Turm-Deal

4. Mobilfunk-Netz: 1&1 darf auf Vodafone-Funktürme

Viele Beob­achter rätseln schon länger, wo und wie schnell der neue vierte Netz­betreiber sein Netz aufbauen kann und wird. Es kommt weiteres Licht ins Dunkel:
Von mit Material von dpa

Seine ersten eigenen Antennen wird das neue Netz von 1&1 auf den Standorten von Vantage Towers (ehemals Vodafone) aufbauen können. Seine ersten eigenen Antennen wird das neue Netz von 1&1 auf den Standorten von Vantage Towers (ehemals Vodafone) aufbauen können.
Foto: Vodafone, Logos: Anbieter, Montage: teltarif.de
Wie der Tele­kom­muni­kati­ons­kon­zern United Internet (Mutter von 1&1) und der Funk­turm­betreiber Vantage Towers (besitzt Voda­fone-Stand­orte) am späten Donners­tag­abend in Monta­baur und Düssel­dorf mitteilten, wurde ein lang­fris­tiger Miet­ver­trag abge­schlossen.

1&1 soll bis zum Jahr 2025 Zugang zu mindes­tens 3800 Vantage-Anten­nen­stand­orten in Deutsch­land bekommen, danach könnte diese Zahl sogar auf 5000 steigen. Der Vertrag soll zunächst 20 Jahre gelten, kann aber bis zum Jahr 2060 verlän­gert werden.

2019: Frequenzen erstei­gert

Seine ersten eigenen Antennen wird das neue Netz von 1&1 auf den Standorten von Vantage Towers (ehemals Vodafone) aufbauen können. Seine ersten eigenen Antennen wird das neue Netz von 1&1 auf den Standorten von Vantage Towers (ehemals Vodafone) aufbauen können.
Foto: Vodafone, Logos: Anbieter, Montage: teltarif.de
Wir erin­nern uns: Die 1&1 Mobil­funk GmbH hatte im Jahr 2019 - damals noch unter dem Namen Dril­lisch Netz AG - erst­mals Mobil­funk-Frequenzen für rund 1,1 Milli­arden Euro erstei­gert, um ihr eigenes Netz aufzu­bauen. Bisher kann 1&1 die Mobil­funk­netze bereits aktiver Betreiber nutzen, vor allem von Telefónica, ein Teil der Bestands­kunden funkt noch im Netz von Voda­fone.

Lang­wie­rige Verhand­lungen mit den Konkur­renten, die den Markt­ein­tritt eigent­lich erleich­tern sollten, mündeten im Februar dieses Jahres in einer Art Schul­ter­schluss mit Telefónica. Danach folgte im Sommer einen Vertrag mit einem Netz­werk­aus­rüster, der japa­nischen Rakuten. Nun folgt mit der Wahl einer Funk­turm­ver­wal­tungs­firma der nächste Schritt. United-Internet-Chef Ralph Dommer­muth sprach von einem zentralen Baustein, um das Ausrollen des 5G-Mobil­funk­netzes voran­zutreiben.

Funk­masten und Stand­orte von Voda­fone

Die Funk­masten und Dach­stand­orte von Vantage Towers gehörten ursprüng­lich der Voda­fone. Im März brachte der briti­sche Tele­kom­muni­kati­ons­kon­zern diese Sparte als neue Firma an die Börse. Vantage hat wie Voda­fone den Firmen­sitz ist in Düssel­dorf.

1&1 steht als künf­tiger Netz­betreiber unter einem gewissen Zeit­druck. Denn bis Ende 2022 muss das Unter­nehmen mindes­tens 1000 eigene Basis­sta­tionen in Betrieb genommen haben - so sehen es die Auflagen der Bundes­netz­agentur aus der Frequenz­auk­tion vor. Zudem muss das 1&1-Netz bis Ende 2025 mindes­tens 25 Prozent der deut­schen Haus­halte errei­chen und bis Ende 2030 mindes­tens 50 Prozent.

Im Augen­blick gibt es drei echte Mobil­funk­netze, von der Deut­schen Telekom, Voda­fone und Telefónica mit seiner Marke o2. 1&1 soll nun Nummer vier zu werden. Dadurch hätte der Verbrau­cher theo­retisch mehr Auswahl und der Wett­bewerb - vor allen über den Preis - könnte sich verschärfen.

Konzern­zum­satz 5,8 Milli­arden Euro

Am späten Donners­tag­abend gab der 1&1-Mutter­kon­zern United Internet zudem eine Prognose für das kommende Geschäfts­jahr ab. Er rechnet mit einem Konzern­umsatz von rund 5,8 Milli­arden Euro und damit mehr als die für 2021 erwar­teten 5,6 Milli­arden Euro. Der opera­tive Gewinn (Ebitda) soll trotz zusätz­licher Inves­titionen im kommenden Jahr auf dem Niveau von 2021 bleiben, das wären rund 1,25 Milli­arden Euro.

Streit bei Voda­fone?

Die Wirt­schafts­zei­tung Handels­blatt berichtet, dass es in der Voda­fone-Gruppe internen Streit um den Deal mit 1&1 gegeben habe. Der Deutsch­land­chef von Vantage-Towers habe seinen Job hinge­worfen.

Während Vantage Towers den Auftrag hat, die Einnahmen aus der Fremd-Nutzung der eigenen Stand­orte zu erhöhen, sieht man bei Voda­fone die Gefahr, dass so die Konkur­renz "ernährt" und "gestärkt" wird. Voda­fone wird von vielen Markt­beob­ach­tern längst auf Platz 3 (hinter Telekom und o2) gesehen.

Wie erfolg­reich kann 1&1-Mobil­funk sein?

Span­nend wird es sein, ob 1&1 zu seinen Bestands­kunden auch aktu­elle Kunden von Telekom, Voda­fone oder o2 zu einem Wechsel ins vierte Netz über­zeugen kann. Gerade in der Anfangs­zeit wird die Funk­ver­sor­gung von 1&1 lange nicht flächen­deckend sein, hier muss dann das "natio­nale Roaming" mit o2 weiter­helfen. Die Frage ist, wie stabil das Hin- und Herschalten ("Handover") zwischen dem Netz von 1&1 und o2 in der Praxis funk­tio­nieren wird, VIAG-o2-Kunden kennen das noch vom D1-Roaming mit der Telekom.

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