iSIM statt eSIM: Die SIM-Karte im Prozessor
Um ein Mobiltelefon in einem Netz betreiben zu können, braucht der Nutzer eine SIM-Karte. SIM steht für Subscriber-Identify-Module, also die sichere Erkennung des berechtigten Nutzers. Die ersten SIM-Karten waren so groß wie eine EC-"Scheck"-Karte, dann kamen Mini, Micro und schließlich das Nano-Format; Treiber sei damals der Hersteller Apple gewesen.
Statt einem Stück Plastik wurde die eSIM entwickelt, eine fest im Gerät installierte SIM-Karte, deren Kartendaten per Software geladen und aktiviert werden können.
Mit eSIM schneller Anbieter wechseln?
Um die e- oder iSIM zu aktivieren, werden ein QR-Code und PIN und PUK mitgeliefert.
Foto: Vodafone
Das Konzept erlaubt es, relativ schnell und kurzfristig den Anbieter zu wechseln, sofern der gewünschte Anbieter eine eSIM zum Download bereitstellt und das genutzte Gerät mit der eSIM umgehen kann.
Nächste Stufe iSIM
Die nächste Stufe ist nun die iSIM, die ist im Hauptprozessor des Gerätes integriert – was Platz schaffen und die Leistung erhöhen soll.
Der weltweit aktive Netzbetreiber Vodafone, der Chiphersteller Qualcomm Technologies und der SIM-Karten-Lieferant Thales Group haben gemeinsam ein funktionierendes Smartphone mit iSIM (basierend auf der GSMA-Spezifikation ieUICC) vorgestellt – eine neue Technologie, bei der die Funktion der SIM-Karte in den Hauptprozessor des Gerätes integriert wird. Dieser Meilenstein ebnet den Weg für die Kommerzialisierung der Technologie, die zukünftig in einer Vielzahl neuer Geräte zum Einsatz kommen könnte, die die iSIM für die Anbindung an Mobilfunkdienste nutzen.
Wer ist Thales?
Die Thales Group ist ein international aktiver Rüstungs- und Elektronik-Konzern, der schon 2017 den SIM-Karten Spezialisten Gemalto übernommen hatte. Gemalto wiederum war aus der Fusion von Gemplus und Axalto entstanden. Gemalto hatte einen Weltmarktanteil von 50 Prozent. Thales selbst war früher unter dem Namen Thomson-CSF bekannt.
Wie soll die iSIM funktionieren?
Eine e- oder iSIM ist beispielsweise in smarten Uhren von Vorteil, weil darin wenig Platz für eine diskrete SIM-Karte ist.
Foto: Vodafone
Die iSIM (integrated SIM), die der GSMA-Spezifikation ieUICC entspricht, integriert die komplette SIM-Funktionalität in den Hauptprozessor des Geräts und erlaubt so eine bessere Systemintegration, höhere Leistung und größere Speicherkapazität, betonen die Beteiligten. Während für die eSIM ein separater Chip erforderlich ist, sei dieser bei der iSIM nicht mehr notwendig, sodass für die SIM-Dienste auch kein eigener separater Speicherplatz mehr benötigt werde.
Die iSIM erlaube die Remote-SIM-Bereitstellung durch den jeweiligen Netzbetreiber unter Nutzung der bestehenden eSIM-Infrastruktur und ermögliche eine Verbindung mit mobilen Diensten für eine Vielzahl von Geräten, die bisher nicht über integrierte SIM-Funktionen verfügt hätten.
Der Beweis, dass es geht
Die weltweit erste Proof-of-Concept-Demonstration (POC) (auf deutsch: Beweis, dass es funktioniert) fand in Europa statt, einer der Regionen mit der weltweit höchsten Smartphone-Durchdringung weltweit. Bei der Demonstration sei ein voll funktionsfähiges Proof-of-Concept-Smartphone im Vodafone-Netz verwendet worden, das auf dem Samsung Galaxy Z Flip3 5G basiere, welches von einem Snapdragon 888 5G Mobile Chipsatz angetrieben wird. Es verfügt über eine integrierte Qualcomm Secure Processing Unit, auf der das iSIM-Betriebssystem von Thales für diese Demonstration läuft. Der Proof of Concept fand in den Forschungs- und Entwicklungslabors von Samsung statt und nutzte dazu die eSIM Remote-Management-Plattform von Vodafone.
Eine Einschätzung (von Henning Gajek)
Die eSIM kann dem Nutzer das Wechseln des Anbieters erleichtern, beispielsweise bei Reisen ins Ausland, wo es keine vernünftigen (= bezahlbaren) Roaming-Abkommen gibt, z.B. außerhalb von EU und EWR. Aber auch im Inland kann der Kunde, wenn ihm Netzabdeckung, Service oder Tarife nicht gefallen, schnell den Anbieter wechseln. Bei der iSIM sollte sich für den Kunden eigentlich nichts ändern.
Die Aufsichtsbehörden sollten aber mit Argusaugen darüber wachen, dass die Netzbetreiber bei dieser Gelegenheit nicht in Versuchung geraten, den e- oder iSIM-Vertragsdatenwechsel künftig so kompliziert und damit am Ende schier unmöglich zu machen, damit der Kunde ja bei "seinem" ursprünglichen Anbieter gefangen bleibt.
Die Ausstellung einer eSIM sowie der Wechsel auf ein anderes Gerät kosten bei Drillisch jedes Mal knapp 15 Euro. Das wollte ein Kunde nicht auf sich sitzen lassen - und klagte erfolgreich vor Gericht.