Prüfung

"Drosselkom": Bundeskartellamt prüft Drossel-Pläne

FAZ: Kartellamtspräsident hat Datendrossel-Bedenken
Von Thorsten Neuhetzki mit Material von dpa

Das Bundeskartellamt hat die Deutsche Telekom Das Bundeskartellamt hat die Deutsche Telekom
Foto: dpa
Die Deutsche Telekom könnte wegen der geplanten Internet-DSL-Tarife mit Daten­drosselung Ärger mit dem Bundes­kartellamt bekommen. "Wenn die Telekom Inhalte­anbietern erlauben will, sich von einer Daten­drosselung freizukaufen, hat dies mögliche­rweise Folgen für den Wettbewerb", sagte Kartellamts­prä­sident Andreas Mundt der Frankfurter Allge­meinen Zeitung (FAZ). Die Telekom verfüge auf dem Breitband­markt über eine starke Marktposition. "So könnten erhebliche Marktzutritts­schranken entstehen, wenn kleine Anbieter nicht in der Lage sein sollten, sich eine prioritäre Behandlung zu erkaufen."

Nach Angaben der Bundesnetzagentur deckt die Telekom mit rund 12,4 Millionen DSL-Anschlüssen etwa 45 Prozent des Breitband­marktes ab - damit wird sie als "marktmächtig" betrachtet. Die Wett­bewerbsbehörde hatte die Telekom aufgefordert, ihre Pläne genauer zu erläutern. Die Antworten würden nun ausgewertet. Es gebe weder Ermittlungen noch ein Verfahren.

"Kein Grundrecht auf Flatrate"

Das Bundeskartellamt hat die Deutsche Telekom Das Bundeskartellamt hat die Deutsche Telekom
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Die Begründung des Konzerns für die stärkere Spreizung der Tarife je nach Datenverbrauch findet Mundt verständlich: "Ein Grundrecht auf Flatrates für schnelles Internet vermag ich nicht zu erkennen." Es sei nicht einzusehen, dass Normalnutzer genauso viel zahlen müssten wie Intensivnutzer.

Problematisch werde es erst dann, wenn die Netzneutralität berührt werde. Da gebe es "neben einer politischen eine wettbewerbs­rechtliche Dimension". Auch dass die Telekom eigene Dienste wie ihr Internetfernsehen Entertain nicht auf das Datenvolumen anrechnen will, sorgt beim Kartellamt für Nachfragen.

Die Deutsche Telekom hatte zum 2. Mai ihre Leistungsbeschreibung für DSL-Tarife dahingehend geändert, dass Kunden nur noch ein gewisses Freikontingent im Monat mit der gebuchten bzw. technisch machbaren Geschwindigkeit surfen können und danach auf 384 kBit/s gedrosselt werden. Die Höhe des Freivolumens ist dabei Abhängig von der gebuchten Anschluss­klasse. DSL-Anschlüsse mit einer Geschwindigkeit von bis zu 16 MBit/s haben ein Freikontingent von 75 GB im Monat. Angewendet wird die Drossel jedoch noch nicht. Hier hatte die Telekom angekündigt, ab 2016 die Datendrossel umzusetzen.

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