Australien: Facebook & Google sollen für Inhalte bezahlen
Was muss Google oder Facebook zahlen, wenn sie auf Inhalte von Verlagen oder Nachrichtenagenturen verlinken oder daraus zitieren?
Logos: Anbieter, Grafik/Montage: teltarif.de
Seit längerem schwelt ein Dauerkonflikt um das sogenannte Leistungsschutzrecht. Die Idee: Wenn Suchmaschinen oder Social-Media-Anbieter wie Google, Facebook und andere auf Inhalte von Verlagen verlinken, sollen diese Anbieter den Verlagen dafür einen Obulus zahlen. Bislang haben die Anbieter das kategorisch abgelehnt, weil sie der Ansicht sind, dass sie ja dem Inhalteanbieter kostenlos Kundschaft liefern. Diese Haltung hat sich in der letzten Zeit etwas verändert, seit kurzem zahlt beispielsweise Google sehr großen Inhalteanbietern etwas, jedoch nicht allen.
Australisches Lex Google+Facebook
Was muss Google oder Facebook zahlen, wenn sie auf Inhalte von Verlagen oder Nachrichtenagenturen verlinken oder daraus zitieren?
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In Australien hat nun der Gesetzesgeber eingegriffen. Die australische Regierung hat sich in diesen Tagen auf Pläne geeinigt, Facebook und Google dazu zu bringen, die Medien für Nachrichteninhalte zu bezahlen. Das sei ein weltweit erster Schritt, der darauf abziele, den unabhängigen Journalismus zu schützen, was bei den Internet-Giganten bislang auf starken Widerstand gestoßen war.
Nach den Gesetzen, die ins australische Parlament eingebracht werden sollen, sagte Australiens Finanzminister Josh Frydenberg, dass die Big-Tech-Firmen darüber verhandeln müssten, wie viel sie lokalen Verlegern und Sendern für Inhalte zahlen, die auf ihren Plattformen erscheinen sollen. Falls sie keine Einigung erzielen sollten, werde ein von der Regierung ernannter Schiedsrichter entscheiden, wie viel zu zahlen wäre.
Weltneuheit aus Australien
"Dies ist eine riesige Reform, dies ist eine Weltneuheit, und die Welt schaut zu, was hier in Australien passiert", sagte Frydenberg vor Reportern in Australiens Hauptstadt Canberra. Und weiter: "Unsere Gesetzgebung wird dazu beitragen, dass die Regeln der digitalen Welt die Regeln der physischen Welt widerspiegeln ... und letztlich unsere Medienlandschaft hier in Australien erhalten bleibt."
Nach Informationen aus Australien stelle das Gesetz "weltweit die stärkste Kontrolle der Marktmacht der Technologieriesen dar" und ist das Ergebnis von drei Jahren ausführlicher Untersuchungen und Beratungen, die schließlich im August diesen Jahres in einen öffentlichen Disput endeten, als die US-Firmen intensiv davor warnten, dass sie ihre Dienste in Australien möglicherweise nicht mehr anbieten könnten.
Auf die Frage nach früheren Facebook-Drohungen, bestimmte Nachrichteninhalte auf der australischen Website zu blockieren, oder nach Googles unverhohlener Drohung, seine Suchmaschine in Australien abzuschalten und von Australien aus weltweit nicht erreichbar zu machen, betonte Frydenberg, es handele sich "um einen verbindlichen Kodex", und die Unternehmen seien "gesetzlich verpflichtet ..., sich daran zu halten". Basta.
Entschärfung des Gesetzes gescheitert?
Anfang des Jahres war noch über Änderungen des Gesetzesentwurfs gesprochen worden, welche den Internet-Technologieunternehmen zugute gekommen wären. Dann hätte die endgültige Fassung des Gesetzes keine Auswirkungen auf Nachrichteninhalte gehabt, die über die Facebook-Tochter Instagram oder Googles Youtube verbreitet werden.
Frydenberg veröffentlichte eine Liste der Medienunternehmen, mit denen die Informations-Technik-Konzerne verhandeln müssen. Da gehört die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt "Australian Broadcasting Corp." und der öffentlich-rechtliche Rundfunksender SBS, zusammen mit den marktbeherrschenden privaten Anbietern wie News Corp. und Nine Entertainment.
Die Tageszeitung Bangkok Post, die unter Berufung auf den Nachrichtendienst Reuters über den Fall berichtet hatte, hatte auch versucht, Stellungnahmen von Google und Facebook zu erhalten. Leider konnte dort niemand für eine Aussage erreicht werden.
Man darf gespannt sein, ob das australische Beispiel auch in Europa Schule machen könnte.
Im Laufe der Jahre sind viele Verlage gegenüber Google "eingeknickt", aus gutem Grund.