Mudau: Seit 7 Wochen kein Vodafone-Netz
Die weitflächig verteilte Gemeinde Mudau liegt im Neckar-Odenwald-Kreis, der wiederum im Bundesland Baden-Württemberg. Die Region am Fluss Neckar liegt teilweise fernab der großen Ballungszentren, teils hügelig und waldreich, aber landschaftlich reizvoll. Wer hier lebt oder arbeitet, braucht mobile Kommunikation, gerade bei Selbständigen, die ihre Kunden mit Waren oder Dienstleistungen (Reparaturen, Wartungen etc.) beliefern. Blöd ist, wenn da das eigene Handynetz längerfristig ausfällt.
Wie die örtliche Rhein-Neckar-Zeitung (RNZ) berichtet, ist im Bereich Mudau das Mobilfunknetz von Vodafone seit sieben (!) Wochen ausgefallen. "Die Probleme bestehen seit dem 8. Dezember", berichtet Marco Scheiwein, ein betroffener Vodafone Kunde, der zugleich der örtliche Vorsitzende des Bundes der Selbständigen ist, mit anderen Vodafone-Kunden in Verbindung steht und sich an die örtliche Tageszeitung gewandt hat.
Sieben Wochen ohne Netz
Seit dem 8. Dezember 2022 ist ein Vodafone-Sender in Mudau (Baden- Württemberg) gestört.
Foto: teltarif.de
Vorher habe es "vier bis fünf Balken" Mobilfunkempfang gegeben, derzeit sei Empfang maximal im Freien möglich, in Gebäuden hingegen "kein Netz". Sieben Wochen ohne Netz ist bitter, besonders wenn man sogenannte TAN-SMS für Online-Banking braucht oder Logins hat, die über SMS oder Push-Nachrichten abgesichert sind. Dazu muss man stabilen Mobilfunkempfang haben. Dort wo es noch Empfang gibt, so der Betroffene weiter, sei statt 4G/LTE maximal noch "E" für EDGE möglich.
Hotline weiß nicht Bescheid
Zahllose Anrufe bei der Vodafone-Hotline waren nicht zielführend, so die Betroffenen, weil dort niemand etwas von einer Störung wusste oder als Antwort "bis heute Abend geht das wieder" gegeben wurde.
Recherche der Zeitung bringt erste Klarheit
Die Tageszeitung RNZ hatte direkt bei Vodafone nachgefragt und bekam sofort bestätigt: Bei Arbeiten an einem Mobilfunksendemast wurde eine Vodafone-Antenne beschädigt, bereits am 8. Dezember. Das Pikante daran: "Schuld" sei die Telekom gewesen, die bei Arbeiten an ihrer eigenen Anlage auf dem gleichen Turm die Antenne von Vodafone "erwischt" hatte. Und Vodafone berichtete weiter, dass die Antennenersatzteile "Lieferzeit" hätten, solange könne der Vodafone-Sender nicht arbeiten. Laut Vodafone sollen übrigens 209 Mobilfunkkunden davon betroffen sein.
Die Teile sind eingetroffen
Auch teltarif.de hat sich direkt bei Vodafone erkundigt: "Es gibt gute Nachrichten. Die fehlenden Antennen wurden inzwischen angeliefert, heute traf auch neuer Richtfunkspiegel ein". Mit der Montage und Wiederinbetriebnahme sei somit "in Kürze" zu rechnen, einen genauen Termin gebe es aber noch nicht. Auch Scheiwein bekam auf Nachfrage den 31.01.2023 genannt, ist aber skeptisch.
FunFact: Marco Scheiweins Handynummer beginnt mit der Vorwahl 0151, sie wurde also von der Telekom ausgegeben. Auf Nachfrage von teltarif.de berichtete er uns, dass das Mobilfunknetz der Telekom in der Region Mudau noch schlechter sei, deswegen sei er damals zu Vodafone gewechselt.
Gesetz schreibt Information und Schadensersatz vor
Eigentlich ist die Lage seit Inkrafttreten des neuen TKG (1. Dezember 2021) glasklar: Alle Anbieter von Telekommunikationsdienstleistungen sind per Gesetz verpflichtet, eine Störung "unverzüglich und unentgeltlich" zu beseitigen und: "Kann der Anbieter die Störung nicht innerhalb eines Tages nach Eingang der Störungsmeldung beseitigen, muss er den Kunden spätestens innerhalb des Folgetages darüber informieren. Er muss mitteilen, welche Entstörungsmaßnahmen er eingeleitet hat, und wann die Störung voraussichtlich behoben sein wird."
Das scheint, wie es aussieht, in Mudau nicht geklappt zu haben. Das Gesetz sieht auch Schadensersatz vor, den müssen die Kunden aber selbst anmelden und das dürfte vielen Kunden zu aufwendig und zu lästig sein.
Eine Einschätzung (von Henning Gajek)
Wenn ein Mobilfunksender ausfällt, ist das ärgerlich und alle gehen davon aus, dass er ruckzuck repariert wird. Informationen über Ausfälle gibt es (theoretisch) online, aber praktisch dann doch nicht immer. Die interne Kommunikation bis zum einzelnen Hotline-Agenten scheint (bei vielen Anbietern) nicht zu klappen, warum auch immer.
Bitter ist es, wenn ausgerechnet ein Mitbewerber den Ausfall verursacht hat. Hier müsste es doch möglich sein, kurzfristig ein regionales Roaming zu aktivieren, um den Ausfall zu überbrücken.
Wer beruflich mobil telefonieren muss oder will, sollte sich sein Smartphone genauer anschauen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit hat es einen freien Platz für eine zweite SIM-Karte, entweder aus Plastik oder vielleicht als Software zum Download in Form eine eSIM. Die Anschaffung eines Zweitnetzes kann Verbesserungen bringen, die Nummer muss ja nicht jedem Gesprächspartner, aber wenigstens den wichtigsten Kontakten mitgeteilt werden. Welches Netz, welcher Tarif das sein könnte, verraten unsere Tarif-Seiten.
Wer über einen Festnetzanschluss verfügt, kann oft im Zuge von Kombirabatten oder über ein Optionspaket eine dauerhafte Rufumleitung von einer seiner bislang kaum genutzten Zusatzrufnummern zum Handy einrichten. Ist das Mobilfunk-Netz A nicht verfügbar, stellt man eben die Umleitung kurzerhand auf Netz B ein. Der Vorteil: Die Anrufer kennen nur die Festnetznummer und brauchen sich keine weiteren Gedanken zu machen und nach Feierabend könnte ein Anrufbeantworter laufen.
Im speziellen Fall des Großraumes Mudau scheinen aber sowohl Telekom, als auch Vodafone und o2 noch gewaltigen Verbesserungsbedarf zu haben, wie die Abdeckungskarten zeigen, d.h. in der Realität dürfte die Versorgung noch dramatischer sein.
Auch die Bundesnetzagentur sollte den Netzbetreibern mehr auf die Finger sehen, dass Informationen wie der hier beschriebene Netzausfall nicht weiter im Verborgenen bleiben. Und schlussendlich gibt es auch mobile Sendestationen (MRT), die notfalls herangefahren und provisorisch in Betrieb genommen werden müssen.
Die Bewohner der Region sind Kummer gewöhnt: Vor einiger Zeit fiel in der nahegelegenen Kreisstadt Mosbach das Vodafone-Netz längere Zeit aus.