Cloud Gaming mit Shadow

Shadow: Der günstige High-End-PC in der Cloud

Im Früh­jahr 2020 startet Shadows neues Port­folio. Was genau den Cloud-Gaming-Anbieter auszeichnet und was zu beachten ist erfahren Sie hier.
Von Jonas Baltruschat

Bereits in vorhe­rigen Arti­keln haben wir über den aufkom­menden Trend des Cloud-Gamings gespro­chen und verschie­dene Anbieter im Über­blick vorge­stellt. Während viele Anbieter dabei auf eine Art Spiel-Abon­nement zurück­greifen, welches sie gegen ein monat­liches Entgelt zur Verfü­gung stellen, gibt es auch Anbieter, die dem Nutzer mehr Frei­heit verspre­chen. Darunter befindet sich auch der Cloud-Dienst "Shadow" aus dem Hause Blade. Der Fran­zösi­sche Anbieter geht damit einen bis dato eher unge­wöhn­licheren Weg auf dem Gaming- und Cloud-Markt. Wir hatten die Gele­genheit, uns das Produkt genauer anzu­schauen und zu testen. Was genau den Dienst ausmacht, was er verspricht und was man als Inter­essent noch darüber wissen sollte, lesen Sie in diesem Artikel. Shadow-Cloud-Gaming Shadow-Cloud-Gaming
Shadow/Screenshot-Teltarif
Prin­zipiell muss zwischen zwei verschie­denen Modellen des Cloud-Gamings bzw. Cloud-Compu­tings unter­schieden werden. Neben reinen GaaS-Ange­boten (Games as a Service) gibt es auch soge­nannte DaaS-Dienste (Desktop as a Service). Erstere (beispiels­weise Stadia oder PS-Now) bieten ein gewisses Spiel­port­folio im Rahmen eines monat­lichen Abos an. Die meisten dieser Dienste sind Platt­form- und Geräte-gebunden. DaaS hingegen möchten dem Nutzer ein komplettes System zur Verfü­gung stellen - einen eigen­stän­digen Computer. Damit geht meist ein höherer Frei­heits­grad bei der Spie­leaus­wahl einher. Gleich­zeitig sind diese Art Systeme häufig komplexer und nicht genauso intuitiv nutzbar wie reine Gaming-Alter­nativen. Einer der ersten Anbieter eines solchen Compu­ters aus der Cloud ist Shadow.

Das Angebot

Shadows Port­folio erstreckt sich im Rahmen der Vorbe­stel­lungen für das nächste Jahr über drei verschieden Abos. Diese sind mit aufstei­gender Leis­tungs­fähig­keit natür­lich auch kost­spie­liger.

Ange­fangen beim "Boost" für 14,99 Euro im Monat, über den Ultra für 29,99 Euro pro Monat bis hin zum Infi­nite für 49,99 Euro im Monat sind für verschie­denste Ansprüche entspre­chende Ange­bote vorhanden. 50 Euro pro Monat klingt auf den ersten Blick recht viel, aber selbst bei einer Nutzung von über 24 Monaten hat man dafür "nur" 1.200 Euro ausge­geben. Echte Gamer werden bestä­tigen, dass es für diesen Betrag schwierig wird, einen Highend-PC mit den für Infi­nite-Abo ange­gebenen Hard­ware-Kompo­nenten zusam­menzu­stellen. Bei Abschluss eines Jahres-Abon­nements verrin­gert sich der monat­liche Preis um zwei Euro (Boost) bis 10 Euro (Infi­nite). Eine genaue Über­sicht über Preise und Leis­tungen der einzelnen Pakete finden Sie in der folgenden Grafik. Cloud-Gaming Anbeiter Shadow Preisübersicht der monatlichen Abos bei Shadow
Shadow/Screenshot-Teltarif

Die Technik

Hinter Shadow steckt das Verspre­chen, jedem Nutzer eine bestimmte Rechen­leis­tung via Cloud zugäng­lich zu machen. Shadow verspricht Nutzern der Boost-Version beispiels­weise eine Grafik­einheit, die der Leis­tung einer GeForce GTX 1080 entspricht. Dabei werden die bereit­gestellten Grafik­kompo­nenten nicht geteilt zwischen den Nutzern, sondern jedem Anwender werden die Kompo­nenten einzeln zur Verfü­gung gestellt. Sorgen bezüg­lich einer Über­lastung der Ressourcen von Shadow werden somit weitest­gehend elimi­niert.

