Nordmende Transita 130: Sehr empfangsstarkes DAB+-Radio
TechniSat verkauft unter dem Namen Nordmende Transita 130 ein Radio im Retro-Look. Das Gerät sieht fast genauso aus wie das Original. Es ist - wie das Original-Nordmende-Gerät - geeignet, um Hörfunkprogramme im klassischen UKW-Bereich zu empfangen. Auf Lang- und Mittelwelle hat der Hersteller bei der Neuauflage aber verzichtet. Stattdessen wird mit dem Radio auch das terrestrische Digitalradio DAB+ empfangen.
Als weitere Features verfügt der neue Nordmende Transita 130 über einen Line-Eingang und ein Bluetooth-Modul. So können kabelgebunden oder drahtlos weitere Audio-Quellen - etwa Smartphones oder Tablets - angeschlossen werden, um den 5-Watt-Lautsprecher des Retro-Radios für die Wiedergabe zu nutzen. Der Transita 130 hat auch eine Kopfhörerbuchse, leider aber keinen Line-Ausgang.
Nordmende Transita 130 im Test
Foto: teltarif.de
Ein Tag Radioempfang unabhängig von der Steckdose
Der Hersteller hat eine USB-A-Buchse verbaut. Diese liefert Strom, um beispielsweise den Akku eines Smartphones aufzuladen. TechniSat liefert ein Netzteil mit. Ein eingebauter Akku soll ausreichen, um das Radio für bis zu 24 Stunden unabhängig vom Stromnetz zu betreiben. Im Test zeigte sich, dass der Akku auch bei mehrstündigem Betrieb gut durchhält. Ob das Gerät nun nach 18 oder doch erst nach 28 Stunden wieder aufgeladen werden muss, hängt freilich auch davon ab, welche Audioquelle (UKW, DAB+, Bluetooth, Line-In) genutzt und wie laut die Musik gehört wird.
Für den UKW-Empfang gibt es auch der Vorderseite des Empfängers einen Frequenzkompass mit Drehregler, über den die gewünschte Welle von Hand eingestellt wird. Das Display auf der Oberseite des Transita 130 zeigt die Frequenz auch digital an. Die RDS-Kennung des Senders wird wiederum nicht angezeigt, was etwas merkwürdig ist. Das verwendete Empfänger-Modul sollte diese Option ermöglichen.
Zehn Speicherplätze für DAB+-Programme
Der DAB+-Empfang wird über Tasten auf der Geräte-Oberseite gesteuert. Bis zu zehn digitale Radioprogramme lassen sich als Favoriten abspeichern. Eine Teleskopantenne für analogen und digitalen Hörfunkempfang ist eingebaut. Dem Empfänger fehlt aber eine Buchse zum Anschluss einer externen Antenne.
Display und Bedienelemente an der Oberseite
Foto: teltarif.de
Der Nordmende Transita 130 ist 27,4 mal 20,3 mal 9,7 Zentimeter groß und 1,5 Kilogramm schwer. Das Menü für den DAB+-Empfang kann neben Deutsch auch in englischer, französischer und italienischer Sprache genutzt werden. Die Benutzerführung deutet darauf hin, dass die verwendete Empfangstechnik von Frontier Nuvola kommt. Sie ist der vieler anderer aktueller DAB+- und auch WLAN-Radios sehr ähnlich.
Verarbeitung mangelhaft
Das Retro-Radio hinterlässt auf den ersten Blick einen sehr wertigen Eindruck. Bei näherer Betrachtung zeigt sich aber, dass das zumindest teilweise täuscht. Das Typenschild auf der Rückseite ist genauso wie die Füße, auf denen der Empfänger steht, nur aufgeklebt. Das Typenschild fiel bei unserem Testgerät nach wenigen Stunden ab, die Gummifüße halten noch durch. Andere Anwender berichten, dass das auch nicht unbedingt selbstverständlich ist.
Auf der Rückseite bildete die Retro-Oberfläche schon nach wenigen Betriebsstunden Blasen. Die Oberschale ist offenbar nur aufgeklebt und hält nicht ewig durch. Das ist eines Radios, das der Hersteller für immerhin knapp 150 Euro verkaufen will, nicht würdig. Auch wenn der "Straßenpreis" rund 15 bis 25 Euro unter der Hersteller-Empfehlung liegt, ist die Investition angesichts der mangelhaften Produktion zu hoch.
