SWR3-App: Radio mit Rückspulen & Titeltausch
So meldet sich die App direkt nach dem Start
Screenshot: Henning Gajek / teltarif.de
Jeder Radiosender, der heute etwas auf sich hält, hat längst seine eigene App fürs Handy. Diese Apps übertragen in der Regel den Internet-Radio-Stream, also das aktuelle Programm. Bessere Apps bieten vielleicht noch die Möglichkeit, eine Nachricht ins Studio zu schicken.
Ein junges Radio aus einer Kurstadt
So meldet sich die App direkt nach dem Start
Screenshot: Henning Gajek / teltarif.de
Im mondänen Kurort Baden-Baden (Baden-Württemberg) startete 1975 der Radio-Sender SWF3, der schnell bundesweite Bekanntheit erlangte. Sein Sendegebiet umfasste nicht nur das Bundesland Rheinland-Pfalz, das Saarland und bis tief hinein nach Nordrhein-Westfalen ("Kölner Bucht"), sondern auch Teile von Baden-Württemberg (ehemalige "französische Zone") bis weit in die Schweiz hinein. Moderatoren wie "Elmar Hörig" ("Käptn Keepdotter") oder Radio Comics ("König Dickbauch - Schnauze Fury") und der Schwarzwald-Elch begründeten den Ruf des Senders, Andreas Müller's Politsatiren ("Kabinett") oder Fußball Gags ("Jogis Jungs") wurden oft kopiert und nie erreicht. Einige Jahre sendete das Programm als einziges jugendorientiertes Radio sogar auf der Kurzwelle (7.265 kHz)
1998 - aus SWF3 wurde SWR3
Im Zuge der Senderfusion von SWF (Südwestfunk) und SDR (Süddeutscher Rundfunk) wurde am 30. August 1998 das Nachfolge-Programm SWR3 mit einer großen Party auf dem Flughafen Baden-Baden und über 100.000 Besuchern gestartet. Die (GSM)-Handynetze klappten an diesem Tag völlig zusammen, nichts ging mehr.
Früh hatte SWF3 erste Versuche im Internet mit einem eigenen Angebot unternommen. Zunächst auf Servern der Universität Karlsruhe, später bei einem richtigen Internet-Provider. 2016 kam die erste Radio App für Android und iOS.
WhatsApp-"Durchwahl" ins Studio
Mit der steigenden Popularität von WhatsApp hat SWR3 seine kurze "Hörer-ins-Studio"-Rufnummer 07221-2011 kurzerhand bei WhatsApp angemeldet und nimmt so Hörer-Feedback gerne auch als Audio-Datei entgegen.
17. August: Revolution der Radio-App
Lied gefällt nicht? Kein Problem.
Screenshot: Henning Gajek / teltarif.de
Am 17. August wird SWR3 seinen nächsten Coup landen: Dann wird seine neueste App veröffentlicht, die wieder einige Highlights enthält, die es so woanders wohl noch nicht gibt. In Baden Baden spricht man ganz bescheiden von einer "Revolution".
teltarif.de hatte die Gelegenheit, die neue App vorab auszuprobieren. Man öffnet die App wie gewohnt und kann dann das aktuelle Live-Radio-Programm starten. Alternativ kann per Click jederzeit die letzte aktuelle Nachrichtensendung aufgerufen werden, ferner gibt es eine Datenbank mit aktuellen Kurzbeiträgen (Podcast, Clips, Comics, Infobeiträge).
Kannst Du das nochmal wiederholen?
Hat man nun einen besonders launigen Spruch des Moderators oder der Moderatorin im laufenden Programm gerade verpasst, lässt sich das künftig einfach nachholen: Das geht entweder über Funktions-"Tasten" (in der App) oder über die seitliche Zeitschiene, mit der das Radio-Programm zeitlich "zurückgespult" werden kann, so oft man will.
Tausche meinen Anti-Hit
Kommt nun ein "MegaHit", den man persönlich eher "zum Fürchten" findet, kann man mit der "Tauschen"-Taste, gegen einen anderen (bereits zuvor gelaufenen Titel) tauschen. Ist der Tausch-Titel vorbei, springt die App automatisch wieder zum aktuellen Programm und man hat im Iealfall den ungeliebten Titel umgangen.
Analog für "Das Ding"
Eine ähnliche Funktionalität hat die App für das Jugendradio des SWR, "DasDing"
Screenshot: Henning Gajek / teltarif.de
Nicht nur SWR3 bekommt diese kreative App spendiert, auch das hauseigene Jugendradio "Das Ding" wird so mit einer eigenen App augestattet, die eine ähnliche Funktionalität besitzt.
Updates für Alle
Wer schon die reguläre SWR3 (oder DasDing) App auf seinem Handy verwendet, wird im Zuge der laufenden Updates ab dem 17. August die neuen Funktionen automatisch bekommen, egal ob unter Android oder iOS (sofern iOS 12 oder neue verwendet wird).
Wer diese App bislang noch nicht genutzt hat, kann sie sich im iOS-iTunes-Store bzw. im Google-Android-Play-Store herunterladen. Diese Links liefern im Moment (vor dem 17. August) noch die "alte" Version. Wer noch ein internefähiges Handy mit einem anderen Betriebssystem oder lieber seinen Laptop/PC verwendet, kann natürlich die Webseite unter www.swr3.de aufrufen.
Update: Was banal klingt , erfordert unglaubliche Verhandlungen
Einige Leser haben uns gefragt, was an so einer App so "revolutionär" sein soll. Wir haben beim SWR nachgehört. Bevor diese App "gebaut" werden durfte, mussten erst einmal die Juristen an die Front und die Verträge mit den Musiklabels und der GEMA frisch ausverhandeln.
Das Justitiariat, das AudioLab (die Techniker und Programmierer) und die PopUnit SWR3 (die Programmmacher) vom Südwestrundfunk hätten dabei gemeinsam verhandelt. Da es solche Regelungen für den Digitalbereich Radio in Deutschland noch nicht gab, "wurde hier Pionierarbeit geleistet", so die Auskunft aus beteiligten Kreisen.
In der Tat: Es ist nämlich so, dass bevor im Radio überhaupt ein Hit oder im TV ein Filmbeitrag laufen darf, erst einmal die "Rechte" zum Abspielen vorhanden sein müssen. Dann wollen die Rechtegesellschaften wie GEMA oder GVL penibelst genau wissen, welcher Hit von welchem Künstler (Musik, Text, Komponist?) von welchem Plattenlabel, wann genau von bis Uhrzeit, Datum und wie oft gelaufen ist.
Wie würde man nun die getauschten oder zeitlich verschobenen Hits "auswerten"? Das musste erst einmal detailliert ausverhandelt werden.
Bei Lizenzrechten sind die Juristen der großen Rechteverwertungsgesellschaften ziemlich humorlos. Und viele Künstler leben weitgehend nur von den aus diesen Lizenzrechten abgeleiteten Zahlungen.