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Microsoft xCloud: Die Xbox-Welt für unterwegs im Test

Am 15. September startet Micro­soft xCloud offi­ziell, die Beta­ver­sion kann man nun schon beziehen. Wie ausge­reift ist der Cloud-Strea­ming-Service bereits? Wir haben ihn auspro­biert.
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Micro­soft hat die Beta­phase seines Game-Strea­ming-Dienstes xCloud gestartet. Das Produkt steht in direkter Konkur­renz zu Google Stadia und Nvidia GeForce Now. Video­spiele von der Xbox und dem PC sollen mit dieser Lösung auch auf dem Smart­phone und Tablet spielbar sein. Um am Vorab­test teil­zu­nehmen, wird die dazu­ge­hö­rige Android-App, ein kompa­ti­bles Gamepad und eine Mitglied­schaft bei Xbox Game Pass Ulti­mate benö­tigt. Wir haben uns xCloud genauer ange­sehen und verraten Ihnen in diesem Test, wie gut der Service bereits funk­tio­niert.

Micro­soft xCloud: Halo, Gears und Forza to go

Microsoft xCloud startet bald offiziell Microsoft xCloud startet bald offiziell
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Durch seine Program­mier­schnitt­stelle DirectX kam Micro­soft auf die Idee für seine erste eigene Konsole – die Xbox. Mitt­ler­weile steht Xbox aber nicht mehr nur für ein bestimmtes Gerät, sondern für eine ganze Infra­struktur an Diensten, Soft­ware und Hard­ware. Die Philo­so­phie dahinter ist das platt­form­un­ab­hän­gige Spielen. Wer Micro­soft-Perlen wie Halo 5, Gears  5 und Forza Horizon 4 – oder auch Titel anderer Entwick­ler­stu­dios – genießen möchte, soll das sowohl an der Xbox, als auch am PC, dem Smart­phone oder dem Tablet können.

Während die haus­ei­genen Konsolen und der Rechner die Games nativ herun­ter­laden und instal­lieren können, sind Mobil­ge­räte hierfür oft nicht leis­tungs­fähig genug. In Zeiten, in denen zumin­dest urban die LTE-Netze gut ausge­baut und WLAN-Hotspots an vielen Ecken vorzu­finden sind, bietet sich Cloud-Gaming als Alter­na­tive an. Das Xbox-Strea­ming über die Konsole des Nutzers haben wir bereits getestet. Mit xCloud werden die im Game Pass enthal­tenen Spiele aller­dings auf Micro­soft-Servern berechnet und auf das Mobil­gerät gestreamt. Somit müssen Anwender – sofern jene über eine Xbox verfügen – diese nicht mehr für die Über­tra­gung starten.

Micro­soft xCloud: Einrich­tung und App

Spiele-Bibliothek bei xCloud Spiele-Bibliothek bei xCloud
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Zunächst muss Xbox Game  Strea­ming (Vorschau) [Link entfernt] aus Google Play herun­ter­ge­laden und instal­liert werden. Android 6.0 ist die Mindest­an­for­de­rung. Anwender mit einem iPhone oder iPad gehen aktuell noch leer aus, da Micro­soft nicht die strengen Restrik­tionen des Apple App  Stores erfüllt. Die zweite Voraus­set­zung ist ein Game-Pass-Ulti­mate-Abon­ne­ment. Falls Sie den Service nicht haben und mit einer Mitglied­schaft lieb­äu­geln, finden Sie hier weiter­füh­rende Infor­ma­tionen.

