Shadow: Der günstige High-End-PC in der Cloud
Bereits in vorherigen Artikeln haben wir über den aufkommenden Trend des Cloud-Gamings gesprochen und verschiedene Anbieter im Überblick vorgestellt.
Während viele Anbieter dabei auf eine Art Spiel-Abonnement zurückgreifen, welches sie gegen ein monatliches Entgelt zur Verfügung stellen, gibt es auch Anbieter,
die dem Nutzer mehr Freiheit versprechen. Darunter befindet sich auch der Cloud-Dienst "Shadow" aus dem Hause Blade. Der Französische Anbieter geht damit einen bis dato
eher ungewöhnlicheren Weg auf dem Gaming- und Cloud-Markt. Wir hatten die Gelegenheit, uns das Produkt genauer anzuschauen und zu testen.
Was genau den Dienst ausmacht, was er verspricht und was man als Interessent noch darüber wissen sollte, lesen Sie in diesem Artikel.
Shadow-Cloud-Gaming
Shadow/Screenshot-Teltarif
Prinzipiell muss zwischen zwei verschiedenen Modellen des Cloud-Gamings bzw. Cloud-Computings unterschieden werden. Neben reinen GaaS-Angeboten (Games as a Service)
gibt es auch sogenannte DaaS-Dienste (Desktop as a Service). Erstere (beispielsweise Stadia oder PS-Now) bieten ein gewisses Spielportfolio im Rahmen eines monatlichen
Abos an. Die meisten dieser Dienste sind Plattform- und Geräte-gebunden. DaaS hingegen möchten dem Nutzer ein komplettes System zur Verfügung stellen - einen eigenständigen
Computer. Damit geht meist ein höherer Freiheitsgrad bei der Spieleauswahl einher. Gleichzeitig sind diese Art Systeme häufig komplexer und nicht genauso intuitiv nutzbar wie reine Gaming-Alternativen. Einer der ersten Anbieter eines solchen Computers aus der Cloud ist Shadow.
Das Angebot
Shadows Portfolio erstreckt sich im Rahmen der Vorbestellungen für das nächste Jahr über drei verschieden Abos. Diese sind mit aufsteigender Leistungsfähigkeit natürlich auch kostspieliger.
Angefangen beim "Boost" für 14,99 Euro im Monat, über den Ultra für 29,99 Euro pro Monat bis hin zum Infinite für 49,99 Euro im Monat sind für verschiedenste Ansprüche entsprechende Angebote vorhanden. 50 Euro pro Monat klingt auf den ersten Blick recht viel, aber selbst bei einer Nutzung von über 24 Monaten hat man dafür "nur" 1.200 Euro ausgegeben. Echte Gamer werden bestätigen, dass es für diesen Betrag schwierig wird, einen Highend-PC mit den für Infinite-Abo angegebenen Hardware-Komponenten zusammenzustellen. Bei Abschluss eines Jahres-Abonnements verringert sich der monatliche Preis um zwei Euro (Boost) bis 10 Euro (Infinite).
Eine genaue Übersicht über Preise und Leistungen der einzelnen Pakete finden Sie in der folgenden Grafik.
Preisübersicht der monatlichen Abos bei Shadow
Shadow/Screenshot-Teltarif
Die Technik
Hinter Shadow steckt das Versprechen, jedem Nutzer eine bestimmte Rechenleistung via Cloud zugänglich zu machen. Shadow verspricht Nutzern der Boost-Version beispielsweise eine Grafikeinheit, die der Leistung einer GeForce GTX 1080 entspricht. Dabei werden die bereitgestellten Grafikkomponenten nicht geteilt zwischen den Nutzern, sondern jedem Anwender werden die Komponenten einzeln zur Verfügung gestellt. Sorgen bezüglich einer Überlastung der Ressourcen von Shadow werden somit weitestgehend eliminiert.
Dieser Umstand bedingt natürlich ein gesundes Maß an Wachstum, um der ansteigenden Nachfrage hardwareseitig gerecht zu werden. Darum werden im Rahmen der Vorbestellungen für das nächste Jahr die "Roll-Outs" der neuen Produkte stetig verschoben, nach dem Prinzip: "Wer zuerst kommt, malt zuerst". Damit möchte der Anbieter gewährleisten, dass die Technik der Nachfrage entsprechen kann.
Neben der Rechenleistung ist auch die Latenz ein wesentlicher Faktor im Leben eines Gamers. Insbesondere Ego-Shooter und Spiele, die eine schnelle Reaktionsfähigkeit erfordern, bedingen schnelle Bildübertragungen und stabile Verbindungen. Shadow selbst betont, dass schnelle Verbindungen zwischen ihren Datenzentren und den Servern der Spielanbieter für lediglich minimale Unterschiede zum konventionellen Gaming führen. Im unserem Test am heimischen Rechner konnte diese Aussage bestätigt werden. Im Test des Spiels "Rainbow Six Siege" wurde ein Ping von 50ms nicht überschritten (zum Vergleich: der gleiche Rechner wies einen Ping von ca. 20ms auf ohne Verwendung von Shadow). Auch gibt es keine wesentlich spürbaren Latenzen bei der Registrierung von Mouse-Bewegungen oder Tastaturverwendungen.
Im Vergleich zum konventionellen Gaming, ohne Shadow fühlt es sich jedoch nicht ganz so rund an. Besonders die, wenn auch selten auftretenden, einmaligen "Freezes" des Bildes können als störend empfunden werden. Wie stark die Einschränkungen spürbar sind, hängt selbstredend auch von der Internetverbindung des Endgerätes ab. Im Test stand eine Glasfaserverbindung mit knapp über 100 MBit/s zur Verfügung.
