NFC-Handy

NFC-Technologie: Das Handy als Geldbörse nutzen

Ab Dezember Bahnfahrten per Handy bezahlen
Von Marleen Frontzeck-Hornke / dapd

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An der Supermarktkasse das Handy zücken statt der Brieftasche - noch ist das in Deutschland Zukunftsmusik. Aber die mobile Geldbörse könnte künftig auch hierzulande mehr zum Einsatz kommen. Ab Dezember kann man zum Beispiel Bahnfahrten per Handy bezahlen, wie ein Bahn-Sprecher der Nachrichtenagentur dapd sagte.

Es klingt ganz einfach: Statt nach Kleingeld zu kramen oder immer die Kreditkarte parat zu haben, halten Nutzer einfach ihr Handy an die Supermarktkasse, um die Rechnung zu bezahlen. Möglich macht das die NFC-Technologie (Near Field Communication oder Nahfeldkommunikation), eine Funktechnik, mit der Daten über Entfernungen von wenigen Zentimeter ausgetauscht werden können. Etliche Smartphones der neuesten Generation sind bereits mit diese Technik ausgestattet. Die Geräte sind in der Regel durch ein kleines NFC-Zeichen, einem Piktogramm, das Funkwellen symbolisiert gekennzeichnet.

Bisher verbreitet vor allem bei Bus und Bahn

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Bislang allerdings steckt das mobile Bezahlen hierzulande in der Pilotphase. Wirklich alltagstauglich ist es noch nicht. Anders als im Ausland: "In Asien, insbesondere in Japan und Südkorea ist das bargeldlose Bezahlen auf Basis von NFC schon sehr verbreitet, etwa im öffentlichen Nahverkehr", sagt Michael Barth, Bereichsleiter Banking und Financial Services beim Branchenverband Bitkom. In den Niederlanden oder in Norwegen werde das Handy ebenso schon oft als Zahlungsmittel genutzt.

Auch in Deutschland ist es stellenweise möglich, Fahrkarten per Handy zu bezahlen. Wer zum Beispiel von einem Berliner Vorort mit der S-Bahn zum Hauptbahnhof fährt, um von dort mit dem ICE nach Frankfurt am Main zu gelangen und danach wieder eine S-Bahn bis zum Zielort nimmt, braucht dafür nicht unbedingt ein Ticket zum Anfassen. Es reicht ein NFC-fähiges Smartphone. Das Handy muss nur am Abfahrts- und am Ankunftsort an einen sogenannten Touch-and-Travel-Terminal der Deutschen Bahn (DB) herangehalten werden. Das System registriert die Strecke des Bahnfahrers und bucht später den Fahrpreis automatisch vom Konto ab. Doch diese Möglichkeit war bisher bundesweit nur rund 30 000 Testfahrern vorbehalten. Künftig soll es allen interessierten Nutzern offenstehen. "Mit dem Fahrplanwechsel am 9. Dezember wird das mobile Bezahlen bei Touch-and-Travel für alle handelsüblichen NFC-Handys möglich sein", sagte DB-Sprecher Andreas Fuhrmann der dapd. Voraussetzung dafür sei allerdings, dass sich die Nutzer zuvor anmelden und ein Kundenkonto einrichten.

Neue Technik funktioniert auch mit EC-Karten

Was bei Bahnfahrern demnächst klappen soll, ist aber nur ein erster Schritt. Flächendeckend mit dem Smartphone zu bezahlen, klappt noch nicht. Bisher gibt es nur Insellösungen, wo einzelne Anbieter das mobile Bezahlen möglich machen. Zudem ist die NFC-Technik nicht auf Smartphones beschränkt. Auch EC- oder Kreditkarten können mit einem NFC-Chip ausgerüstet sein. So haben etwa im Großraum Hannover die Volksbanken Raiffeisenbanken sowie die Sparkassen im Frühjahr 2012 das Pilotprojekt "Girogo" gestartet und rund eine Million Girokarten mit NFC-Funktion ausgestattet. Kunden können einen Betrag bis 200 Euro aufladen und an entsprechenden Terminals damit zahlen. Bis Ende 2012 soll das auch für Sparkassenkunden bundesweit möglich sein.

Mit dem Bezahlsystem mpass, das von den Telefonanbietern o2, Telekom und Vodafone betrieben wird, gibt es zudem noch eine ganz andere Option. Sie eignet sich für alle Nutzer, die ein älteres Handy besitzen und dennoch per NFC-Technik bezahlen wollen. "Nachdem sich Kunden bei mpass.de registriert haben, bekommen sie einen NFC-Sticker zugeschickt, den sie einfach auf ihr Handy kleben und dann in mehreren Tausend Geschäften in Deutschland damit bargeldlos und kontaktlos bezahlen können", betont Ralf Opalka, Pressesprecher von Telefónica Germany, wozu auch o2 gehört.

Solange sich Kunden aber bei jedem Anbieter einzeln registrieren und ein Kundenkonto anlegen müssen, wird es noch nicht den großen Durchbruch für das mobile Bezahlen per Smartphone oder per NFC-Chip geben. Um das Prozedere für Nutzer einfacher und komfortabler zu machen müssten sich alle Hersteller an einen Tisch setzen und sich auf einen einheitlichen Standard einigen. Das sieht auch Bitkom-Experte Michael Barth so: "Im Moment arbeiten viele Akteure an einer Lösung." Der Fachmann rechnet damit, dass mobiles Bezahlen bis 2014/2015 den Einkaufsalltag erobert hat.

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