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Deutschland beendet Mittelwellen-Rundfunk zum Jahresende

Für die Mittelwelle, die zum Jahresende in Deutschland abgeschaltet wird, gibt es keinen adäquaten Ersatz. Wir berichten über die Geschichte des Wellenbereichs, auf dem der Unterhaltungsrundfunk in Deutschland einst gestartet wurde.
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Den Todesstoß versetzte dem Lang- und Mittelwellenrundfunk schließlich die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs (KEF) der Rundfunkanstalten. Diese gab Mittel für den Auf- und Ausbau des terrestrischen Digitalradios DAB+ nur unter der Maßgabe frei, dass die ARD-Anstalten und das Deutschlandradio im Gegenzug auf die Lang- und Mittelwelle verzichten, die ohnehin nur noch geringe Hörerzahlen erreicht.

Schon in den 90er Jahren wurden die Sendeleistungen sukzessive zurückgefahren. In den vergangenen Jahren haben die ARD-Landesrundfunkanstalten nach und nach ihre Mittelwellensender heruntergefahren. Erst vor wenigen Monaten schalteten beispielsweise der Bayerische Rundfunk und der Westdeutsche Rundfunk auf der Mittelwelle ab. Ehemaliger Mittelwellensender des Hessischen Rundfunks in Rodgau-Weiskirchen Ehemaliger Mittelwellensender des Hessischen Rundfunks in Rodgau-Weiskirchen
Foto: teltarif.de

Nicht nur Deutschland schaltet die Mittelwelle ab

Zum Jahresende verstummen nun auch die Sender des Deutschlandfunks und von Antenne Saar, der grenzübergreifenden deutsch-französischen Infowelle des Saarländischen Rundfunks. Damit ist die Mittelwelle in Deutschland Geschichte. Wer Deutschlandfunk und Antenne Saar weiterhin empfangen möchte, ist auf UKW und DAB+, Satellitenfunk und Internet angewiesen.

Das Ende der Mittelwelle ist allerdings keine rein deutsche Erfindung. Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten in Österreich und in der Schweiz haben ihre Sendeanlagen in diesem Frequenzbereich schon lange abgeschaltet. In Frankreich und Luxemburg wird die Mittelwelle ebenfalls zum Jahresende abgeschaltet und auch in den Niederlanden schalteten die meisten Mittelwellensender im zu Ende gehenden Jahr ab.

Eine große Rolle nahm auf der Mittelwellenskala in Deutschland in der Vergangenheit auch der amerikanische Soldatensender AFN ein. Auch dieser schaltete die meisten seiner Sender bereits ab und verweist die Hörer auf den Empfang via Internet, zumal für das Power-Network-Programm auch weitgehend keine UKW-Frequenzen zur Verfügung stehen.

Kein echter Ersatz für die Mittelwelle in Sicht

Professioneller Kommunikationsempfänger Professioneller Kommunikationsempfänger
Foto: teltarif.de
Verständlich ist die Abschaltung der Mittelwelle in jedem Fall, zumal hohen Betriebskosten inzwischen sehr kleine Hörerzahlen gegenüberstehen. Andererseits fehlt nun auch die Möglichkeit, mit nur wenigen Sendeanlagen - beispielsweise auch im Krisenfall - die gesamte Bevölkerung zu erreichen.

Für UKW und DAB+ ist ein sehr kleinzelliges Sendernetz erforderlich. Internetradio funktioniert mobil nur bedingt, kostet mangels echter mobiler Daten-Flatrates je nach Nutzung richtig viel Geld und ist vor allem auf zusätzliche Infrastruktur wie das Internet und die Mobilfunknetze angewiesen. Einen echten Ersatz für den Mittelwellenrundfunk gibt es somit nicht.

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