Herstellerangaben vergeben wird, bleiben gewisse Zweifel. Besser wäre, wenn ein anerkanntes neutrales Institut die Geräte öffnen und auf ihre Umweltverträglichkeit neutral untersuchen darf. Zu bewerten wäre beispielsweise noch, wie lange der Hersteller für seine Geräte Software-Updates bereitstellt, die Sicherheitslücken schließen, was gerade bei Android-Geräten nach wie vor ein großes Problem darstellt.
Welche Rolle spielt die Wechselbarkeit von Akkus bei der Bewertung? Sicher, auch in hermetisch verklebten Geräten kann der Akku von Fachleuten gewechselt werden, aber wird das auch gemacht oder landet das Gerät nicht in irgendeiner Schublade, wenn das neuere Modell folgt? Wenn ein bewusst auf Umweltschutz und Recycling entwickeltes Gerät wie das "Fairphone" nicht dabei ist, kommen kritische Beobachter ins Grübeln.
Es bleibt ein kaum lösbares Problem: Wenn die Software immer weiter fortschreitet und ältere Modelle schon von der Prozessorleistung und den technischen Daten gar nicht mehr in der Lage sind, die Anforderungen der Kundschaft zu erfüllen. Hier müsste jedem Kunden, der sein altes Handy zurückbringt eine spürbare Prämie gezahlt werden, um diese Geräte aus ihren Dornröschenschlaf in der Schublade zu befreien.
Angebote wie das Sichern von Daten und das Überspielen auf das neue Gerät bieten einige Netzbetreiber und deren Shops schon an. Aber oft ist diese Prozedur aufwendig und zeitraubend und unterbleibt dann gerne. Oder die Besitzer bunkern ihre Geräte, weil sie vermeiden wollen, dass die dort gespeicherten Daten in falsche Hände geraten.
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