LTE, UMTS, GPRS

Zusammenfassung: Mobiles Internet in den Handy-Netzen im Test

Rund zwei Monate haben wir im Frühjahr 2017 den Internet-Zugang in den deutschen Mobilfunknetzen getestet. Wir fassen die Ergebnisse, die wir in den Netzen von Telekom, Vodafone und Telefónica erzielten, zusammen.
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Im Frühjahr 2017 waren wir acht Wochen lang in verschiedenen Regionen Deutschlands unterwegs, um die Qualität des mobilen Internet-Zugangs in den drei deutschen Mobilfunknetzen zu testen. Wir hatten das Apple iPhone 7 Plus und das iPhone SE, das Huawei Mate 9 und das OnePlus 3 zur Verfügung. Die Geräte wurden mit Vertragskarten der Deutschen Telekom, von Vodafone und von Telefónica genutzt.

Speziell aus dem Telefónica-Netz haben wir gleich zwei SIM-Karten eingesetzt. Es gibt nach wie vor Unterschiede bei der LTE-Verfügbarkeit zwischen Kunden aus dem früheren o2-Netz und Nutzern, die eine SIM-Karte aus dem ehemaligen E-Plus-Netz verwenden. Wie berichtet gleicht der Netzbetreiber die 4G-Verfügbarkeit sukzessive an, so dass die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass wir auf diese Unterscheidung bei den nächsten Netztests verzichten können.

So haben wir getestet

Netztest-Zusammenfassung Netztest-Zusammenfassung
Foto: teltarif.de
Unterwegs waren wir - mal privat, mal dienstlich - in Schleswig-Holstein und Niedersachsen im Norden, in Hessen und Bayern im Süden sowie in Berlin und Brandenburg im Osten Deutschlands. Dabei haben wir jeweils mit den Smartphones im Internet gesurft, wir haben Speedtests durchgeführt und auf einer Teststrecke in Osthessen wurde schließlich Radiostreaming im fahrenden Auto ausprobiert.

Die SIM-Karten haben wir wechselweise in den verschiedenen Smartphones eingesetzt. Zudem haben wir an allen, während der Reisen eher zufällig ausgewählten Messpunkten, Tests in jeweils allen Netzen durchgeführt. Die Messungen führten uns in Großstädte wie Berlin, Frankfurt am Main und München, aber auch in kleinere Städte wie Greding und Cuxhaven bis hin zu ländlichen Regionen wie Oberwildflecken und Heinrichsthal.

LTE-Abdeckung: Telekom hat die Nase vorn

Der LTE-Ausbau schreitet in allen Netzen voran. Das zeigt sich auf den Abdeckungskarten der Betreiber, aber auch im Test stellte sich heraus, dass wir bei Telekom, Vodafone und Telefónica in immer mehr Gegenden den 4G-basierten Internet-Zugang zur Verfügung haben. Besonders konsequent stellt sich der Ausbau bei der Deutschen Telekom dar. Die Abdeckungskarte erinnert bereits sehr an GSM 900 vor einigen Jahren.

Vodafone hat den Ausbau zwar ebenfalls vorangetrieben, dabei aber deutlich weniger zusätzliche ländliche Gebiete mit dem mobilen Breitbandnetz erschlossen. Stattdessen wurde das Netz in den Städten und Ballungszentren verdichtet, um hier mehr Kapazitäten zu schaffen. Telefónica bleibt beim LTE-Ausbau noch weit hinter Vodafone und erst recht der Deutschen Telekom zurück. Auch schreitet der Ausbau nicht so schnell voran, wie es der Rückstand eigentlich gebieten würde. Dafür verfügt der Münchner Betreiber über ein gut ausgebautes UMTS-Netz.

Vodafone bietet die höchste Maximal-Geschwindigkeit

Vodafone bietet zumindest nominell die höchste Übertragungs­geschwindigkeit beim mobilen Internet-Zugang an. In ersten Städten stehen bis zu 500 MBit/s im Downstream zur Verfügung, sofern der Kunde auch ein passendes Endgerät verwendet. Bis zum Jahresende sollen 30 Städte vom Ausbau auf das halbe Gigabit pro Sekunde profitieren. In der Praxis wird diese Geschwindigkeit zwar nicht einmal ansatzweise erreicht, doch darum geht es auch nicht: Der Netzbetreiber schafft vor allem mehr Kapazität, sodass mehr Kunden gleichzeitig an einem Ort einen schnellen mobilen Internet-Zugang zur Verfügung haben.