Nach dem Starten der Xbox Game Strea­ming App erfolgt die Anmel­dung mit dem Micro­soft-Konto. Über das Menü-Icon in der linken oberen Ecke gelangen Sie zur Auswahl der Strea­ming-Möglich­keiten. Während Console strea­ming den gesamten Bild­schir­m­in­halt der privaten Xbox auf das Mobil­gerät über­trägt, operiert Project xCloud unab­hängig über die Micro­soft-Infra­struktur. Sobald xCloud ange­klickt wurde, öffnet sich eine Über­sicht der zur Verfü­gung stehenden Spiele. In der Regel benö­tigen Sie – zumin­dest zum aktu­ellen Stand – ein Blue­tooth-Gamepad. Über dieses Icon startet man das Game-Streaming Über dieses Icon startet man das Game-Streaming
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Eine Anlei­tung für die Koppe­lung des Control­lers leitet durch den Prozess. Sobald das Steu­er­gerät verbunden ist und eine ausrei­chend stabile Inter­net­ver­bin­dung gefunden wurde, startet das Cloud-Gaming. Micro­soft scheint an einer Lösung zu arbeiten, das Spielen über xCloud auch ohne Gamepad zu ermög­li­chen. Das Action-Adven­ture Hell­blade ist das erste Spiel mit optio­naler Touch-Bedie­nung. Insge­samt bietet der Game Pass über Strea­ming momentan 104 Lange­weile-Killer. Es handelt sich um eine bunte Mischung aus dem Soft­ware-Angebot für die Xbox und den PC.

Darunter befinden sich High­lights aus Micro­softs Entwick­ler­stu­dios wie Halo 5, Halo: The Master Chief Collec­tion, Gears 5, Forza Horizon 4, Forza Motor­sport 7, Ori, Sea of Thieves und Blee­ding Edge. Das neue Open-World-Survival-Game Grounded fehlt, was wahr­schein­lich an dessen Beta-Status liegt. Ein Feed von Erfolgen und Akti­vi­täten anderer Spieler sowie eine Feed­back-Sektion für eigene Anre­gungen finden sich neben gene­rellen Einstel­lungen in der unteren Symbol­leiste. Allzu viel lässt sich hier aber noch nicht regeln. Die Akti­vie­rung / Deak­ti­vie­rung der Daten­ver­bin­dung, des Online-Status und der Sprach­aus­gabe sind die einzigen Optionen.

Was uns an Micro­soft xCloud gefallen hat

Oben Forza Horizon 4, unten Gears 5 Oben Forza Horizon 4, unten Gears 5
Andre Reinhardt
Obwohl die offene Beta­phase schon am 15. September endet und anschlie­ßend der regu­läre Service startet, gibt es bereits eine breite Auswahl an Spielen. Die Synchro­ni­sie­rung mit in der Cloud gesi­cherten Spiel­ständen klappt reibungslos. Auch der Verbin­dungs­aufbau geht zügig vonstatten, ob über WLAN oder das Mobil­funk­netz. Die Stabi­lität des Strea­mings via xCloud bewegt sich in etwa auf dem Niveau mit Console strea­ming. Gibt es eine stabile und ausrei­chend schnelle Daten­ver­bin­dung, läuft das Geschehen meist in ausrei­chender Bild­rate. Micro­soft gibt 10 MBit/s (via 3G oder 4G) respek­tive eine 5-GHz-WLAN-Schnitt­stelle als Mindest­an­for­de­rungen an.

Grafisch ist das Gebo­tene merk­lich über dem, was der regu­läre Mobile-Gaming-Sektor hergibt. Zwar fällt die Kompres­sion des Streams je nach Verbin­dung mehr oder weniger auf, dennoch wird eine Konsolen-ähnliche Darstel­lung erreicht. Die Klang­qua­lität ist eben­falls auf einem sehr hohen Niveau. Als beson­ders prak­tisch empfanden wir die auto­ma­ti­sche Pause-Funk­tion. Wird die App mini­miert, pausiert das jewei­lige Spiel umge­hend. Das Cloud-Gaming lässt sich somit nahtlos zu einem späteren Zeit­punkt fort­setzen. Selbst­re­dend gilt das nicht für Online-Multi­player-Titel. Touch-Steuerung bei Hellblade Touch-Steuerung bei Hellblade
Andre Reinhardt
Da es sich bei Hell­blade: Senua's Sacri­fice um das erste xCloud-Game mit Touch­screen-Steue­rung handelt, haben wir dieses natür­lich eben­falls auspro­biert. Die Bedien­ele­mente lassen sich frei posi­tio­nieren und reagieren zuver­lässig. An den Komfort und die Genau­ig­keit eines Game­pads kommt die Methode zwar nicht heran, sie erhöht jedoch die Mobi­lität.

