Prebunking

Google versucht es mit Fake-News-Prophylaxe

Fake-News verbreiten sich im Netz in Windes­eile. Google will nun nicht abwarten, bis solche Themen im Netz viral kursieren, sondern will vorbeu­gend aktiv werden. Eine Kampagne aus Osteu­ropa soll nun nach Deutsch­land ausge­weitet werden.
Von dpa /

Google Jigsaw kämpft gegen Desinformation Google Jigsaw kämpft gegen Desinformation
Bild: Google Jigsaw
Der Inter­net­riese Google will künftig auch in Deutsch­land Fehl­infor­mationen im Netz vorbeu­gend bekämpfen. Dazu weitet das Google-Toch­ter­unter­nehmen Jigsaw eine entspre­chende Video-Aufklä­rungs­kam­pagne auf das deutsch­spra­chige Internet aus. Das kündigte das Unter­nehmen heute in Berlin an. Bislang hatten sich die vorbeu­genden Akti­vitäten auf Polen, die Tsche­chi­sche Repu­blik und die Slowakei konzen­triert.

Die Kampagne basiert auf Unter­suchungen von Psycho­logen an den briti­schen Univer­sitäten Cambridge und Bristol, die ein Konzept der Fehl­infor­mation-Vorbeu­gung ("Prebun­king") entwi­ckelt haben. Dabei sollen die Zuschaue­rinnen und Zuschauer dafür sensi­bili­siert werden, wenn vermeint­lich neutrale Infor­mationen nur dazu gedacht seien, Menschen etwas vorzu­gau­keln, was nicht der Wahr­heit entspricht. Ein Anzei­chen für mani­pula­tive Inhalte sei Sprache, die emotional berühre. Verdächtig sei auch, wenn bestimmte Gruppen pauschal für Miss­stände verant­wort­lich gemacht würden, die sie gar nicht zu vertreten hätten.

Aufklä­rungs­videos gegen Fake News

Google Jigsaw kämpft gegen Desinformation Google Jigsaw kämpft gegen Desinformation
Bild: Google Jigsaw
Ein Video aus der Kampagne in Osteu­ropa zeigt beispiels­weise drei Freun­dinnen, die sich abends in einer Kneipe treffen und unter­halten. Eine von ihnen drängt früh zum Aufbruch, weil sie Angst habe, nachts auf der Straße von ukrai­nischen Flücht­lingen über­fallen zu werden. Die beiden anderen Frauen beru­higen ihre Freundin und weisen darauf hin, dass die meisten der Flücht­linge Frauen und kleine Kinder seien. Sie bezeichnen die Gerüchte im Netz als "reine Panik­mache". "Manche Leute wollen uns gegen die Ukrai­nerinnen und Ukrainer aufbringen, die vor dem Krieg fliehen. Es ist einfa­cher, Menschen zu beein­flussen, die Angst vor etwas haben und die Aufmerk­sam­keit von dem wahren Grund abzu­lenken, warum die Flücht­linge hier sind", heißt es in dem Film.

Die Aufklä­rungs­videos seien im Herbst und Winter 2022 in Polen, Tsche­chien und der Slowakei jeweils von fast einem Drittel der Bevöl­kerung ange­sehen worden, sagte Beth Gold­berg, die Leiterin der Forschungs­abtei­lung von Jigsaw. Insge­samt seien sie über 37 Millionen Mal aufge­rufen worden.

Macher der Fake News geben sich als seriöse Medien aus

Ein Google-Spre­cher betonte, die Bekämp­fung von Fake News über ukrai­nische Flücht­linge sei nur ein mögli­ches Thema der Kampagne in Deutsch­land. Die thema­tischen Schwer­punkte würden aber noch mit Part­nern vor Ort bespro­chen.

Gold­berg betonte, die Desin­for­mati­ons­geschichten über ukrai­nische Flücht­linge zielten vor allem darauf ab, die Ukrainer als eine Bedro­hung für die Gesund­heit, den Wohl­stand und die Iden­tität der EU-Bürger darzu­stellen. "Falsche Geschichten, oft mit mani­pulierten Videos und Bildern, die sich als seriöse Medien ausgeben, haben die Ukrainer für die rück­sichts­lose Zerstö­rung von Eigentum, die Ausbrei­tung von Krank­heiten und schwere Einschnitte in den Lebens­stan­dard der Euro­päer verant­wort­lich gemacht, obwohl die behaup­teten Schäden nie einge­treten sind."

Jigsaw will die Aufklä­rungs­kam­pagne im Laufe des Jahres nicht nur auf Deutsch­land ausweiten, sondern auch auf Indien. Dabei setze man auch auf lokale Partner. Weitere Expe­rimente seien in Planung.

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