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Girocard: "EC-Karte" soll "konse­quent auf das Smartphone"

Die Deut­sche Kredit­wirt­schaft will den EC-Karten-Nach­folger Giro­card aufwerten und "konse­quent auf das Smart­phone bringen".
Von mit Material von dpa

Die deut­schen Banken und Spar­kassen halten an der Giro­card als Alter­native zu inter­natio­nalen Kredit­karten wie Master­card und Visa nicht nur fest. Der Nach­folger der EC-Karte soll sogar weiter aufge­wertet werden. "Durch die Kündi­gung der Maestro-Funk­tion kann in der Öffent­lich­keit fälsch­licher­weise das Gefühl entstanden sein, die Giro­card sei nicht mehr so einsetzbar wie bisher. Aber das Gegen­teil ist der Fall", sagte die Stell­ver­tre­terin des Haupt­geschäfts­füh­rers des Bundes­ver­bandes deut­scher Banken (BdB), Henri­ette Peucker, der Deut­schen Presse-Agentur in Frank­furt am Main. Große Pläne für die Girocard Große Pläne für die Girocard
Bild: girocard.eu
Maestro war auf vielen Giro­cards bisher als so genanntes Co-Badge aktiv, das dafür sorgte, dass sich die Karten auch im Ausland einsetzen lassen. Jenseits der deut­schen Landes­grenzen gibt es nämlich Giro- und EC-Karten nicht. Ohne Co-Badge würden sich die Karten selbst in anderen Euro-Ländern nicht verwenden lassen. Das Aus für Maestro hat Master­card als Betreiber der Marke damit begründet, dass der Dienst nicht mehr zeit­gemäß sei. Ab Juli 2023 dürfen keine neuen Karten mit Maestro-Funk­tion mehr ausge­geben werden. Bis zum 30. Juni kommenden Jahres akti­vierte Karten können bis zum vorge­sehenen Ende des Gültig­keits­zeit­raums weiter­ver­wendet werden.

Doch wie geht es mit der Giro­card weiter? Wie berichtet geben erste Spar­kassen mitt­ler­weile Karten aus, bei denen eine Debit Master­card oder Visa als Co-Badge zum Einsatz kommt. Andere Kredit­insti­tute setzen schon seit Jahren V-Pay ein, um die "EC-Karte" für den Auslands­ein­satz "fit" zu machen. Weitere Banken verzichten auf die Giro­card und verweisen auf Debit-Vari­anten von Master­card oder Visa - ohne jedoch zu berück­sich­tigen, dass viele Händler in Deutsch­land nach wie vor nur Giro­karten, nicht aber inter­natio­nale Kredit­karten akzep­tieren.

So soll es mit der Giro­card weiter­gehen

Henri­ette Peucker erklärte gegen­über der dpa, wie sich die Deut­sche Kredit­wirt­schaft die Zukunft der Giro­card vorstellt: "Wir wollen die Giro­card mit neuen Funk­tionen im Online-Handel und in der digi­talen Welt noch besser nutzbar machen." Dabei geht es zum Beispiel um die Möglich­keit, eine Kaution zu hinter­legen, etwa bei der Reser­vie­rung eines Hotel­zim­mers oder eines Miet­wagens, und auch darum, die Giro­card konse­quent auf das Smart­phone zu bringen und so auch für In-App-Zahlungen zu öffnen." Wann genau die neuen Funk­tionen kommen werden, ließ Peucker offen: "Es ist noch nicht der Moment, einen festen Zeit­plan zu nennen. Die Vorbe­rei­tungen laufen."

Die Giro­card ist mit 100 Millionen ausge­gebenen Exem­plaren die mit Abstand am meisten genutzte Bank­karte in Deutsch­land. Tagtäg­lich wird mehr als 17 Millionen Mal mit der Giro­card bezahlt, 42 Prozent des Einzel­handel-Umsatzes in Deutsch­land werden auf diesem Wege begli­chen. Doch die Konkur­renz ist groß: Apple Pay und Google Pay ermög­lichen zum Beispiel per Smart­phone eben­falls das kontakt­lose Bezahlen an der Laden­kasse. Nur bei den Spar­kassen und demnächst auch bei einer ersten Privat­bank kann die Giro­card mit Apple Pay kombi­niert werden. Bei Online-Zahlungen erfreut sich zudem PayPal großer Beliebt­heit.

Es gehe nun darum, Lücken im Giro­card-System zu schließen, betonte Peucker. "Die Giro­card ist die meist­genutzte Bank­karte in Deutsch­land und das meist­genutzte Zahlungs­mittel an den Laden­kassen in Deutsch­land. Daher entwi­ckeln wir die Giro­card weiter und richten sie noch stärker an den Bedürf­nissen der Kunden aus." Unklar ist aller­dings, ob Verbrau­cher für mögliche zusätz­liche Features Extra-Kosten in Kauf nehmen müssen. "Jedes Institut entscheidet selbst über seine Produkt- und Preis­politik", so Peucker. "Bezahl­funk­tionen stehen im Wett­bewerb, für Kunden gibt es Alter­nativen. Das ist allen bewusst."

Mit Giropay online bezahlen

Attrak­tiver machen wollen Deutsch­lands Banken und Spar­kassen ihr Zahlungs­angebot auch durch die Einbin­dung der Giro­card in ein gemein­sames Online-Bezahl­ver­fahren. "Die tech­nischen Vorbe­rei­tungen sind abge­schlossen, jetzt wird das Angebot den Kunden zur Verfü­gung gestellt", fasste Peucker den aktu­ellen Stand bei diesem Thema zusammen. "Der erste Händler bietet es bereits an."

Im März 2021 hatte die Deut­sche Kredit­wirt­schaft ange­kün­digt, ihre Online-Bezahl­ver­fahren Paydi­rekt, Giropay und Kwitt unter der Marke Giropay zu verschmelzen. Vom 10. Mai 2021 an wurden Verbrau­cher in einer mehr­mona­tigen Über­gangs­phase an die neue Marke heran­geführt. Öffent­lich-recht­liche, genos­sen­schaft­liche und private Insti­tute wollen durch die Zusam­men­füh­rung der Bezahl­ver­fahren ermög­lichen, im Internet auf möglichst einfa­chem Weg zu bezahlen sowie schnell Geld von Konto zu Konto zu über­weisen - unab­hängig davon, bei welcher Bank das Konto letzt­lich geführt wird. Als opera­tive Betriebs­gesell­schaft für die Zusam­men­füh­rung der Online-Bezahl­ver­fahren der Banken und Spar­kassen in Deutsch­land fungiert Paydi­rekt.

In einer weiteren Meldung haben wir über unsere Erfah­rungen mit der Spar­kassen-Giro­card mit Debit-Master­card-Co-Badge berichtet.

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