Microsoft xCloud: Die Xbox-Welt für unterwegs im Test
Microsoft hat die Betaphase seines Game-Streaming-Dienstes xCloud gestartet. Das Produkt steht in direkter Konkurrenz zu Google Stadia und Nvidia GeForce Now. Videospiele von der Xbox und dem PC sollen mit dieser Lösung auch auf dem Smartphone und Tablet spielbar sein. Um am Vorabtest teilzunehmen, wird die dazugehörige Android-App, ein kompatibles Gamepad und eine Mitgliedschaft bei Xbox Game Pass Ultimate benötigt. Wir haben uns xCloud genauer angesehen und verraten Ihnen in diesem Test, wie gut der Service bereits funktioniert.
Microsoft xCloud: Halo, Gears und Forza to go
Microsoft xCloud startet bald offiziell
Microsoft
Durch seine Programmierschnittstelle DirectX kam Microsoft auf die Idee für seine erste eigene Konsole – die Xbox. Mittlerweile steht Xbox aber nicht mehr nur für ein bestimmtes Gerät, sondern für eine ganze Infrastruktur an Diensten, Software und Hardware. Die Philosophie dahinter ist das plattformunabhängige Spielen. Wer Microsoft-Perlen wie Halo 5, Gears 5 und Forza Horizon 4 – oder auch Titel anderer Entwicklerstudios – genießen möchte, soll das sowohl an der Xbox, als auch am PC, dem Smartphone oder dem Tablet können.
Während die hauseigenen Konsolen und der Rechner die Games nativ herunterladen und installieren können, sind Mobilgeräte hierfür oft nicht leistungsfähig genug. In Zeiten, in denen zumindest urban die LTE-Netze gut ausgebaut und WLAN-Hotspots an vielen Ecken vorzufinden sind, bietet sich Cloud-Gaming als Alternative an. Das Xbox-Streaming über die Konsole des Nutzers haben wir bereits getestet. Mit xCloud werden die im Game Pass enthaltenen Spiele allerdings auf Microsoft-Servern berechnet und auf das Mobilgerät gestreamt. Somit müssen Anwender – sofern jene über eine Xbox verfügen – diese nicht mehr für die Übertragung starten.
Microsoft xCloud: Einrichtung und App
Spiele-Bibliothek bei xCloud
Microsoft
Zunächst muss Xbox Game Streaming (Vorschau)
[Link entfernt]
aus Google Play heruntergeladen und installiert werden. Android 6.0 ist die Mindestanforderung. Anwender mit einem iPhone oder iPad gehen aktuell noch leer aus, da Microsoft nicht die strengen Restriktionen des Apple App Stores erfüllt. Die zweite Voraussetzung ist ein Game-Pass-Ultimate-Abonnement. Falls Sie den Service nicht haben und mit einer Mitgliedschaft liebäugeln, finden Sie hier weiterführende Informationen.
Nach dem Starten der Xbox Game Streaming App erfolgt die Anmeldung mit dem Microsoft-Konto. Über das Menü-Icon in der linken oberen Ecke gelangen Sie zur Auswahl der Streaming-Möglichkeiten. Während Console streaming den gesamten Bildschirminhalt der privaten Xbox auf das Mobilgerät überträgt, operiert Project xCloud unabhängig über die Microsoft-Infrastruktur. Sobald xCloud angeklickt wurde, öffnet sich eine Übersicht der zur Verfügung stehenden Spiele. In der Regel benötigen Sie – zumindest zum aktuellen Stand – ein Bluetooth-Gamepad.
Über dieses Icon startet man das Game-Streaming
Microsoft
Eine Anleitung für die Koppelung des Controllers leitet durch den Prozess. Sobald das Steuergerät verbunden ist und eine ausreichend stabile Internetverbindung gefunden wurde, startet das Cloud-Gaming. Microsoft scheint an einer Lösung zu arbeiten, das Spielen über xCloud auch ohne Gamepad zu ermöglichen. Das Action-Adventure Hellblade ist das erste Spiel mit optionaler Touch-Bedienung. Insgesamt bietet der Game Pass über Streaming momentan 104 Langeweile-Killer. Es handelt sich um eine bunte Mischung aus dem Software-Angebot für die Xbox und den PC.
Darunter befinden sich Highlights aus Microsofts Entwicklerstudios wie Halo 5, Halo: The Master Chief Collection, Gears 5, Forza Horizon 4, Forza Motorsport 7, Ori, Sea of Thieves und Bleeding Edge. Das neue Open-World-Survival-Game Grounded fehlt, was wahrscheinlich an dessen Beta-Status liegt. Ein Feed von Erfolgen und Aktivitäten anderer Spieler sowie eine Feedback-Sektion für eigene Anregungen finden sich neben generellen Einstellungen in der unteren Symbolleiste. Allzu viel lässt sich hier aber noch nicht regeln. Die Aktivierung / Deaktivierung der Datenverbindung, des Online-Status und der Sprachausgabe sind die einzigen Optionen.
