Themenspezial: Verbraucher & Service Merkwürdig

teltarif hilft: Falsche Vodafone-Rechnung, Internet gedrosselt

Seit der TKG-Novelle ist es für Provider viel schwie­riger geworden, das Internet zu sperren, wenn der Kunde eine Rech­nung vermeint­lich nicht bezahlt hat. Arbeitet Voda­fone statt­dessen nun mit einer Dros­selung?
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Falsche Rechnung bei Vodafone führte zur Drosselung Falsche Rechnung bei Vodafone führte zur Drosselung (Symbolbild)
Bild: Vodafone, Montage: teltarif.de
Vor Inkraft­treten der Neue­rungen zum Tele­kom­muni­kati­ons­gesetz zum 1. Dezember 2021 hatten Verbrau­cher kaum eine Möglich­keit, sich gegen eine Sper­rung des Internet-Anschlusses durch ihren Provider zu wehren. War der Provider beispiels­weise der Ansicht, der Kunde habe die Rech­nung oder einen Posten nicht bezahlt, sperrte der Provider oft bis zur Beglei­chung einfach den Zugang. Und zwar auch, wenn die Rech­nung fehler­haft war und der Kunde mögli­cher­weise schon Einspruch dagegen erhoben hatte.

Seit Dezember ist das nun nicht mehr so einfach möglich. Es stellt sich aber die Frage, ob manch ein Provider diese Vorgabe nicht einfach umgeht. Kürz­lich wurde uns der nach­fol­gende Fall bei Voda­fone gemeldet - und teltarif.de musste helfen.

Voda­fone dros­selt statt zu sperren?

Falsche Rechnung bei Vodafone führte zur Drosselung Falsche Rechnung bei Vodafone führte zur Drosselung (Symbolbild)
Bild: Vodafone, Montage: teltarif.de
Im August schrieb uns ein lang­jäh­riger teltarif.de-Leser:

Ich lese seit mehreren Jahren Ihre sehr infor­mativen News­letter und habe dadurch vieles gelernt. Als 70-jähriger Rentner habe ich leider seit Mai 2022 extreme Probleme mit Voda­fone, meinem Kabel- und Tele­fon­pro­vider.

Seit ca. drei Wochen wird mir von Voda­fone der Inter­net­anschluss auf eine Band­breite von 0,1 MBit/s begrenzt, sodass meist nicht einmal eine Band­brei­ten­mes­sung möglich ist. Von Voda­fone wird völlig unbe­rech­tigt ein offener Rech­nungs­betrag in Höhe von 36,79 Euro gefor­dert. Die Rich­tig­keit meiner Darstel­lung wurde mir zweimal tele­fonisch bestä­tigt sowie eine Auftrags­bestä­tigung per E-Mail über­mit­telt. Dennoch erfolgte die Inter­net­sperre ohne weitere Vorankün­digung. Ein Tele­fonat mit einem Entschei­dungs­befugten endete mit einer wüsten Beschimp­fung, in der ich als Lügner bezeichnet wurde. Als 70-jähriger Rentner bitte ich Sie hiermit um Unter­stüt­zung oder sach­dien­liche Hinweise, wie ich das Problem des gesperrten Inter­net­anschlusses beheben kann. Ein vernünf­tiges Gespräch scheint mit der Entschei­der­ebene von Voda­fone unmög­lich. Ein Schreiben von mir mit der ursprüng­lichen Auftrags­bestä­tigung des neuen 24-Monats­ver­trages und der späteren noch­maligen Auftrags­bestä­tigung wird von Voda­fone schlicht igno­riert.

Wie weiter? Solches Verhalten kann ich nur als Sabo­tage bezeichnen, zumal in der Mahnung von Voda­fone der Hinweis enthalten ist, dass mein Anschluss erst ab einem offenen Betrag von 100 Euro gesperrt werden darf.

Zusätz­lich zur Über­mitt­lung der Vertrags­doku­mente bot uns der Leser an, eine Voice-Datei vom 13. Juli mit einer Größe von 31,4 MB zuzu­senden. Darin befinde sich der Mitschnitt des Tele­fonats, in dem ein Voda­fone-Mitar­beiter die Rich­tig­keit und Aner­ken­nung der berech­tigten Forde­rungen des Lesers durch Voda­fone bestä­tigt.