Was uns an Micro­soft xCloud nicht gefallen hat

Die Spiele-Biblio­thek ist leider noch recht unüber­sicht­lich. Eine Unter­tei­lung in Genres fehlt zum aktu­ellen Zeit­punkt. Ledig­lich die Kate­go­rien „Geschichten nach­spielen“ und „Alle Spiele“ stehen zur Auswahl. Auch wenn es eine Such­funk­tion gibt, ist die Gestal­tung in dieser Form umständ­lich. Eben­falls vermissen wir – wie schon bei Console strea­ming – Bild­schirm­an­pas­sungen. Der Markt der Android-Smart­phones und -Tablets ist hinsicht­lich des Display-Formats stark frag­men­tiert. Schwarze Balken werden auf den meisten Mobil­ge­räten zu sehen sein. Ein Hinein­zoomen würde die schwarzen Ränder tilgen, wenn auch auf Kosten einer gerin­geren Über­sicht im Spiel.

Gene­rell sind die Optionen, wie eingangs erwähnt, spär­lich. Vor allem eine Wahl der Strea­ming-Qualität wäre wünschens­wert.

Daten- und Akku­ver­brauch von Micro­soft xCloud

Daten- und Akkuverbrauch von xCloud Daten- und Akkuverbrauch von xCloud
Andre Reinhardt
Wir haben den Service für den Test 47 Minuten lang in Anspruch genommen. In dieser Zeit wurden 2,12 GB an Daten über­tragen. Für eine Stunde Cloud-Strea­ming können Sie also (je nach Qualität) rund 2,5 GB einplanen. Bei Tarifen mit großem Daten­vo­lumen oder gar LTE Unli­mited ist das nicht weiter tragisch. Alter­nativ erfolgt das Strea­ming per WLAN. Können Sie beide Voraus­set­zungen nicht erfüllen, sollten Sie ihr über­tra­genes Kontin­gent stets im Blick haben.

xCloud geneh­migte sich in unserem Test 19,1 Prozent des Akkus. Es kam ein Samsung Galaxy S10 mit 3400 mAh umfas­sendem Strom­spei­cher zum Einsatz. Nach rund vier Stunden Cloud-Gaming dürfte der Akku bei solch einem Handy die Segel strei­chen. Ein Galaxy A21 offe­riert 5000 mAh und dürfte entspre­chend länger durch­halten. Zumal die Bild­schirm­auf­lö­sung hier nur 1600 x 720 Pixel beträgt.

Fazit zu Micro­soft xCloud

Den Service vor dem Launch Mitte September voll­ständig zu bewerten, wäre nicht fair. Unsere Eindrücke beziehen sich auf den aktu­ellen Stand, Verbes­se­rungen der finalen Version werden wir ergän­zend begut­achten. Für eine Beta­ver­sion macht xCloud bereits einen guten Eindruck. Manchmal gibt es aber trotz ausrei­chender Inter­net­ver­bin­dung Einbrüche in der Bild­wie­der­hol­rate, der Spiele-Katalog ist unüber­sicht­lich und die Opti­ons­viel­falt mager. Wir sind gespannt, ob Micro­soft diese Kritik­punkte bis zur Veröf­fent­li­chung beheben kann. In xCloud steckt jeden­falls viel Poten­zial und Google sollte wachsam aufgrund der starken Konkur­renz sein.

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