Urheberrechtsreform: Wie wird Deutschland sich verhalten?
Protest gegen die Urheberrechtsreform
Bild: dpa
Nach der Zustimmung des Europaparlaments zur
Reform des Urheberrechts sind nun die EU-Staaten erneut am Zug. Sie
müssen dem Kompromiss noch einmal zustimmen. Dies hatten sie - auch
mit einem deutschen Ja - im Februar schon einmal getan. Als möglicher
Termin für das neue Votum gilt der 9. April. Die Gegner erhoffen
sich, dass die Bundesregierung die Zustimmung dann verweigert. Das
gilt jedoch als unwahrscheinlich. Falls die EU-Staaten erneut
zustimmen, hätten sie rund zwei Jahre Zeit, die neuen Regeln in
nationales Recht umzusetzen.
Der SPD-Europapolitiker Tiemo Wölken rief die Bundesregierung dazu auf, dem Vorhaben nicht erneut zuzustimmen. "Katarina Barley (SPD) als Justizministerin und die Bundeskanzlerin sollten ihre Zustimmung zu der Urheberrechtsreform nun überdenken", sagte Wölken der "Rheinischen Post". Durch ein deutsches Nein wäre die nötige Mehrheit unter den EU-Staaten unwahrscheinlich.
Haltung Deutschlands noch unklar
Protest gegen die Urheberrechtsreform
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Barley hatte am Dienstag das Votum bedauert, aber nicht erkennen
lassen, dass sie ihre vorherige Zustimmung zurückzieht. In der ARD
verwies die SPD-Politikerin auf die zweijährige Umsetzungsfrist und
betonte, alle Beteiligten müssten nun schauen, die Richtlinie so
"userfreundlich" wie möglich umzusetzen, um eine größtmögliche
Freiheit im Netz zu erhalten.
Union und SPD wollen dabei auf Upload-Filter verzichten. Diese könnten schon beim Hochladen auf Plattformen wie YouTube automatisch überprüfen, ob Inhalte urheberrechtlich geschütztes Material enthalten - und dieses dann blocken. Weil Kritiker fürchten, dass dadurch auch legale Inhalte aussortiert werden, lehnen Union und SPD Upload-Filter mittlerweile ab. Gegner der Reform halten eine Umsetzung von Artikel 13 ohne diese Filter jedoch nicht für möglich und behaupten, dies käme Zensur gleich.
"Das Internet wird nicht kaputtgemacht"
Artikel 11 sieht ein Leistungsschutzrecht für Presseverlage vor. Danach müssen Nachrichten-Suchmaschinen wie Google News für das Anzeigen von Artikel-Ausschnitten künftig Geld an die Verlage zahlen. Artikel 13 nimmt Plattformen wie YouTube beim Urheberschutz stärker in die Pflicht, deshalb befürchten Gegner den Einsatz von Upload-Filtern.
Der CDU-Europapolitiker Axel Voss, der das Vorhaben federführend mit den EU-Staaten verhandelt hatte, versicherte: "Wir wollen nichts abschaffen und nicht mehr filtern." Er sagte der "Passauer Neuen Presse": "Das Internet wird nicht kaputtgemacht." Dagegen befand der Journalist und Blogger Sascha Lobo, das Internet werde weniger frei, Kreativen würden große Steine in den Weg gelegt. Lobo beklagte in den ARD-"Tagesthemen", das Vertrauen der digitalen Generation in die demokratische Politik sei massiv beschädigt worden.
Die FDP-Europaabgeordnete Nadja Hirsch warf der Bundesregierung vor, sie habe die Interessen von Start-ups verkauft. "Die großen Konzerne wie Google, Facebook und YouTube werden sich technische Regelungen einfallen lassen und leisten können. Für kleine Internetunternehmen wird das viel schwieriger", kritisierte Hirsch in der "Passauer Neuen Presse". Wenig stimmig sei zudem, dass die Koalitionäre für die Urheberrechtsreform gestimmt hätten, in Deutschland aber Uploadfilter ablehnten. "Die Glaubwürdigkeit der Politik hat das nicht erhöht", sagte Hirsch.