Mobile Payment

Bezahlen mit der Smartwatch: So geht's

In immer mehr Geschäften können Sie an der Kasse auch mit Ihrer Uhr am Handgelenk bezahlen. Wir berichten darüber, welche Lösungen es in Deutschland bereits gibt und welche Angebote bereits geplant sind.
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Mobiles Bezahlen mit dem Smartphone ist spätestens seit dem Deutschland-Start von Google Pay und der Ankündigung von Apple Pay für den deutschen Markt in aller Munde. Auch wenn die überwiegende Mehrheit der Deutschen noch immer gerne bar bezahlt, steigt die Anzahl derer, die auch zur Girocard oder Kreditkarte greifen.

Noch praktischer sind kontaktlose Zahlungen an Terminals sowie mit Karten, die diese Technik unterstützen. Es geht aber noch einfacher, nämlich durch Mobile Payment. Dabei sind die Zahlungen mit dem Smartphone vielleicht cool, zumal noch nicht weit verbreitet. Der Mehrwert hält sich aber in Grenzen.

Der Griff in die Jackentasche zum Handy unterscheidet sich vom "Aufwand" her aber nicht sonderlich vom Zücken einer herkömmlichen Karte, die kontaktlose Zahlungen ermöglicht, aus dem Portemonnaie. Anders sieht es da schon bei der Verwendung der Smartwatch aus. Diese muss man nicht erst umständlich aus einer Tasche kramen, da sie sich normalerweise ohnehin schon an Handgelenk befindet.

Und wer zum Beispiel eine Fitness-Uhr mit der Möglichkeit zum kontaktlosen Zahlen beim Joggen oder einer Radtour dabei hat, kann sich auch mal schnell eine Flasche Wasser nachkaufen, ohne ein Portemonnaie oder Bargeld dabei haben zu müssen. Handgelenk ans Terminal reicht.

Schon heute sind in Deutschland mit Google Pay und Garmin Pay Lösungen verfügbar, die sich mit der Handy-Uhr bzw. Sport-Uhr nutzen lassen. Im Laufe des Jahres wird Apple Pay ebenfalls in Deutschland offiziell nutzbar sein und neben dem iPhone auch die Zahlungen mit der Apple Watch unterstützen.

Garmin Pay war Vorreiter in Deutschland

Mit der Smartwatch bezahlen Mit der Smartwatch bezahlen
Fotos: Kondor83-fotolia.com/Garmin, Montage: teltarif.de
Mitte Juni verkündete Garmin den Start seines mobilen Bezahldienstes auf dem deutschen Markt. Besonderheit gegenüber Google Pay und Apple Pay: Der Service ist ausschließlich mit der Uhr, nicht aber mit dem Smartphone nutzbar. Zum Start waren die GPS-Multisport Smartwatches vívoactive 3 und vívoactive 3 Music sowie die GPS-Laufuhren Forerunner 645 und Forerunner 645 Music mit Garmin Pay kompatibel. Mittlerweile wurde das Portfolio erweitert.

Als Partner hatte Garmin zunächst VIMpay vorgestellt, das virtuelle MasterCards für die Sportuhren anbietet und künftig auch bei Apple Pay am Start sein will. Mittlerweile konnte Garmin mit Wirecard einen weiteren Partner gewinnen, der unter der Marke Boon ebenfalls virtuelle MasterCards vermarktet. Boon ist auch bei Google Pay dabei und hat bereits angekündigt, Apple Pay ebenfalls zu unterstützen. In Nachbarländern wie Frankreich oder Irland ist das bereits der Fall.

Vorteil von Garmin Pay ist die System-Unabhängigkeit. Die Smartwatch lässt sich mit einem Android-Smartphone genauso koppeln wie mit einem iPhone von Apple. Nutzer, die also möglicherweise einen Umstieg von Android zum iPhone oder umgekehrt in Betracht ziehen, bekommen mit einer Garmin-Uhr ein Gadget, das auch mit dem jeweils anderen System kompatibel ist.

Google Pay seit Ende Juni in Deutschland

Rund zwei Wochen nach Garmin Pay fiel der Startschuss für Google Pay in Deutschland. Mit dem bereits erwähnten Wirecard-Produkt Boon, comdirect, Commerzbank und N26 war die Zahl der Banken, die den Dienst zum Deutschland-Start anboten, eher "überschaubar". LBBW BW-Bank sind mittlerweile ebenfalls an Bord und im Laufe des Jahres soll auch eine Zusammenarbeit mit PayPal starten. Angekündigt ist zudem Revolut.

Vorteil von Google Pay gegenüber den Angeboten von Garmin und Apple ist die Möglichkeit, zusätzlich Kunden- und Geschenkkarten einzubinden. So hat der Nutzer stets alle relevanten Karten virtuell im Smartphone und eben auch in der Smartwatch mit dabei. Während es eine große Zahl an Android-Handys gibt, ist die Zahl der für Google Pay geeigneten Uhren noch recht klein.

Wir haben Google Pay kurz nach dem Deutschland-Start mit der Huawei Watch 2 getestet. In einem weiteren Beitrag zeigen wir auf, wie sich der mobile Bezahldienst auf der Uhr einrichten und nutzen lässt.

Nicht jede "Android-Uhr" ist geeignet

Google Pay mit der Huawei Watch 2 Google Pay mit der Huawei Watch 2
Foto: teltarif.de
Zu den beliebtesten Smartwatches für Android gehören die Samsung Gear S3 classic bzw. frontier. Doch genau diese Gadgets sind nicht für Google Pay geeignet, da sie auf dem Tizen-Betriebssystem basieren und nicht etwa auf Wear OS von Google. Die Samsung-Uhren ließen sich für Samsung Pay verwenden, das jedoch genauso wie beispielsweise Fitbit Pay in Deutschland noch nicht verfügbar ist.