Cloud-Gaming und die Sicherheit der Daten
@ LaCatrina-Fotolia / Montage: teltarif.de Ein weiterer wesentlicher Aspekt ist das Thema Sicherheit. Cloud-Dienste stehen insbesondere heutzutage unter spezieller Beobachtung der Öffentlichkeit und Nutzer sowie Regulierung durch EU-Richtlinien und weitere gesetzliche Normen. Shadow betont, Sicherheit und Datenschutz eines jeden Nutzers sei garantiert. Es bestünde Hardware-seitig keine Verknüpfung zwischen den einzelnen Usern, da die Hardware - wie bereits erwähnt - jedem Nutzer einzeln zugeteilt wird. Hinzu kommt die Sicherheit, die auf dem Shadow-Client verwendet werden kann (Passwortschutz und Anti-Viren-Software), welche der eines konventionellen PC'S entspräche. Zusätzlich seien die Datenzentren, welche in der EU ansässig sind, durch ein eigens dafür beschäftigtes Sicherheitsteam unter ständiger Kontrolle. Somit soll vor allem DDos-Attacken, die auf eine Überlastung der Server abzielen, vorgebeugt werden. Hinzu kommen die EU-Richtlinien bezüglich des Datenschutzes, auf die Shadow laut eigenen Angaben höchsten Wert lege.
Voraussetzungen
Hardwareseitig setzt Shadow beim Nutzer im Grunde nichts als ein Gerät voraus, über das auf die Shadow-App zugegriffen werden kann. Wer allerdings möchte, kann auch auf Shadows Minikonsole, den Shadow "Ghost", zurückgreifen. Als eine Art Mini-Computer ist er die Schnittstelle zum Cloud-PC und bietet die nötigsten Anschlüsse. Er ersetzt damit einen eigenen PC. Erforderlich ist jedoch stets ein Bildschirm auf den der gemietete PC das Bild streamen kann.
Ein weiterer wesentlicher Teil ist eine stabile Internetverbindung. Shadow empfiehlt eine Mindest-Bandbreite von 15 MBit/s. Ist die App bzw. Shadow einmal gestartet, schließt sie sich bei Unterschreiten einer bestimmten Bandbreite jedoch nicht. Allgemein heißt das, je schlechter die Internetverbindung, umso langsamer und schlechter das Bild. Damit der Cloud-Rechner sich auf die Internetverbindung einstellen kann, die dem verwendeten Endgerät zur Verfügung steht, kann der Nutzer die maximal zur Verfügung stehende Bandbreite in den Einstellungen von Shadow angeben. Infolgedessen wird die Leistung dafür optimiert.
Ein erstes Fazit
Wir hatten die Gelegenheit, Shadows alte und neue Boost-Version zu testen und uns ein etwas genaueres Bild zu machen. Die Versprechen von mehr Freiheit auf allen Ebenen für den Nutzer klingen selbstredend viel versprechend. Doch kann der erste Eindruck damit Schritt halten?
Auffällig positiv erweist sich die Kompatibilität. Sowohl Android-Handys (getestet wurde mit dem Samsung Galaxy S9), als auch iPhones (getestet wurde mit dem iPhone 8) konnten ohne Probleme die App laden und starten. Auch MacBooks und Windows-PCs konnten Shadow ohne Probleme starten. Allgemein ist die Verwendung recht intuitiv. Wer bislang einen PC verwendet hat oder mit dem Umgang vertraut ist, sollte mit Shadow keine Probleme haben.
Sowohl mit dem Smartphone als auch mit anderen Bluetooth-fähigen Geräten, auf denen Shadow installiert ist, können XBox-Controller verbunden werden, um das Spielerlebnis noch weiter auszubauen. Insgesamt liefert der Anbieter damit enorme Freiheit und spricht prinzipiell weite Teile der Gamer-Szene an.
Neben all der Freiheit ergeben sich jedoch auch einige Schwächen und ausbaufähige Bestandteile des Angebots. So müssen sich Smartphone-Anwender des Dienstes im Klaren darüber sein, dass die Verwendung stark auf das Datenvolumen schlagen kann. Ausgiebiges Datenvolumen oder echte Daten-Flatrates sind hierfür nahezu unabdingbar.
Wie bereits erwähnt, sollten sich Fans von Shootern und anderen Spielen, die schnelle Reaktionen erfordern, bewusst sein, dass gelegentliche Einfrierungen des Bildschirms auftreten können. Je nach Internetverbindung sind diese störender oder auch weniger auffällig. Prinzipiell müssen sich Anwender die Frage stellen, ob eine starke Verbesserung in Bezug auf die Rechenleistung gelegentliche Einbußen bezüglich der Verbindung zum Server rechtfertigen können. Sicherlich wird es vielen Anwendern ohne einen solchen Dienst nicht möglich werden, in den Genuss einer Titan-RTX-Grafikkarte zu kommen.
Insgesamt lässt der Dienst viel Hoffnung für einen weiteren Schritt im Bereich des Cloud-Gamings aufkeimen. Der größte Feind des Cloud-Gamings bleibt dabei eine schlechte Internetverbindung. In einem Interview mit Vertretern des Dienstes versicherte man uns, dass Shadow im regen Austausch mit den Riesen der Mobilfunk- und Internetbranche stehe, um stetig an dieser Baustelle zu arbeiten. Inwieweit sich in der langen Frist bis zum Start weitere Stärken und Schwächen abzeichnen, bleibt abzuwarten. Nachdem wir uns über einen längeren Zeitraum mit dem Dienst beschäftigt und ihn ausgiebig getestet haben, werden Sie es natürlich bei uns auf teltarif.de erfahren.
Mehr zum Thema Cloud Gaming und zu den verschiedenen Diensten und Anbietern lesen Sie in unserem Ratgeber zum Thema Cloud Gaming.