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Google: Amazon-Gutschein gegen Aufgabe der Privatsphäre

Suchmaschinen-Riese möchte noch mehr von seinen Nutzern wissen
Von Steffen Herget

Google sammelt immer mehr Daten Google sammelt immer mehr Daten
Bild: Google
Eine der häufigsten Kritikpunkte am Internet-Konzern Google ist der, dass der Suchmaschinen-Riese einen ausgeprägten Hang zum Sammeln privater Daten seiner Nutzer haben soll. Dies hat Google den Spitznamen Daten-Krake eingebracht. Nun ist es offenbar aber so, dass Google am liebsten noch mehr als bisher schon über seine Nutzer wissen möchte, und zwar wenn möglich mit Einwilligung der Internet-Nutzer. Dafür müssen allerdings Anreize her. Wie das Fach-Portal Search Engine Land entdeckt hat, belohnt Google im Rahmen einer Aktion nun diejenigen, die sich dazu verpflichten, ein Plug-In für ihren Chrome-Browser zu installieren, das Daten des privaten Internet-Verkehrs an Google sendet, mit Gutscheinen von Online-Händler Amazon. Bei den Daten handelt es sich dem Bericht zufolge unter anderem um besuchte Webseiten, die Dauer der Besuche darauf und dem Zweck des Besuches.

Google sammelt immer mehr Daten Google sammelt immer mehr Daten
Bild: Google
Angelegt ist das Angebot von Google auf einen Zeitraum von zwölf Monaten, kann aber auch früher abgebrochen werden. Für die verbindliche Teilnahme bekommt der Nutzer einen Amazon-Gutschein in Höhe von 5 US-Dollar. Für jede weiteren drei Monate der Teilnahme kommen jeweils 5 US-Dollar hinzu, so dass nach einem Jahr der maximale Betrag von 25 US-Dollar pro Nutzer erreicht ist. Google verspricht im Kleingedruckten, sich für Teilnehmer, die darüber hinaus weiter ihre Daten zur Verfügung stellen, neue Belohnungen zu überlegen. Zur Teilnahme berechtigt sind laut Google alle Personen über 13 Jahren, die über ein Google-Konto verfügen und sich im Rahmen der Aktion zur Nutzung des Chrome-Browsers verpflichten.

In einer Stellungnahme an das Portal betont Google, dass diese Aktionen auch unter anderen Anbietern üblich und die Teilnahme freiwillig sei. Die aktuelle Aktion sei nur ein "kleines Projekt" und zum Jahresanfang gestartet. "Die Teilnehmer haben komplette Transparenz und Kontrolle über die im Rahmen der Erfassung gesammelten Daten. Die Nutzer können so lange teilnehmen, wie sie möchten, oder jederzeit das Projekt verlassen."

Anmeldung derzeit nicht möglich

Auf der Website [Link entfernt] , die Google für die Anmeldung zu dem Programm namens Screenwise Panel eingerichtet hat, ist es aktuell nicht möglich, sich für das Programm zu registrieren. Das hat allerdings offenbar nichts mit der aufkommenden Kritik von Datenschützern zu tun, sondern anscheinend mit einem zu großen Andrang. Im Text heißt es: "Wir freuen uns und sind überwältigt an Ihrem Interesse an dieser Aktion. Bitte besuchen Sie uns später noch einmal für mehr Details." Wann genau Google wieder Anmeldungen für die Aktion annehmen wird, ist derzeit noch nicht bekannt.

Zweite Variante mit eigenem Router

Eigener Router zur Datensammlung Eigener Router zur Datensammlung
Bild: Ars Technica
Ars Technica berichtet sogar von einer weiteren Variante von Screenwise Panel mit ähnlichem Inhalt, die jedoch nicht über den eigenen Browser realisiert wird. So erhalten offenbar Internet-Nutzer in den USA das Angebot, sich einen Router von Google schicken zu lassen, mit dem der komplette Datenverkehr aufgezeichnet und zu Google übermittelt wird. Teilnehmen können maximal 2 500 Haushalte, die eine Umfrage ausfüllen. Zum Start der Aktion am 1. März erhalten die Teilnehmer neben dem geliehenen Router eine Belohnung von 100 US-Dollar und zusätzlich 20 US-Dollar pro Monat der Teilnahme. Das Kleingedruckte zu der Aktion verrät, dass Google die Daten an Dritte weitergeben darf, namentlich an "akademische Institutionen, Werbefirmen, Verlage und Programmier-Netzwerke." Die Daten seien zwar generell nicht mit individuellen Nutzern verbunden, es könnten aber "anonymisierte Daten auf individuellem Level an akademische Forschungsinstitute" gegeben werden. Google verspricht zu "versuchen, vor der Weitergabe Informationen zu entfernen, die den Nutzer identifizierbar machen."

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