Telefónica-Spitzenwert in Berlin Telefónica-Spitzenwert in Berlin
Foto: teltarif.de
Die Deutsche Telekom bietet bis zu 300 MBit/s beim Internet-Zugang im LTE-Mobilfunknetz an. Im Laufe des Jahres soll die Geschwindigkeit auf maximal 400 MBit/s steigen. Als erster Betreiber baut die Telekom zudem auch LTE im klassischen GSM-Frequenzbereich um 900 MHz aus. Hier sollen innerhalb von knapp zwei Jahren die noch bestehenden Versorgungslücken geschlossen und zumindest ein 4G-Ausbau auf dem Niveau von GSM 900 erreicht werden. Allerdings sind auf 900 MHz nur 5 MHz Bandbreite für LTE verfügbar. Somit stehen maximal 35 MBit/s bereit.

Telefónica hat erst im Herbst vergangenen Jahres mit Einführung der o2-Free-Tarife mit der Vermarktung von "LTE max." begonnen. In vielen älteren Verträgen sind die Internet-Zugänge der Kunden auf 50 MBit/s im Downstream begrenzt. Diese Begrenzung gilt bis heute auch bei reinen Datenverträgen, während in Discount- und Prepaid-Tarifen die maximale Performance oft auf 21,6 MBit/s begrenzt ist. Die Kunden, die "LTE max." nutzen können, haben bislang bis zu 225 MBit/s im Downstream zur Verfügung.

Telekom und Telefónica mehr als 100 MBit/s im Test

Sowohl im Telekom-, als auch im Telefónica-Netz hatten wir während unserer Tests mehr als 100 MBit/s im Downstream zur Verfügung. Die theoretischen Maximalwerte wurden allerdings deutlich verfehlt. Das bedeutet aber nun nicht, dass die Ergebnisse schlecht waren. Dort, wo wir LTE zur Verfügung hatten (was im diesjährigen Netztest nur bei der Telekom an allen Messpunkten der Fall war), war meistens auch die Performance zumindest auf dem Niveau schneller ADSL-Anschlüsse im Festnetz.

Im Telekom-Netz hatten wir den höchsten Wert auch gleichzeitig am höchsten Messpunkt: auf der 2962 Meter hohen Zugspitze. Hier erreichten wir exakt 100,57 MBit/s im Downstream und 13,45 MBit/s im Upstream bei Ansprechzeiten um 34 ms. Im Telefónica-Netz haben wir in Berlin-Moabit sogar 107,64 MBit/s bei Downloads sowie 40,04 MBit/s bei Uploads gemessen. Die Pingzeiten lagen um 39 ms.

Ebenfalls in Berlin-Moabit hatten wir im Vodafone-Netz bis zu 75,14 MBit/s im Downstream zur Verfügung. Uploads waren hier mit bis zu 30,22 MBit/s möglich und die Pingzeiten lagen zwischen 31 und 35 ms. Ein weiteres gutes Vodafone-Ergebnis verzeichneten wir an der Autobahnraststätte Greding (50,45 bis 58,58 MBit/s im Downstream, 20,26 bis 20,76 MBit/s im Upstream, Pingzeiten zwischen 23 und 34 ms). Am gleichen Ort war aber auch die Performance in den beiden anderen Netzen gut (Telekom 36,64 bis 44,77 MBit/s im Downstream, 16,21 bis 17,82 MBit/s im Upstream, Ansprechzeiten 35 bis 39 ms; Telefónica 23,64 bis 30,96 MBit/s im Downstream, 7,13 bis 7,59 MBit/s im Upstream, Pingzeiten 58 bis 59 ms).

Ergebnisse in mittelgroßen Städten

In Hanau, östlich von Frankfurt am Main, zeigten Vodafone und Telefónica Performance-Probleme. Allerdings waren die Messwerte auch im Telekom-Netz schlechter als in vielen anderen Städten. So haben wir in der Innenstadt 23,49 bis 25,53 MBit/s im Downstream, 26,11 bis 31,33 MBit/s im Upstream und Ansprechzeiten zwischen 37 und 42 ms gemessen. Bei Vodafone kamen wir nur auf Download-Resultate zwischen 4,52 und 6,44 MBit/s, Upload-Werte von 2,86 bis 7,40 MBit/s, während die Pingzeiten mit 68 bis 84 ms für LTE-Verhältnisse regelrecht schlecht waren.

