Ausprobiert

Test: So funktioniert die neue Lebara-Prepaid-Registrierung im Shop

Lebara setzt bei der Prepaid-Registrierung nicht nur auf WebID, sondern bietet die Freischaltung in vielen Shops an. Wir konnten den Vorgang exklusiv in der Lebara-Zentrale testen. Nach Ansicht von Lebara wird das den Fachhandel verändern.
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Seit der Einführung der Prepaid-Identifizierungspflicht am 1. Juli realisieren viele Prepaidanbieter die gesetzlich vorgeschriebene Identifizierung des Kunden über den von uns getesteten WebID-Service. Doch nach etwa einem Monat regt sich Unmut unter den Providern: Hinter vorgehaltener Hand sprechen Insider von einer "Katastrophe": WebID könne die von den Anbietern angeforderten Callcenter-Kapazitäten bei weitem nicht liefern. Auch wir haben im Test rund 1,5 Stunden gewartet.

Provider mit einem stationären Filial- oder Vertriebs-Netz setzen daher vermehrt auf die schnelle und unkomplizierte Identifizierung der Kunden vor Ort in einem Shop. Bei Aldi und bei Tchibo haben wir das bereits getestet - nun hat auch Lebara mit der Registrierung vor Ort begonnen.

Lebara hat uns dazu in die Unternehmenszentrale des Providers nach Düsseldorf eingeladen, um den Prozess der Prepaid-Registrierung und Kunden-Identifizierung exklusiv zu testen. So konnten wir uns ein Bild darüber machen, welche Aufgaben auf Kunden und Händler zukommen und wie die ganze Sache sogar das Vertriebsmodell von Lebara verändern wird. Werbematerial für Lebara-Registrationspartner Werbematerial für Lebara-Registrationspartner
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch

Wichtige Ereignisse 2017: Roam-like-at-Home und Prepaid-Identifizierung

Am Düsseldorfer Rheinhafen wurde ab 1990 der Medienhafen errichtet, ein Bürogebiet, in dem sich seither viele Medienunternehmen angesiedelt haben. Auch der seit 2010 in Deutschland tätige und im Telekom-Netz (ohne LTE) funkende Ethno-Discounter Lebara hat dort am Zollhof seinen Sitz. Die Lebara-Starterpakete gibt es nicht nur im Internet, sondern auch bei vielen Fachhändlern, Tankstellen, Internet-Cafés, Spätkauf-Shops, Kiosken und Lotterie-Geschäften zu kaufen. Angesprochen werden zu einem Großteil Migranten und nach Deutschland reisende Ausländer, die günstig in ihre Heimatländer telefonieren möchten.

In unserem Gespräch mit den Managern von Lebara wurde deutlich, dass in diesem Jahr zunächst die Roam-like-at-Home-Regulierung den Markt verändert hat. Deutsche Kunden müssen für ein Telefonat mit dem Handy von Deutschland ins Ausland genauso viel bezahlen wie vorher. Kommt allerdings ein Tourist oder Geschäftsreisender aus einem EU-Land nach Deutschland, kann er mit seiner heimischen SIM zu seinem regulären Tarif nach Hause und innerhalb der EU telefonieren. Es gibt also nur noch wenige Gründe für ihn, die SIM-Karte eines deutschen Ethno-Discounters zu kaufen - es sei denn, er möchte zu Zielen außerhalb der EU telefonieren.

Das zweite einschneidende Ereignis war die Einführung der Prepaid-Identifizierungspflicht für Neukunden, die eine Prepaidkarte erwerben. Auch Lebara ist unglücklich über die Schwierigkeiten, die bei der Zusammenarbeit mit WebID auftreten. Darum hat das Unternehmen schon früh eine eigene Offline-Alternative entwickelt. Und diese wird nun bei vielen Partnershops eingeführt - laut Lebara sind schon mehrere hundert Partnershops an Bord, angestrebt werden mehrere tausend.

"Mit der einzigartigen Express-Registrierung setzt Lebara neue Maßstäbe im gesamten deutschen Prepaid-Markt", versprach Matthias Engelke, Country Director Deutschland bei Lebara. "Der Prepaid-Markt in Deutschland wird durch die Registrierungspflicht nicht schrumpfen. Die Nachfrage bleibt, denn es wird weiterhin Kunden geben mit dem Bedarf nach preisgünstiger, zeitlich befristeter mobiler Sprach- und Daten-Kommunikation mit hundertprozentiger Budget-Kontrolle. Aber die Vertriebswege verändern sich seit dem 1. Juli dieses Jahres durch die Registrierungspflicht massiv. Der Markt wird durch das neue Registrierungsgesetz umgekrempelt", so Engelke.