Androidcentral nennt lediglich fünf Smartwatches von LG, Huawei, Tag Heuer und Movado, die mit Google Pay kompatibel sind. Dazu kommt mittlerweile die Ticwatch Pro. Ferner gibt es Gerüchte, nach denen Samsung in Kürze ebenfalls eine Handy-Uhr auf den Markt bringt, die nicht mehr Tizen, sondern Wear OS nutzt, sodass neben Samsung Pay auch Google Pay nutzbar wäre.

Google Pay für iPhone-Nutzer

Ähnlich wie die Wearables von Garmin sind auch die Smartwatches mit Wear OS mit dem Apple iPhone kompatibel. Eine App, die zur Verbindung zwischen Handy und Smartwatch dient, findet sich im AppStore von Apple genauso wie im Google Play Store. Dabei sind für iPhone-Besitzer allerdings einige Einschränkungen zu beachten - etwa die fehlende Möglichkeit, auf eingehende Mitteilungen direkt von der Uhr aus zu antworten.

Einem Bericht von Wareable.com zufolge ist Google Pay aber auch in Verbindung mit dem iPhone nutzbar, zumal sich die dafür erforderliche App aus dem Google Play Store direkt auf der Smartwatch installieren lässt. Wer als iPhone-Besitzer also anstelle einer Apple Watch eine Uhr mit Wear OS verwendet, kann demnach gleich zwei Bezahlsysteme nutzen: auf der Smartwatch Google Pay und auf dem iPhone Apple Pay.

Apple Pay vor Deutschland-Start

Über den Start von Apple Pay auf dem deutschen Markt ist in den vergangenen Jahren immer wieder spekuliert worden, aber erst nach dem Vorpreschen des Mitbewerbers Google hat Apple den Schritt tatsächlich angekündigt. Noch in diesem Jahr soll das Angebot starten - wie bei Google und Garmin zunächst mit wenigen Banken als Partner, was aber in Nachbarländern wie der Schweiz auch nicht anders war.

Neben dem iPhone ist Apple Pay auch mit der Apple Watch nutzbar. Dabei spielt es keine Rolle, welche Version der Smartwatch vom Kunden genutzt wird. Selbst die Original Apple Watch, die im Herbst kein Update auf watchOS 5 mehr bekommt, ist mit Apple Pay kompatibel. Es handelt sich anders als Google Pay und Garmin Pay um eine geschlossene Lösung, die nur im Apple-Ökosystem funktioniert. Es ist also beispielsweise nicht möglich, eine Apple Watch mit einem Android-Smartphone zu koppeln und so Apple Pay zu nutzen.

Weitere Anbieter

Apple Pay startet noch 2018 in Deutschland Apple Pay startet noch 2018 in Deutschland
Foto: teltarif.de
Ende Juli haben die Sparkassen ihre zuvor angekündigte Mobile-Payment-App für Android-Smartphones gestartet. Derzeit sind keine Pläne für eine Erweiterung auf Smartwatches bekannt. Anders sieht es bei den Volksbanken und Raiffeisenbanken aus, die am kommenden Montag, 13. August, zunächst ebenfalls ausschließlich für Android-Smartphones eine eigene Lösung anbieten, auf Anfrage von teltarif.de aber mitteilten, ein Angebot für die Nutzung auf Handy-Uhren sei eine logische Weiterentwicklung.

Für Smartwatches und andere Wearables gibt es international noch Dienste wie Samsung Pay und Fitbit Pay. Beide Angebote sind auf dem deutschen Markt bislang aber nicht vertreten. Nachdem mit Apple und Google zwei große Mitbewerber in Deutschland starten, erscheint es aber zumindest nicht ausgeschlossen, dass auch weitere Dienstleister in den kommenden Monaten nachziehen.

Sicherheit beim Bezahlen mit der Smartwatch

Egal ob Garmin Pay, Google Pay oder Apple Pay: Sobald der Nutzer seine Smartwatch vom Handgelenk nimmt, wird die Mobile-Payment-Funktion automatisch gesperrt. Der jeweilige Dienst funktioniert dann erst wieder, wenn die zuvor festgelegte PIN erneut eingegeben wurde. Garmin Pay fordert zudem einmal täglich aus Sicherheitsgründen die Eingabe der PIN.

Bei Google Pay und Apple Pay ist die NFC-Funktion standardmäßig inaktiv. Sie wird durch einen Doppelklick durch die rechts unten befindliche Taste auf der Smartwatch eingeschaltet. Sobald der Nutzer das erledigt hat, wird auf dem Display der Uhr auch eine angedeutete Kreditkarte angezeigt. Erst dann kann der Anwender die Smartwatch zum Terminal bewegen, um den Zahlungsprozess einzuläuten.

Immer mehr Akzeptanzstellen verfügbar

Abschließend stellt sich natürlich die Frage, wo man überhaupt mit seiner Smartwatch bezahlen kann. Das klappt in der Regel überall dort, wo auch mit einer "herkömmlichen" Kreditkarte kontaktlos bezahlt werden kann. Dazu muss nicht zwingend das Logo von Garmin Pay, Google Pay oder Apple Pay an der Kasse zu sehen sein. Immer mehr Supermärkte und Tankstellen, aber auch Hotels oder Restaurants ermöglichen mittlerweile kontaktlose Zahlungen, was dann jeweils auch mit der Uhr am Handgelenk funktioniert.

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