Technik

Probleme beim WLAN im ICE: So funktioniert die Versorgung

Wir erklären Ihnen, wie die Anbindung der WLAN-Netze im ICE funktioniert und warum es schnell zu Engpässen kommen kann. Lesen Sie, welche Netze benutzt werden und warum auch das eigene Handy im Zug Probleme hat, online zu gehen.
Von Thorsten Neuhetzki

Der Zug Richtung Zukunft fährt ab - allerdings oft noch langsam Der "Zug Richtung Zukunft" fährt ab - allerdings oft noch langsam
Foto: dpa
Seit fast zehn Jahren arbeitet die Deutsche Bahn daran, schnelles Internet in die Züge zu bekommen. Begonnen hat man damals mit sieben Zügen und einer kleinen Strecke in NRW. Heute haben die Bahn und die Deutsche Telekom unter dem Projekt Railnet 2 000 Streckenkilometer und 200 Züge ausgestattet. Doch das System kränkelt. Oft kommen keine Daten an, die Nutzer sind unzufrieden. Zuletzt beschwerte sich sogar Bahnchef Grube öffentlich über die Qualität. Doch wie funktioniert die Versorgung eigentlich?

Eines ist klar: Wie ein stationärer WLAN-Hotspot kann der Hotspot im ICE nicht angebunden werden. Schließlich kann er kein Kupfer- oder Glasfaserkabel hinter sich herziehen. Anfangs versuchte die Telekom, die Hotspots über UMTS zu versorgen. Das hat sich jedoch als generelle Lösung als nicht praktikabel erwiesen - nicht zuletzt, weil die Netze entlang der Strecken nicht ausreichend ausgebaut sind.

Anbindung erfolgt über alte C-Netz-Frequenzen, 3G und 4G

Der Zug Richtung Zukunft fährt ab - allerdings oft noch langsam Der "Zug Richtung Zukunft" fährt ab - allerdings oft noch langsam
Foto: dpa
Die Anbindung der Bahn-Hotspots erfolgt daher über einen Technologie-Mix. Es wird gleichermaßen UMTS und LTE eingesetzt, aber auch ein spezielles Netz, das die Telekom eigens für diese Versorgung aufgebaut hat. Dabei handelt es sich um ein Netz, das auf den Frequenzen des alten, längst abgeschalteten C-Netzes um 450 MHz realisiert wird. Als Standard kommt Flash-OFDM zum Einsatz. Das hat Vor- aber auch Nachteile: Durch die Frequenz von 450 MHz reichen die Sender sehr weit und es sind weniger Stationen notwendig als bei UMTS oder LTE. Doch Flash-ODFM liefert maximal 5,1 MBit/s im Downstream. Schauen nur zwei Nutzer im Zug einen Livestream, ist der Übertragungskanal nach außen schon gut ausgelastet.

Bedenkt man nun, dass ein ICE 2 381 Sitzplätze hat und die Züge zwischen Berlin und Hannover, wo Flash-ODFM zum Einsatz kommt, gekoppelt sind, so können in einem Zug 800 Fahrgäste sein. Nutzt nur ein Viertel von ihnen den Hotspot, so bliebe für jeden einzelnen eine Datenrate von rechnerisch 25 kBit/s. Natürlich ist das ein rein theoretischer Wert, er verdeutlicht jedoch, warum das Netz schnell an seine Grenzen gerät, wenn die Züge voll sind und das Netz genutzt wird. Bei Smartphones kommt hinzu, dass diese im Hintergrund laufend synchronisieren und so Traffic verursachen.

Probleme auch bei Nutzung des Mobilfunknetzes

Und warum klappt die Versorgung mit dem eigenen Handy ohne Hotspot so schlecht? Nach Erfahrungen der teltarif.de-Redaktion ist - je nachdem welche Strecke gefahren wird - die Versorgung mit LTE inzwischen ganz ordentlich. Das Problem: Sie ist nicht durchgängig, man fällt also immer mal wieder auf UMTS/HSDPA oder EDGE bzw. schlimmstenfalls GSM zurück. Und gerade bei den GSM-/EDGE-Netzen gilt auch das Kapazitätsproblem. Wird der Traffic des Hotspots über UMTS oder LTE abgeführt, so nutzen die ICE-Sender übrigens das gleiche Netz wie die Privatkunden der Telekom. Dadurch steht diesen dann entsprechend weniger Kapazität zur Verfügung.

Hier kommt erschwerend hinzu, dass die Handys sich häufig beim Netz an- und abmelden müssen, da sie sich ja durch die Fahrt des Zuges bewegen und dem Netz mitteilen müssen, wo sie sich befinden. Dieser Signalisierungsverkehr kostet einerseits Funkkapazität, aber auch Akku-Kapazität. Hinzu kommt, dass die Scheiben der ICE beschichtet sind und Funkstrahlen nur schwer durchdringen.

teltarif.de hat in den vergangenen Jahren immer wieder Tests zur Nutzung der Handynetze in der Bahn und zuletzt auch zur Überlastung der WLAN-Hotspots gemacht. Nachdem diese Anfangs sehr gut funktionierten, sind sie - wie berichtet - derzeit nur noch sporadisch nutzbar. Die Telekom hat nun aber bis Ende des Jahres Besserung angekündigt.

Mehr zum Thema Deutsche Bahn