Satter Sound und guter Empfang
Warum lohnt sich dennoch ein Blick auf den Nordmende Transita 130? Zum einen liefert der Lautsprecher einen angenehmen, warmen Sound, der das Retro-Feeling des Empfängers unterstreicht. Zum anderen ist der DAB+-Empfang mit dem unter dem Nordmende-Label verkauften TechniSat-Radio ausgesprochen gut. Wie sich im Rahmen vieler Tests in den vergangenen Jahren gezeigt hat, gibt es diesbezüglich zum Teil recht große Unterschiede bei den verschiedenen DAB+-Radios.
Wer mitten in Berlin, Frankfurt am Main oder München wohnt, hat mit dem DAB+-Empfang in der Regel keine Probleme. Zumindest die jeweiligen Ortssender sollten selbst mit der kleinsten Antenne in der ganzen Stadt zu hören sein. Anders sieht es nicht nur in ländlichen Regionen aus. Wer zum Beispiel in Potsdam die vom Fernsehturm am Berliner Alexanderplatz verbreiteten Programme im Kanal 7B empfangen möchte, braucht ein empfangsstarkes Gerät.
Auf der Rückseite zeigen sich Mängel bei der Verarbeitung
Foto: teltarif.de
Empfangstests an drei Standorten
Wir haben den Nordmende Transita 130 im hessischen Spessart, im Westerbergland und am Steinhuder Meer ausprobiert und mit Geräten von Bose, Silvercrest und Sony verglichen. Ortssender waren mit allen Geräten gut zu empfangen. Bei schwächer einfallenden Multiplexen trennte sich die Spreu vom Weizen. Hier zeigte sich, dass der Nordmende Transita 130 zu den empfangsstärkeren Geräten gehört.
Im Spessart waren beispielsweise neben den beiden bundesweiten Multiplexen und dem Ensemble des Hessischen Rundfunks nicht nur die Muxe für private Programmveranstalter in Nord- und Südhessen, sondern auch die Pakete des Bayerischen Rundfunks (landesweit und Region Unterfranken), des Mitteldeutschen Rundfunks und den Südwestrundfunks (für Rheinland-Pfalz auch am Fenster, für Baden-Württemberg nur außerhalb der Bebauung) zu empfangen.
Vor allem beim Empfang des Südwestrundfunk-Multiplexes für Baden-Württemberg oder beim nordhessischen Privatfunk-Multiplex waren die parallel getesteten Geräte von Silvercrest und Sony nicht in der Lage, einen über einen längeren Zeitraum störungsfreien Empfang zu liefern.
Weitere Tests im Norden
Ein ähnliches Bild zeigte sich im Weserbergland, wo der Nordmende Transita 130 nicht nur die bundesweiten Multiplexe sowie die Muxe von hr, NDR Niedersachsen und MDR Thüringen und das nordhessische Privatradio-Paket empfangen konnte. Auch das Ensemble für private Programme aus Nordrhein-Westfalen war ohne Unterbrechungen zu hören - in Fensternähe, aber eben in einem geschossenen Raum. Nur für die Audio-Wiedergabe der Programme des Westdeutschen Rundfunks reichte es nicht.
So sieht das Original-Transita 130 von Nordmende aus
Foto: Andreas Hein
Am Steinhuder Meer konnten wir zwar nicht den mit sehr kleiner Leistung arbeitenden Test-Multiplex aus Hannover, aber den NRW-Privatradio-Mux empfangen. Auch hier reichte es nicht für den Empfang der Programme des Westdeutschen Rundfunks. Gegenüber dem Sony-Radio war der Nordmende-Empfänger empfangsstärker. Das zeigte sich daran, dass die Programme aus Nordrhein-Westfalen nicht nur direkt am Fenster, sondern auch im Raum gehört werden konnten.
Fazit: Guter Empfang - schlechte Verarbeitung
Wer ein empfangsstarkes DAB+-Radio sucht, sollte einen Blick auf den Nordmende Transita 130 werfen. Das UKW-Empfangsteil ist wiederum nur durchschnittlich und vor allem die Trennschärfe ist schlecht. Unverständlich ist außerdem, dass das vom Sender gesendete RDS-Signal nicht ausgewertet wird. Gegen den Retro-Empfänger spricht aber vor allem die Verarbeitung. Hier muss der Hersteller bei künftigen Geräte-Generationen unbedingt nachbessern.
In einer weiteren Meldung lesen Sie, warum DAB+ so etwas wie ein Booster für das Medium Radio ist.