Selbsttest: Prepaid-Registrierung mit Identifikation in fünf Minuten

Die Registrationspartner, die sich dazu entschließen, das Identifizierungsverfahren für Lebara anzubieten, benötigen dazu einen Zugang zum Händlerportal Lebara Retail, ein Smartphone oder einen Laptop (mit Webcam) und eine Internetverbindung. Lebara erklärte uns nochmals den Unterschied zwischen Verkaufsstellen und Registrationspartnern: Die Prepaid-Identifikation kann nur bei letzteren durchgeführt werden. Es werde sicherlich weiterhin Verkaufsstellen geben, die lediglich Starterpakete mit Guthaben verkaufen und den Kunden darauf hinweisen, dass er die Registrierung und Identifizierung per WebID durchführen muss. Einen echten Registrationspartner findet der Kunde auf der Internetseite im Store-Finder.

Der Registrationspartner kann die Identifizierung dann entweder mit dem Laptop oder der von Lebara entwickelten App "SIM ID Check" durchführen, die es für Android und iOS gibt. Und genau dieses Verfahren konnten wir bei Lebara selbst ausprobieren.

So sieht die Registrierungs-App für Fachhändler aus So sieht die Registrierungs-App für Fachhändler aus
Screenshots: Lebara
Wir erhielten ein Lebara-Starterpaket ohne Guthaben, in der App mussten wir zunächst das Ausstellungsland und die Art des Ausweisdokuments auswählen. Dann galt es, den Aufkleber des Starterpakets mit SIM-Karten-Nummer und Rufnummer zu scannen, die App aktivierte dazu die Kamera des Smartphones. Teil der App ist eine ausgefeilte Texterkennung - die gescannten Daten wurden automatisch in ein Formular übertragen. Sicherheitshalber prüften wir, ob alle Daten übereinstimmen.

Nun forderte die App uns dazu auf, den Personalausweis unter die Kameralinse zu halten, zunächst die Vorder- und dann die Rückseite. Lebara empfiehlt den teilnehmenden Partnern, den Personalausweis am besten auf eine dunkle Unterlage zu legen und dann das Smartphone darüberzuhalten. Nach dem Auslösen schnitt die App automatisch alle Ränder rechts und links des Ausweises weg. Bei unserem Namen hatte die App einen Buchstaben falsch erkannt, dies kann aufgrund der Sicherheitsmerkmale des deutschen Personalausweises je nach Lichtverhältnissen geschehen. Doch auch hier kontrollierten wir die Texterkennung und korrigierten den fehlerhaften Buchstaben manuell. Zunächst wird das Etikett des Starterpakets gescannt Zunächst wird das Etikett des Starterpakets gescannt
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch

Adresseingabe, Schulung der Mitarbeiter und Vertriebsschancen

Über die mehr oder weniger sinnvolle Pflicht zur Angabe der Wohnadresse bei der Prepaid-Registrierung haben wir bereits berichtet, nach dem Scannen des Personalausweises muss die Adresse händisch eingetragen werden. Bei diesem Schritt hat Lebara auf eine Texterkennung verzichtet, weil diese sowohl bei ausländischen Ausweisen als auch bei deutschen Personalausweisen mit überklebter Adresse (nach einem Umzug) nicht zuverlässig genug funktioniert.

Nach dem Absenden der Daten an den in Europa angesiedelten Registrierungsserver erschienen in unserem Test sofort drei grüne Häkchen in der zusammenfassenden Ansicht der App. Unsere SIM-Karte war also in rund fünf Minuten ohne größere Probleme registriert und wir als Nutzer identifiziert. Im Gegensatz zum WebID-Verfahren wird das Gesicht des Kunden nicht abfotografiert, weil der Registrierungsmitarbeiter ja den Kunden vor Augen hat und die Übereinstimmung mit dem Passfoto bezeugt.

So könnte die Shop-Registrierung den Markt verändern

Laut Aussage von Lebara müssen die Vertriebspartner, die sich dazu entschließen, Registrationspartner zu werden, zunächst einen Fragebogen ausfüllen, mit dem sie nachweisen, dass sie die gesetzlichen Bestimmungen kennen und verstanden haben, wie der Vorgang bei Lebara funktioniert. In Tankstellen und Spätkauf-Shops, die oft 24 Stunden geöffnet sind, arbeiten in der Regel mehrere Mitarbeiter. Lebara verlangt, dass für jeden Mitarbeiter ein eigener Zugang zum Lebara-Retail-Portal angelegt wird.

Dann erhalten die Mitarbeiter einen zwölfseitigen Schulungsblock zur Prepaid-Identifizierung, in dem der ganze Prozess mit Bildern erläutert wird, und zwar für die Registrierung per Laptop und über die App. Selbstverständlich liefert Lebara dem Händler auch Werbematerialien wie Aufsteller oder Aufkleber, mit denen er an der Tür oder innerhalb seines Geschäfts darauf hinweisen kann, dass er ein zugelassener Registrierungspartner und nicht nur eine Verkaufsstelle ist. Schulungsmaterial für Fachhändler Schulungsmaterial für Fachhändler
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch

Vom Lebara-Verkäufer zum echten Tarifberater?