Internet frei­geschaltet - doch erneut falsche Mahnung

Wir verzich­teten zunächst auf die Über­mitt­lung des Gesprächs-Mitschnitts und sandten zuerst den Fall mit den Kunden­daten an Voda­fone. Die Über­mitt­lung des Gesprächs-Mitschnitts behielten wir uns ledig­lich für den Fall vor, dass Voda­fone nicht auf das Anliegen eingeht.

Das war aller­dings dann gar nicht notwendig: Mitte August meldete uns der Leser, Voda­fone habe am Abend des 16. August gegen 22 Uhr die Inter­net­ver­bin­dung wieder akti­viert, "mit einer für Voda­fone rasanten Über­tra­gungs­rate von 55 MBit/s laut breitbandmessung.de. So gut lief das Internet hier noch nie!"

Das "böse Erwa­chen" sei dann aber einen Tag später in Form der zweiten Mahnung in Höhe von 44,80 Euro inklu­sive diverser Drohung[en] von Kündi­gung, Scha­dens­ersatz bis Inkasso gekommen. Dabei sei in keiner Weise auf mögli­chen offenen Schrift­ver­kehr oder Kontakt­auf­nahmen, Prüfungen o. ä. Bezug genommen worden. Aus Kunden­sicht sei das "an Unver­schämt­heit und Dreis­tig­keit kaum zu über­bieten". Der Leser gestand aber auch ein: Es sei natür­lich möglich, dass es sich hier um Über­schnei­dungen von auto­mati­sierten Vorgängen handele, aber bereits der Grundton des Schrei­bens werde "nicht zur Glät­tung der Wogen führen".

Wogen schnell geglättet: Voda­fone meldet sich wenige Stunden später

Die "Wogen" wurden bei unserem Leser dann aller­dings sehr schnell geglättet, nämlich schon wenige Stunden später: Am Nach­mittag desselben Tages erhielt der Leser eine E-Mail von Voda­fone mit folgendem Inhalt:

Wir haben Ihr Anliegen geprüft und möchten gern eine einver­nehm­liche Lösung mit Ihnen finden. Daher schreiben wir Ihrem Kunden­konto die folgenden Entgelte gut:

4 Euro – Rück­last­schrift­pau­schale
4,40 Euro – zwei Mahn­pau­schalen zu jeweils 2,20 Euro
36,40 Euro – offene Entgelte zum Internet & Phone-Anschluss

Ihr Kunden­konto ist somit bis zum 31. Juli 2022 ausge­gli­chen. Darüber hinaus schreiben wir Ihrem Kunden­konto einen weiteren Betrag über 19,99 Euro gut, sodass Sie Ihren Internet & Phone-Anschluss einen Monat kostenlos nutzen können. Die Gutschrift wird mit dem Entgelt für August 2022 verrechnet, sodass unse­rer­seits keine Abbu­chung erfolgt. Bitte beachten Sie: Da Ihre August­rech­nung bereits in den kommenden Tagen erstellt wird, werden die oben genannten Gutschriften erst in der Rech­nung für September 2022 ersicht­lich sein. [...] Wir hoffen, dass wir Ihr Anliegen klären konnten und wünschen Ihnen noch einen schönen Tag.

Kein Kommentar von Voda­fone

Bei Voda­fone hatten wir während unserer Kontakt­auf­nahme in diesem Fall nach­gefragt, ob Voda­fone die TKG-Neure­gelung seit Dezember bekannt ist, dass Anschluss­sperren erst ab einem strit­tigen Betrag von 100 Euro durch­geführt werden dürfen und auch nur dann, wenn der Kunde keinen Wider­spruch einge­legt hat. Darüber hinaus wollten wir wissen, ob es eine haus­interne Rege­lung bei Voda­fone gibt, diesen Passus im Gesetz dadurch zu umgehen, dass statt einer Komplett-Sperre dann eben eine Band­brei­ten­dros­selung auf 0,1 MBit/s durch­geführt wird.

Auf diese Fragen blieb Voda­fone uns aller­dings eine Antwort schuldig.

Muss der Voda­fone-Tech­niker eine Störung besei­tigen, sollte das norma­ler­weise nichts kosten. Wenn der Kunde kündigt, dann für den Tech­niker­besuch aber nach­träg­lich plötz­lich doch 100 Euro berechnet werden - dann ist teltarif.de gefragt.

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