Telekom mit konsequentem LTE-Ausbau in die Fläche Telekom mit konsequentem LTE-Ausbau in die Fläche
Foto: Telekom, Screenshot: teltarif.de
Im Cuxhavener Stadtteil Altenwalde mussten wir im Vodafone-Netz mit GSM sowie Internet über EDGE vorliebnehmen. So erreichten wir lediglich 60 bis 110 kBit/s im Downstream, 10 bis 40 kBit/s im Upstream und Ansprechzeiten von 237 bis 290 ms. Im Telekom-Netz stand LTE bereit. Die Übertragungsraten waren bei 10,71 bis 14,03 MBit/s im Downstream, 7,58 bis 11,29 MBit/s im Upstream und Pingzeiten zwischen 50 und 55 ms. Für 4G-Verhältnisse sind diese Werte unterdurchschnittlich. Telefónica überraschte indes mit Ansprechzeiten zwischen 18 und 19 ms. Das sind gute Ergebnisse, während die Datenraten bei 14,35 bis 16,82 MBit/s (Downstream) bzw. 1,38 bis 1,58 MBit/s lagen.

Telekom punktet auf dem Land

In ländlichen Regionen punktet die Telekom durch konsequenten LTE-Ausbau, wie sich in Heinrichsthal im Spessart gezeigt hat, wo wir im Netz des Bonner Betreibers mit bis zu 66,87 MBit/s im Downstream und 20,22 MBit/s im Upstream bei Latenzzeiten zwischen 38 und 40 ms surfen konnten. Vodafone und Telefónica boten jeweils nur GSM und EDGE, wobei im Vodafone-Netz teilweise gar keine Datenübertragungen zustande kamen und die Performance bei Telefónica mit maximal 80 kBit/s sehr dürftig war.

Ein besseres Gesamtergebnis erzielten wir in Oberwildflecken in der Rhön. Telekom und Vodafone waren mit LTE vertreten, Telefónica immerhin mit UMTS. Bei Telekom und Vodafone lagen die Datenraten bei Downloads jeweils bei etwa 15 bis 20 MBit/s, im Upstream bei 5 bis 9 MBit/s. Die Ansprechzeit war im Vodafone-Netz recht konstant 25 ms, im Telekom-Netz lagen die Werte zwischen 39 und 43 ms. Auch das 3G-Netz von Telefónica war durchaus brauchbar. Downloads waren mit 8,26 bis 11,56 MBit/s möglich, Uploads mit 2,77 bis 3,0 MBit/s und auch die Pingzeiten waren mit 39 bis 42 ms akzeptabel.

Ausgewählte Netztest-Ergebnisse im Überblick

Telekom Vodafone Telefónica
Berlin-Moabit
Downstream 67,64 MBit/s 69,69 MBit/s 103 MBit/s
Upstream 37,2 MBit/s 26,49 MBit/s 38,94 MBit/s
Ping 45 ms 33 ms 38 ms
Frankfurt am Main-Ginnheim
Downstream 39,32 MBit/s 34,41 MBit/s 10,72 MBit/s
Upstream 20,10 MBit/s 4,41 MBit/s 5,32 MBit/s
Ping 34 ms 93 ms 21 ms
Cuxhaven-Altenwalde
Downstream 12,37 MBit/s 0,085 MBit/s
(EDGE)
15,58 MBit/s
Upstream 9,43 MBit/s 0,025 MBit/s 1,48 MBit/s
Ping 52 ms 263 ms 18 ms
Heinrichsthal
Downstream 64,86 MBit/s 0,16 MBit/s
(EDGE)
0,04 MBit/s
(EDGE)
Upstream 20,10 MBit/s 0,01 MBit/s 0,05 MBit/s
Ping 39 ms 232 ms 280 ms
Greding Raststätte
Downstream 40,70 MBit/s 54,51 MBit/s 27,3 MBit/s
Upstream 17,01 MBit/s 20,51 MBit/s 7,36 MBit/s
Ping 37 ms 28 ms 58 ms
Stand: Juli 2017

Telekom überzeugt mit Flächenausbau

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Netz der Deutschen Telekom in unserem diesjährigen Test den besten Eindruck hinterlassen hat. Selbst in ländlichen Regionen hatten wir fast immer LTE oder zumindest UMTS zur Verfügung. Das machte sich auch bei unserem mobilen Webradio-Test bemerkbar, wo es auf unserer rund 40 Kilometer langen Teststrecke in Osthessen anders als in den Netzen von Vodafone und Telefónica keine Aussetzer gab.

Vodafone zeigt sich recht engagiert beim weiteren Netzausbau in Ballungsgebieten, verzichtete in den vergangenen zwölf Monaten aber auch nach eigener Abdeckungskarte auf einen größeren weiteren Ausbau in die Fläche. Auch von Telefónica würde man sich mehr Engagement beim LTE-Rollout wünschen. Die Münchner haben gegenüber ihren beiden Mitbewerbern noch einen deutlichen Rückstand, bauen aber "gefühlt" langsamer aus als die Telekom. Allerdings hat Telefónica mit der Netzintegration noch eine weitere Großbaustelle. So ist der Rückstand zwar nachvollziehbar, aus Kundensicht aber ein deutlicher Nachteil.

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