Laut Aussage der Lebara-Manager bestand der Verkauf von Ethno-Discounter-SIMs in den Geschäften jahrelang darin, dem Kunden eine SIM mit 10 Euro Guthaben in die Hand zu drücken und dafür 10 Euro zu kassieren. Entweder war die SIM voraktiviert oder der Kunde konnte sie mit einem Anruf bei der Hotline aktivieren lassen. Insbesondere für Reisende, die sich nur kurzzeitig in Deutschland aufhalten, war das bis zum 30. Juni eine unkomplizierte Sache.

Dieses Vertriebsmodell wird es zwar weiterhin geben, beispielsweise an Tankstellen oder in Spätkauf-Shops. Doch die Pflicht zur Prepaid-Identifizierung wird den Handel verändern. "Im Prepaid-Markt wird sich die Spreu vom Weizen trennen", prognostiziert Engelke. Denn wer sich als Händler darauf einlässt, die Identifizierung nach dem beschriebenen Verfahren in seinem Geschäft anzubieten, muss die Kunden nicht auf das ungeliebte WebID-Verfahren verweisen, das man ausländischen Kunden darüber hinaus sicher erst einmal erklären muss. Außerdem ist gar nicht sichergestellt, dass jeder ausländische Tourist in Deutschland über einen Internetzugang und ein kompatibles Endgerät wie Laptop oder Smartphone verfügt. "Es entsteht gerade ein völlig neuartiger Prepaid-Fachhandel. Der zeichnet sich aus durch die Kompetenz zur schnellen, autorisierten Registrierung und zur individuellen Beratung, welches die besten Minuten- und Volumenpakete für den Kunden sind", erläutert Engelke den Wandlungsprozess bei Lebara.

Tarifberatung mit dem rechten Paket statt 10-Euro-Standard-Paket links Tarifberatung mit dem rechten Paket statt 10-Euro-Standard-Paket links
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch
Die Lebara-Registrationspartner werden darum in Zukunft vermehrt Starterpakete ohne Guthaben verkaufen und gleichzeitig dem Kunden - zusätzlich zur Registrierung - eine Tarifberatung anbieten. Denn durch die Identifikationspflicht befindet man sich ohnehin gerade in einem Gespräch mit dem Kunden, kann ihm dann beispielsweise eine Allnet-Flat oder einen 20-GB-Datentarif empfehlen, gleich die notwendige Guthabenaufladung hierfür durchführen und den Betrag vom Kunden kassieren. Das bringt dem Händler eine höhere Provision ein als eine typische 10-Euro-Guthaben-SIM.

Und der vielleicht unkundige Verbraucher muss sich nicht damit herumschlagen, wie er Guthaben auf die SIM bekommt und eine Option bucht. "Diese neuen Prepaid-Fachhändler, die sich den etwas anspruchsvolleren Herausforderungen stellen, werden die Chance haben, die gleichen oder sogar bessere absolute Margen im Vergleich zum Niedrigpreissegement des klassischen Postpaid-Handels zu erzielen. Es werden sich bundesweit Prepaid-Registrierungspunkte bilden, und zwar überall dort, wo sich Menschen persönlich beraten lassen wollen", erläutert Engelke den bevorstehenden Wandel. Ein klassischer Verkaufsort für Ethno-Discounter-SIMs sind beispielsweise Flughäfen oder größere Bahnhöfe.

Es ist also zu erwarten, dass sich bei Lebara (und möglicherweise auch bei anderen Discountern) im Fachhandel einiges verändert: Discounter-SIMs mit 10 Euro Guthaben zum sofortigen Surfen und Telefonieren wird es weiterhin geben - allerdings muss sich der Kunden dann mit WebID herumschlagen. Wer zu einem Registrationspartner geht, bekommt - hoffentlich - nicht nur bei der Freischaltung der SIM einen guten Service, sondern auch bei der Tarifberatung. Und dann könnten Fachhändler und Shops mit Lebara-Registrationspartnerschaft vielleicht sogar den anderen Providern mit eigenen Shops wirksam Konkurrenz machen. Und Supermarkt-Discounter ohne Registrierungsmöglichkeit im Shop, die ihre Kunden zu WebID oder für Postident in die Postfiliale schicken, werden sich warm anziehen müssen.

In den Shops lagernde und bereits voraktivierte SIM-Karten aus der Zeit vor dem 1. Juli werden nach und nach aus den Geschäften verschwinden - doch Anfang Juli haben wir noch eine anonyme Lebara-SIM ohne Identitätsprüfung erworben.

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