Überblick

Fernsehen im neuen Zuhause: Kabel, Satellit, IPTV oder DVB-T

Angebot, Kosten und Qualität der verschiedenen Empfangswege
Von / Björn Brodersen

Das Kabel ist derzeit des Deutschen meistgenutzte Empfangsquelle für TV. Knapp 50 Prozent der Haushalte beziehen ihr Fernsehprogramm vom örtlichen Kabelnetzbetreiber. Die Vorteile von Kabelfernsehen gegenüber dem Satellitenempfang hatten sich vor allem im analogen Bereich ausgespielt: Hier müssen Antennenbuchse und TV-Gerät lediglich mit einem Koaxkabel verbunden werden und schon steht ohne Zusatzgerät wie Receiver oder Set-Top-Box ein Angebot von rund 40 TV-Sendern zur Verfügung.

Beim digitalen TV-Angebot sieht das anders aus: Zwar können viele neuwertige LCD-TVs auch digitale Kabelsignale (DVB-C) empfangen, doch die Privatsender legen Wert auf eine sogenannte Grundverschlüsselung. So sind bei einigen Kabelnetzbetreibern - Ausnahmen sind Kabel BW in Baden-Württemberg sowie mehrere kleinere Netzbetreiber - lediglich die öffentlich-rechtlichen Sender unverschlüsselt und ohne Mehrkosten digital empfangbar. Wer RTL, Sat.1 und Co. digital über das Kabel sehen möchte, muss ein Zusatzabo des Kabelnetzbetreibers ab etwa 3 Euro pro Monat abschließen und benötigt einen vom Anbieter zertifizierten Digital-Receiver.

Überblick: Digital-TV per Kabel
  • Einmalkosten: ab 150 Euro bei Neubau
  • Monatskosten: ab 15 Euro bei Einzelvertrag
  • Programmangebot: nur öffentlich-rechtlich
  • Aufpreis für Privatsender
  • HDTV-Angebot: klein, kostenpflichtig

Für einen Einzelvertrag für digitales Kabel-Fernsehen fallen je nach Betreiber monatliche Kosten von etwa 12 bis 18 Euro für den Basis-Tarif an, der die öffentlichen-rechtlichen und je nach Netzbetreiber auch die größeren privaten Fernsehsender enthält. Größere Programm-Pakete mit HDTV kosten zwischen 28 und 40 Euro im Monat. Günstigere Preise gibt es für Mieter oder Besitzer von Eigentumswohnungen, die ihr Kabel-TV per Sammelvertrag abgeschlossen haben. Hier können je nach Anzahl der Wohneinheiten die monatlichen Kosten bis auf unter 3 Euro sinken.

Die Angebote für Breitband-Internet und Telefonie der Kabelnetzbetreiber bewegen sich auf vergleichbarem Niveau wie die für die sogenannten Triple-Play-Pakete aus TV, VDSL-/DSL- und Telefon-Anschluss. Für Hausbauer fallen noch einmalige Erschließungskosten für den Kabel-Hausanschluss an, die je nach Netzbetreiber und Aufwand etwa 150 bis 400 Euro betragen können.

IPTV: Schneller Internetzugang ist Voraussetzung

Fernsehen per IPTV: Telekom Entertain Fernsehen per IPTV: Telekom Entertain
Foto: Telekom
Mit Internet Protocol Television (IPTV) ist es auch möglich, Fernsehprogramme internetbasiert über einen Media Receiver auf den Fernseher im Wohnzimmer zu übertragen. Hierzulande bieten einige Telekommunikationsunternehmen IPTV  in der Regel als sogenanntes Triple-Play-Angebot zusammen mit Telefonie und klassischem Internet-Zugang an. Voraussetzung für IPTV ist ein schneller Internet-Zugang mit mindestens 16 000 kBit/s, für HDTV-Bilder sind noch höhere Übertragungsraten notwendig. So setzt die Telekom bei ihrem IPTV-Angebot Entertain einen VDSL-Anschluss für den Empfang von HD-Sendern voraus.

Die monatlichen Grundkosten für die Triple-Play-Pakete der Telekom mit Flatrate-Tarifen für Internetzugang und Telefonate ins deutsche Festnetz beginnen bei 44,95 Euro, mit HDTV und VDSL bei bis zu 65 Euro inklusive der Mietkosten für einen Media Receiver. Der einmalige Bereitstellungspreis für einen neuen Telekom-Telefonanschluss beträgt 59,95 Euro. Zu den Unterhaltungsoptionen gehören unter anderem der Zugriff auf die Online-Videothek mit rund 10 000 Filmen und Serien sowie das TV-Archiv mit freiem Zugriff auf rund 5 000 Fernseh-Highlights. Das Liga-total!-Paket mit Live-Bildern der Partien der 1. und 2. Fußball-Bundesliga kann für Preise ab 14,95 Euro pro Monat zum Entertain-Anschluss hinzubestellt werden. TV-Sendungen in HD-Qualität von ARD, ZDF und Arte sind kostenfrei, Liga total! HD kostet 19,95 Euro pro Monat. Näheres dazu erfahren Sie in unserem ausführlichen Vergleich der aktuellen Triple-Play-Pakete.

Überblick: IPTV
  • Einmalkosten: ab 150 Euro bei Neubau
  • Monatskosten: ab 20 Euro
  • Programmangebot: groß
  • HDTV-Angebot: klein, kostenpflichtig

HanseNet berechnet seinen Kunden heute für das Alice-Fun-Speed-Paket 29,90 Euro pro Monat. Das Paket beinhaltet eine Doppel-Flatrate aus Telefonanschluss und Internet-Highspeed-Anschluss mit bis zu 16 MBit/s im Downstream. Die 4,90 Euro im Monat teure Option Fernseh-Flatrate gibt es aber nur in Verbindung mit den DSL-Anschlüssen des Hamburger Unternehmens, nicht aber mit VDSL und auch nicht, wenn der Alice-DSL-Anschluss über Partnerunternehmen wie die Telefónica geschaltet wird. In der Fernseh-Flatrate-Option inbegriffen sind 65 TV-Sender sowie bis zu 150 ausgewählte Filme aus der rund 2 000 Titel fassenden Alice-Videothek.

IPTV per VDSL bzw. DSL ist bislang nur in wenigen Städten Deutschlands verfügbar. Die schnellen VDSL-Anschlüsse bieten Übertragungsraten von 25 bis 50 MBit/s und sind Voraussetzung für den Empfang von HDTV per IPTV. Im Vergleich zu ähnlich schnellen Breitband-Internet-Zugängen per Kabel ist VDSL nach wie vor ziemlich teuer. Und: Nur teilweise ist es möglich, bei IPTV die Inhalte auf einen zweiten Fernseher in den eigenen vier Wänden zu übertragen, und wenn dies möglich ist, gelingt es nur mit Hilfe eines weiteren (teuren) Receivers. Wer ein neues Eigenheim baut, für den fallen zusätzlich zu den monatlichen Grundkosten für das Triple-Play-Paket noch einmalige Erschließungskosten für den Telefon-Hausanschluss an, die je nach Aufwand etwa 150 bis 400 Euro betragen können.

Auf der letzten Seite unseres TV-Überblicks lesen Sie, warum sich IPTV nicht schnell durchsetzen wird und für wen sich DVB-T lohnt.

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