Dieser Umstand bedingt natür­lich ein gesundes Maß an Wachstum, um der anstei­genden Nach­frage hard­ware­seitig gerecht zu werden. Darum werden im Rahmen der Vorbe­stel­lungen für das nächste Jahr die "Roll-Outs" der neuen Produkte stetig verschoben, nach dem Prinzip: "Wer zuerst kommt, malt zuerst". Damit möchte der Anbieter gewähr­leisten, dass die Technik der Nach­frage entspre­chen kann.

Neben der Rechen­leis­tung ist auch die Latenz ein wesent­licher Faktor im Leben eines Gamers. Insbe­sondere Ego-Shooter und Spiele, die eine schnelle Reak­tions­fähig­keit erfor­dern, bedingen schnelle Bild­über­tragungen und stabile Verbin­dungen. Shadow selbst betont, dass schnelle Verbin­dungen zwischen ihren Daten­zentren und den Servern der Spiel­anbieter für ledig­lich mini­male Unter­schiede zum konven­tionellen Gaming führen. Im unserem Test am heimi­schen Rechner konnte diese Aussage bestä­tigt werden. Im Test des Spiels "Rainbow Six Siege" wurde ein Ping von 50ms nicht über­schritten (zum Vergleich: der gleiche Rechner wies einen Ping von ca. 20ms auf ohne Verwen­dung von Shadow). Auch gibt es keine wesent­lich spür­baren Latenzen bei der Regis­trie­rung von Mouse-Bewe­gungen oder Tasta­turver­wendungen.

Im Vergleich zum konven­tionellen Gaming, ohne Shadow fühlt es sich jedoch nicht ganz so rund an. Beson­ders die, wenn auch selten auftre­tenden, einma­ligen "Freezes" des Bildes können als störend empfunden werden. Wie stark die Einschrän­kungen spürbar sind, hängt selbst­redend auch von der Inter­netver­bindung des Endge­rätes ab. Im Test stand eine Glas­faser­verbin­dung mit knapp über 100 MBit/s zur Verfü­gung.

Cloud-Gaming und die Sicher­heit der Daten

Datenschutz @ LaCatrina-Fotolia / Montage: teltarif.de Ein weiterer wesent­licher Aspekt ist das Thema Sicher­heit. Cloud-Dienste stehen insbe­sondere heut­zutage unter spezi­eller Beob­achtung der Öffent­lich­keit und Nutzer sowie Regu­lierung durch EU-Richt­linien und weitere gesetz­liche Normen. Shadow betont, Sicher­heit und Daten­schutz eines jeden Nutzers sei garan­tiert. Es bestünde Hard­ware-seitig keine Verknüp­fung zwischen den einzelnen Usern, da die Hard­ware - wie bereits erwähnt - jedem Nutzer einzeln zuge­teilt wird. Hinzu kommt die Sicher­heit, die auf dem Shadow-Client verwendet werden kann (Pass­wort­schutz und Anti-Viren-Soft­ware), welche der eines konven­tionellen PC'S entspräche. Zusätz­lich seien die Daten­zentren, welche in der EU ansässig sind, durch ein eigens dafür beschäf­tigtes Sicher­heits­team unter stän­diger Kontrolle. Somit soll vor allem DDos-Atta­cken, die auf eine Über­lastung der Server abzielen, vorge­beugt werden. Hinzu kommen die EU-Richt­linien bezüg­lich des Daten­schutzes, auf die Shadow laut eigenen Angaben höchsten Wert lege.

Voraus­setzungen

Hard­ware­seitig setzt Shadow beim Nutzer im Grunde nichts als ein Gerät voraus, über das auf die Shadow-App zuge­griffen werden kann. Wer aller­dings möchte, kann auch auf Shadows Mini­konsole, den Shadow "Ghost", zurück­greifen. Als eine Art Mini-Computer ist er die Schnitt­stelle zum Cloud-PC und bietet die nötigsten Anschlüsse. Er ersetzt damit einen eigenen PC. Erfor­derlich ist jedoch stets ein Bild­schirm auf den der gemie­tete PC das Bild streamen kann.