Was uns an Microsoft xCloud gefallen hat
Oben Forza Horizon 4, unten Gears 5
Andre Reinhardt
Obwohl die offene Betaphase schon am 15. September endet und anschließend der reguläre Service startet, gibt es bereits eine breite Auswahl an Spielen. Die Synchronisierung mit in der Cloud gesicherten Spielständen klappt reibungslos. Auch der Verbindungsaufbau geht zügig vonstatten, ob über WLAN oder das Mobilfunknetz. Die Stabilität des Streamings via xCloud bewegt sich in etwa auf dem Niveau mit Console streaming. Gibt es eine stabile und ausreichend schnelle Datenverbindung, läuft das Geschehen meist in ausreichender Bildrate. Microsoft gibt 10 MBit/s (via 3G oder 4G) respektive eine 5-GHz-WLAN-Schnittstelle als Mindestanforderungen an.
Grafisch ist das Gebotene merklich über dem, was der reguläre Mobile-Gaming-Sektor hergibt. Zwar fällt die Kompression des Streams je nach Verbindung mehr oder weniger auf, dennoch wird eine Konsolen-ähnliche Darstellung erreicht. Die Klangqualität ist ebenfalls auf einem sehr hohen Niveau. Als besonders praktisch empfanden wir die automatische Pause-Funktion. Wird die App minimiert, pausiert das jeweilige Spiel umgehend. Das Cloud-Gaming lässt sich somit nahtlos zu einem späteren Zeitpunkt fortsetzen. Selbstredend gilt das nicht für Online-Multiplayer-Titel.
Touch-Steuerung bei Hellblade
Andre Reinhardt
Da es sich bei Hellblade: Senua's Sacrifice um das erste xCloud-Game mit Touchscreen-Steuerung handelt, haben wir dieses natürlich ebenfalls ausprobiert. Die Bedienelemente lassen sich frei positionieren und reagieren zuverlässig. An den Komfort und die Genauigkeit eines Gamepads kommt die Methode zwar nicht heran, sie erhöht jedoch die Mobilität.
Was uns an Microsoft xCloud nicht gefallen hat
Die Spiele-Bibliothek ist leider noch recht unübersichtlich. Eine Unterteilung in Genres fehlt zum aktuellen Zeitpunkt. Lediglich die Kategorien „Geschichten nachspielen“ und „Alle Spiele“ stehen zur Auswahl. Auch wenn es eine Suchfunktion gibt, ist die Gestaltung in dieser Form umständlich. Ebenfalls vermissen wir – wie schon bei Console streaming – Bildschirmanpassungen. Der Markt der Android-Smartphones und -Tablets ist hinsichtlich des Display-Formats stark fragmentiert. Schwarze Balken werden auf den meisten Mobilgeräten zu sehen sein. Ein Hineinzoomen würde die schwarzen Ränder tilgen, wenn auch auf Kosten einer geringeren Übersicht im Spiel.
Generell sind die Optionen, wie eingangs erwähnt, spärlich. Vor allem eine Wahl der Streaming-Qualität wäre wünschenswert.
Daten- und Akkuverbrauch von Microsoft xCloud
Daten- und Akkuverbrauch von xCloud
Andre Reinhardt
Wir haben den Service für den Test 47 Minuten lang in Anspruch genommen. In dieser Zeit wurden 2,12 GB an Daten übertragen. Für eine Stunde Cloud-Streaming können Sie also (je nach Qualität) rund 2,5 GB einplanen. Bei Tarifen mit großem Datenvolumen oder gar LTE Unlimited ist das nicht weiter tragisch. Alternativ erfolgt das Streaming per WLAN. Können Sie beide Voraussetzungen nicht erfüllen, sollten Sie ihr übertragenes Kontingent stets im Blick haben.
xCloud genehmigte sich in unserem Test 19,1 Prozent des Akkus. Es kam ein Samsung Galaxy S10 mit 3400 mAh umfassendem Stromspeicher zum Einsatz. Nach rund vier Stunden Cloud-Gaming dürfte der Akku bei solch einem Handy die Segel streichen. Ein Galaxy A21 offeriert 5000 mAh und dürfte entsprechend länger durchhalten. Zumal die Bildschirmauflösung hier nur 1600 x 720 Pixel beträgt.
Fazit zu Microsoft xCloud
Den Service vor dem Launch Mitte September vollständig zu bewerten, wäre nicht fair. Unsere Eindrücke beziehen sich auf den aktuellen Stand, Verbesserungen der finalen Version werden wir ergänzend begutachten. Für eine Betaversion macht xCloud bereits einen guten Eindruck. Manchmal gibt es aber trotz ausreichender Internetverbindung Einbrüche in der Bildwiederholrate, der Spiele-Katalog ist unübersichtlich und die Optionsvielfalt mager. Wir sind gespannt, ob Microsoft diese Kritikpunkte bis zur Veröffentlichung beheben kann. In xCloud steckt jedenfalls viel Potenzial und Google sollte wachsam aufgrund der starken Konkurrenz sein.