Bandbreiten

Qualcomm: Zeiten der Engpässe im Netz noch lange nicht vorbei

Qualcomm vermutet, dass auch künftig Netz-Engpässe bestehen bleiben - das liegt vor allem auch an immer weiter steigenden Bandbreiten: 4K- und Ultra-HD-Videos treiben künftig die Datenströme an. Die Netze der Zukunft werden diese Lastspitzen mit neuen Technologien abfedern müssen.
Von Hans-Georg Kluge mit Material von dpa

Qualcomm sieht auch künftig Netz-Engpässe auf die Nutzer zukommen. Qualcomm sieht auch künftig Netz-Engpässe auf die Nutzer zukommen.
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Die Mobilfunk-Betreiber arbeiten mit Hochdruck an den Netzen der Zukunft, um für die wachsenden Datenströme auch in den kommenden Jahren gerüstet zu sein. Doch auch mit den neuesten Technologien werden die Zeiten der Engpässe nicht zu Ende sein, schätzt Paul Jacobs, Vorstandsmitglied des Chipspezialisten Qualcomm. "Netzspektren werden in einer bestimmten Weise immer limitiert sein", sagte der Manager im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur auf dem Mobile World Congress. Die Nachfrage nach Bandbreite werde auch künftig kontinuierlich steigen.

Qualcomm sieht auch künftig Netz-Engpässe auf die Nutzer zukommen. Qualcomm sieht auch künftig Netz-Engpässe auf die Nutzer zukommen.
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Die Debatte um Netzneutralität wird nach Einschätzung von Jacobs deshalb auch weitergehen. Seiner Auffassung nach gebe es schon Anwendungen, etwa im Gesundheitswesen, für die eine vorrangige Behandlung im Netz sichergestellt werden müsste. Derzeit werde die Debatte jedoch sehr im Schwarz-Weiß-Schema geführt. Das werde sich aber auch bald ändern.

Auf dem Mobile World Congress demonstrieren Telekom-Provider und Netzwerkspezialisten, wie sich die Netze der Zukunft für das Internet der Dinge und zahlreiche neue Anwendungen beschleunigen lassen. "Es geht immer schneller und schneller, mit 300 Megabit pro Sekunde, mit 600 Megabit, wir können hier bereits in Barcelona eine dramatische Beschleunigung sehen", sagte Jacobs.

Qualcomm Snapdragon 820 angekündigt

Auf dem MWC hat Qualcomm außerdem den Chip Snapdragon 820 vorgestellt. Der neue Prozessor für High-End-Tablets und -Smartphones basiert auf der 64-Bit-Technologie von ARM, verfügt aber zusätzlich über weitere Optimierungen von Qualcomm - die Rechenkerne hören auf die Bezeichnung Kryo. Die Produktion soll in der zweiten Jahreshälfte beginnen. Möglicherweise verfügen bereits Neuvorstellungen auf der IFA über den Snapdragon 820.

Konkrete Details zu den Spezifikationen und möglichen Konfigurationen veröffentlichte Qualcomm allerdings noch nicht. Vermutlich dürfte es sich aber um einen Octa-Core-Prozessor handeln. Ob dabei acht gleich starke oder vier leistungsstarke und vier energiesparende Kerne zum Einsatz kommen, lässt sich zunächst noch nicht sagen. Viel wichtiger ist Qualcomm ohnehin, seine Plattform Zeroth zu platzieren. Diese soll spezialisierte Prozessoren und Sensoren enthalten, mit deren Hilfe das Smart­phone die Umgebung

Zuletzt hatte Qualcomm im Chipgeschäft einige Rückschläge einstecken müssen. Über den aktuell leistungsstärksten Snapdragon-Prozessor kursieren Gerüchte, dass es bei diesem zu Hitzeproblemen kommen kann. Samsung soll sich unter anderen auch deswegen beim Galaxy S6 (edge) für hauseigene Exynos-Prozessoren entschieden haben.

LTE im WLAN-Spektrum

Auf dem Branchentreffen in Barcelona stellte Qualcomm auch eine neue Technologie vor, die den Standard LTE mit unlizenzierten Spektren erweitert. Der Internet-Standard Wifi, der ebenfalls auf unlizenzierten Spektren funkt, sei dabei "ein sehr guter Nachbar" für LTE, sagte Jacobs. Mit der neuen Technologie würde sich die Schnelligkeit beider Netze durch die Verknüpfung vervierfachen. Die Lösung werde bereits mit Providern weltweit, unter anderem mit T-Mobile, erprobt. Bereits kommendes Jahr könnten die ersten damit ausgestatteten Smart­phones auf dem Markt sein.

Konzepte wie Smart Cities oder neue Verkehrsleitsysteme werden die Datenströme auch künftig anwachsen lassen und neue Herausforderungen schaffen. Die größten Impulse für das Wachstum würden in nächster Zeit aber aus dem Entertainment kommen, schätzt Jacobs. Treiber würden Lösungen für virtuelle Welten sowie die Übertragungen von hochauflösenden Videos in 4K-Qualiät sein. Neue Lösungen im Gesundheitswesen dürften dagegen noch Zeit brauchen, bis sie sich etablieren.

Inzwischen würden Tablets und Smart­phones schon eine Intelligenz besitzen, die noch vor nicht zu langer Zeit großen Maschinen vorbehalten gewesen sei, sagte Jacobs. Sie könnten Gesichter erkennen oder bestimmte Aufnahmen aus der Fotosammlung herausfiltern - wie etwa alle Strandmotive mit Palmen.

In puncto biometrische Sicherheit hat Qualcomm weitere Neuigkeiten im Gepäck. Der Chip Snapdragon Sense ID erfasst einen Fingerabdruck per Ultraschall dreidimensional und soll dadurch nicht wie bereits existierende Lösungen nicht ausgetrickst werden können. Zudem brauche der Sensor keinen direkten Druck und arbeite auch unter einer Plastik- oder Glasschicht einwandfrei.

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