Ein weiterer wesent­licher Teil ist eine stabile Inter­netver­bindung. Shadow empfiehlt eine Mindest-Band­breite von 15 MBit/s. Ist die App bzw. Shadow einmal gestartet, schließt sie sich bei Unter­schreiten einer bestimmten Band­breite jedoch nicht. Allge­mein heißt das, je schlechter die Inter­netver­bindung, umso lang­samer und schlechter das Bild. Damit der Cloud-Rechner sich auf die Inter­netver­bindung einstellen kann, die dem verwen­deten Endgerät zur Verfü­gung steht, kann der Nutzer die maximal zur Verfü­gung stehende Band­breite in den Einstel­lungen von Shadow angeben. Infol­gedessen wird die Leis­tung dafür opti­miert.

Ein erstes Fazit

Wir hatten die Gele­genheit, Shadows alte und neue Boost-Version zu testen und uns ein etwas genaueres Bild zu machen. Die Verspre­chen von mehr Frei­heit auf allen Ebenen für den Nutzer klingen selbst­redend viel verspre­chend. Doch kann der erste Eindruck damit Schritt halten?

Auffällig positiv erweist sich die Kompa­tibi­lität. Sowohl Android-Handys (getestet wurde mit dem Samsung Galaxy S9), als auch iPhones (getestet wurde mit dem iPhone 8) konnten ohne Probleme die App laden und starten. Auch MacBooks und Windows-PCs konnten Shadow ohne Probleme starten. Allge­mein ist die Verwen­dung recht intuitiv. Wer bislang einen PC verwendet hat oder mit dem Umgang vertraut ist, sollte mit Shadow keine Probleme haben.

Sowohl mit dem Smart­phone als auch mit anderen Blue­tooth-fähigen Geräten, auf denen Shadow instal­liert ist, können XBox-Controller verbunden werden, um das Spiel­erlebnis noch weiter auszu­bauen. Insge­samt liefert der Anbieter damit enorme Frei­heit und spricht prin­zipiell weite Teile der Gamer-Szene an.

Neben all der Frei­heit ergeben sich jedoch auch einige Schwä­chen und ausbau­fähige Bestand­teile des Ange­bots. So müssen sich Smart­phone-Anwender des Dienstes im Klaren darüber sein, dass die Verwen­dung stark auf das Daten­volumen schlagen kann. Ausgie­biges Daten­volumen oder echte Daten-Flat­rates sind hierfür nahezu unab­dingbar.

Wie bereits erwähnt, sollten sich Fans von Shoo­tern und anderen Spielen, die schnelle Reak­tionen erfor­dern, bewusst sein, dass gele­gent­liche Einfrie­rungen des Bild­schirms auftreten können. Je nach Inter­netver­bindung sind diese störender oder auch weniger auffällig. Prin­zipiell müssen sich Anwender die Frage stellen, ob eine starke Verbes­serung in Bezug auf die Rechen­leis­tung gele­gent­liche Einbußen bezüg­lich der Verbin­dung zum Server recht­fertigen können. Sicher­lich wird es vielen Anwen­dern ohne einen solchen Dienst nicht möglich werden, in den Genuss einer Titan-RTX-Grafik­karte zu kommen.

Insge­samt lässt der Dienst viel Hoff­nung für einen weiteren Schritt im Bereich des Cloud-Gamings aufkeimen. Der größte Feind des Cloud-Gamings bleibt dabei eine schlechte Inter­netver­bindung. In einem Inter­view mit Vertre­tern des Dienstes versi­cherte man uns, dass Shadow im regen Austausch mit den Riesen der Mobil­funk- und Inter­netbranche stehe, um stetig an dieser Baustelle zu arbeiten. Inwie­weit sich in der langen Frist bis zum Start weitere Stärken und Schwä­chen abzeichnen, bleibt abzu­warten. Nachdem wir uns über einen längeren Zeit­raum mit dem Dienst beschäf­tigt und ihn ausgiebig getestet haben, werden Sie es natür­lich bei uns auf teltarif.de erfahren.

Mehr zum Thema Cloud Gaming und zu den verschie­denen Diensten und Anbie­tern lesen Sie in unserem Ratgeber zum Thema Cloud Gaming.

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