rbb-Radioprogramme: Weiterhin per DAB+ statt Internet
Radio vom rbb soll in Berlin und Brandenburg weiter über Antenne ausgestrahlt werden
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki
Die Pläne des Rundfunks Berlin-Brandenburg (rbb), optional mit Hörfunkwellen ins Internet abzuwandern bei möglicher Einstellung des linearen Programms, stoßen auf Kritik. Die Berliner Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Medien, ein unabhängiger Kreis von Fachleuten, der sich mit Medienpolitik unter "grünen" Gesichtspunkten beschäftigt, fordert die an der Ausarbeitung des neuen rbb-Staatsvertrages beteiligten Stellen in der Berliner Senats- und der Potsdamer Staatskanzlei auf, auf die geplante Neuformulierung des § 4 zu verzichten.
Ebenso sollen die beiden Länder sich entsprechend in den Länderberatungen zur Revision des Medienstaatsvertrages eindeutig positionieren: gegen die Abschaltung der terrestrischen Hörfunkverbreitung von gesetzlich beauftragten Hörfunkprogrammen.
Nur Rundfunk über Antenne ist krisensicher
Radio vom rbb soll in Berlin und Brandenburg weiter über Antenne ausgestrahlt werden
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki
Gesetzlich für Berlin vorgeschriebene Hörfunkprogramme müssten laut der LAG mit einem klassischen Radio empfangbar sein und bleiben. Eine Reduktion auf nur noch zwei Programme im Äther, während fünf weitere Programme tendenziell ins Internet abgeschoben werden, widerspreche dem Grundversorgungsauftrag eines öffentlich-rechtlichen Senders. Dies insbesondere, als dass die Breitbandversorgung mit Internetsignalen vor allem in ländlichen Gebieten Brandenburgs auf absehbare Zeit nicht gesichert ist. Hinzu komme, dass die Gebührenzahler beim bisher kostenlosen Radioempfang noch durch weitere Gebühren an die Mobilfunkbetreiber zusätzlich belastet werden. Nicht jeder habe eine ausreichende Handy-Flatrate und die Mobilfunk-Endgeräte erlaubten kaum einen barrierefreien Hörfunkempfang.
Es gebe derzeit - anders als von der ARD-Anstalt behauptet - keinen unmittelbaren Zwang, sich geänderten Hörgewohnheiten der Nutzer anzupassen, zumal der rbb schon jetzt Teile seines Programmes zusätzlich via Internet verbreite.
Der öffentlich-rechtliche Hörfunk in Berlin und Brandenburg müsse zukunftssicher und krisenresistent ausgestrahlt werden können und vom Internet unabhängig bleiben. Schon der Ausfall der Stromversorgung in weiten Teilen von Treptow-Köpenick vor zwei Jahren habe gezeigt, dass Mobilfunknetze zusammenbrechen und darüber keine Rundfunkversorgung der Bevölkerung mehr möglich ist.
DAB+ vorantreiben statt Abwanderung ins Internet
Vielmehr fordert die LAG von den Autoren des rbb-Staatsvertragsentwurfs eine Regelung, mit der ein zügiger Übergang von der analogen UKW- zur digitalen DAB+-Hörfunkübertragung als Rundfunk und Massenkommunikationsmittel vorangetrieben wird. Empfangsgeräte für DAB+ seien inzwischen zu sehr günstigen Preisen erhältlich und stellen somit für den Umstieg bei der terrestrischen Ausstrahlung kein soziales Hindernis mehr dar. rbb-Intendantin Patricia Schlesinger betonte bei der Anhörung im Berliner Abgeordnetenhaus, dass sie in DAB+ lediglich eine Übergangstechnologie auf dem Weg ins Internet sehe.
Über die Pläne des rbb haben wir uns auch in einem Podcast beschäftigt.