Forderung: National Roaming als Lösung gegen Funklöcher?
In vielen Bundesländern, wie z.B. Baden-Württemberg, gibt es aktuell noch großflächig Funklöcher. Jonas Hoffmann, SPD-Landtagsabgeordneter aus Lörrach (liegt in Südbaden an der Grenze zur Schweiz und besteht aus sehr viel Wald und einsamen Tälern) ist in seiner Partei Sprecher für Digitalisierung und digitales Leben im Land. Er setzt sich daher für eine "Einführung von National Roaming" in Deutschland ein: „Wir wünschen uns die Einführung von National Roaming".
Mobilfunk soll überall gut sein
Im Wahlkreis Lörrach gibt es besonders viele Funklöcher.
Foto: Jonas Hoffmann (MdL, SPD)
Hoffmann ist der Ansicht, dies gebe den Bürgerinnen und Bürgern in Regionen mit weißen- oder grauen Flecken die Möglichkeit, dennoch einen guten Empfang beim Mobilfunk zu ermöglichen. Weiße Flecken liegen nach Definition vor, wenn kein Mobilfunkanbieter einen bestimmten geografisch klar abgrenzten Bereich versorgt, bei grauen Flecken wäre das nur ein einziger Netzbetreiber.
Durch das “National Roaming”, welches die SPD-Landtagsfraktion in einem aktuellen Positionspapier vorschlägt, wäre nach Ansicht der Politik ein ähnliches Vorgehen wie bei dem geltenden EU-Roaming möglich. Kunden beispielsweise von o2 könnten sich bei der Telekom einbuchen oder Kunden von Telekom beispielsweise bei Vodafone, sofern dieser Netzbetreiber vor Ort Netz bietet.
EU-Roaming als Vorbild
Hoffmann erinnerte daran, dass Anwender seit 2017 mit einem Mobilfunkvertrag aus einem EU-Land mit gleichen Preiskonditionen im EU-Ausland telefonieren und surfen. Dies soll nach den Vorstellungen der SPD nun auch im Inland möglich werden. Hoffmann erklärt dazu: „Wenn wir wollen, dass alle Bürgerinnen und Bürger guten Empfang haben, dann ist es sinnvoll, sich für National Roaming einzusetzen. Hierbei ist es aber wichtig, dass die Anbieter profitieren, die in die Infrastruktur vor Ort investieren“, damit wird ein wirtschaftlicher Anreiz geschaffen, im ländlichen Raum die Funknetze als Mobilfunkanbieter auszubauen. Diese Anreize gebe es nach dem Digitalpolitiker Hoffmann bisher jedoch nicht.
Eine Einschätzung (von Henning Gajek)
Heute kann ein Kunde von Netzbetreiber A, das Netz von B oder C vor Ort nur nutzen, wenn er eine weitere SIM-Karte von Netz B oder C verfügbar hat, die noch aktiv ist. Die einzige Ausnahme ist ein Anruf zu 112 ("Notruf"). Das geht auch, wenn nur ein fremdes Netz vor Ort verfügbar ist. Eines muss es dann schon sein. Die Wahl von 112 löst die Notruffunktion aus. Die Wahl von 110 funktioniert hier übrigens nicht.
Die Politik könnte die drei Netzbetreiber dazu verdonnern, generell Kunden der Konkurrenz ins eigene Netz hinein zu lassen. Idealerweise ohne Vorbedingungen oder Extrakosten. Das wird den Netzbetreibern, die einen sehr hohen Aufwand beim eigenen Netzausbau betreiben, nicht gefallen.
Denkbar wäre auch die Variante einer "Nationales-Roaming-Option" gegen einen klar definierten monatlichen Aufpreis, welche dann die Nutzung der Konkurrenznetze erlaubt, solange diese Option für Stunden, Tage, Wochen - bis Widerruf oder Kündigung gebucht ist. Diese hätte den Charme, dass nicht alle Kunden diese Option buchen, wenn sie diese aber buchen, ist ihnen bewusst, das bessere Netzversorgung einen höheren "Wert" hat, also auch mehr kostet.
Schon heute gibt die Funktion "MOCN" (Multi Operator Core Network), bei der vor Ort aktive Netzbetreiber ihren Mitbewerbern das Einbuchen in bestimmten örtlichen Stationen erlauben und damit graue Funklöcher stopfen. Dabei gilt "wie Du mir, so ich Dir", es beruht also auf Gegenseitigkeit. Damit kann auch die beim Ausbau führende Telekom noch manches nervige Funkloch stopfen. Dieser Ansatz würde das gleiche Ergebnis wie Nationales Roaming haben.
Das Problem ist weniger das nationale Roaming, sondern das grundsätzliche Fehlen von Sendeanlagen. Die Gründe sind klar: Der Netzausbau kostet massiv Geld und nicht alle Stationen "rechnen" sich sofort. Deswegen wird aus Kostengründen oft nicht gebaut oder auf Fördergelder von Bundesländern, Landkreisen oder gar Kommunen gewartet, neuerdings ist auch die MIG in diesem Feld sehr aktiv.
Mehr Hintergründe zum Nationalen Roaming bietet unserer Ratgeber.