Falsch umgestellt

teltarif hilft: Falsche Vertrags-Umstellung bei Drillisch

Manche Kunden bestellen bei der Hotline viel­leicht etwas, was es in der Form gar nicht gibt. Das berech­tigt den Handy-Provider aber lange noch nicht dazu, einen teureren 24-Monats-Tarif unter­zuschieben. teltarif.de musste einer Dril­lisch-Kundin helfen.
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Falsche Beratung bei sim.de Falsche Beratung bei sim.de
Bild: Drillisch Online GmbH
Es gibt nach wie vor Verbrau­cher, sie sich mit Tele­kom­muni­kation nicht jeden Tag beschäf­tigen und sich mit den Eigen­heiten von Handy-Tarifen auch nicht so gut auskennen. Dann fällt es manchmal schwer, an der Hotline des Provi­ders zu beschreiben, was man genau möchte.

Aber selbst wenn sich der Kunde mögli­cher­weise unklar ausge­drückt hat, berech­tigt das einen Provider noch lange nicht dazu, dem Kunden sofort einen teureren Vertrag mit gleich­zei­tigem Beginn einer neuen 24-Monats-Lauf­zeit unter­zuschieben, wenn der Kunde das gar nicht wollte. teltarif.de musste kürz­lich einer Dril­lisch-Kundin helfen, die sich Mitte August bei unserer Redak­tion meldete.

"Tarif-Hopping" bei Dril­lisch-Vertrags­tarifen?

Die Kundin hatte bei der Dril­lisch-Marke sim.de einen Tarif mit 5 GB Daten­volumen für 4,99 Euro monat­lich. Diesen Vertrag mit einer 24-mona­tigen Mindest­ver­trags­lauf­zeit hatte sie im Januar 2023 abge­schlossen.

Falsche Beratung bei sim.de Falsche Beratung bei sim.de
Bild: Drillisch Online GmbH
Im Juli wollte sie in den Urlaub fahren und stellte fest, dass es in der Feri­enwoh­nung am Urlaubsort kein WLAN gibt. Darum rief sie bei der Dril­lisch-Hotline an und bat darum, dass Dril­lisch ihr Daten­volumen nur für diesen Monat Juli einmalig aufstockt. Ab August wollte sie dann wieder 5 GB für 4,99 Euro monat­lich nutzen.

An der Hotline wurde der Kundin bestä­tigt, dass es gar kein Problem wäre, ein derar­tiges "Tarif-Hopping" bei einem Dril­lisch-Vertrags­tarif zu machen. Für Juli erhielt sie also 30 GB für 11,99 Euro pro Monat.

Doch als die Kundin aus dem Urlaub zurück­kehrte und wieder in den alten Tarif mit 5 GB für 4,99 Euro monat­lich wech­seln wollte, wollte Dril­lisch dafür plötz­lich knapp 158 Euro Vorfäl­lig­keits­gebühr haben. Denn der Dril­lisch-Kunden­ser­vice hatte eine dauer­hafte Umstel­lung in den Tarif mit 30 GB für 11,99 Euro pro Monat vorge­nommen und dazu auch noch eine neue 24-mona­tige Mindest­ver­trags­lauf­zeit gestartet.

Falsch­bera­tung an der Hotline

Darüber war die Kundin erwar­tungs­gemäß erschro­cken, denn erstens war von einer Vorfäl­lig­keits­gebühr beim Zurück­wech­seln auf den alten Tarif bei dem Hotline-Gespräch nach Aussage der Kundin gar keine Rede gewesen. Und zwei­tens hatte die Kundin klar gesagt, dass sie das höhere Daten­volumen nur für einen Monat braucht - für den Urlaub im Juli.

Als wir uns in der teltarif.de-Redak­tion den Fall ansahen, mussten wir die Kundin und leider auch Dril­lisch zunächst einmal über die Vertrags-Kondi­tionen und die gene­relle Tarif­gestal­tung im Hause Dril­lisch aufklären: Die Tarife von sim.de und Dril­lisch allge­mein sind Vertrags-Tarife mit einem festen monat­lichen Daten­volumen für die gesamte Vertrags­lauf­zeit. Es sind keine Prepaid­tarife, bei denen man monat­lich einmalig das Inklusiv-Daten­volumen vari­ieren kann, das geht bei Vertrags-Tarifen (Post­paid) von Dril­lisch nicht. Dril­lisch bietet auch keine Flex-Tarife an, bei denen das Daten­volumen monat­lich an die eigene Nutzung ange­passt werden kann. Es können zwar Tarife mit einmo­natiger Lauf­zeit abge­schlossen werden, doch nach deren Kündi­gung muss ein ganz neuer Vertrag abge­schlossen werden - das ist also auch kein "Tarif-Hopping".

Lösung wäre einfach gewesen

Genau das hätte der Dril­lisch-Kunden­ser­vice eigent­lich der Kundin am Telefon erklären müssen. Als die Kundin mit ihrem Wunsch bei der Hotline ange­rufen hatte, wurde das dort aber wohl als Wunsch zum dauer­haften Tarif­wechsel (und damit falsch) inter­pre­tiert. Es exis­tierte zwar ein Gesprächs­mit­schnitt, diese werden bei Dril­lisch aber nach 14 Tagen aus Daten­schutz­gründen gelöscht. Und die 14-tägige Wider­rufs­frist war nach dem Urlaub der Kundin eben­falls abge­laufen.

Dabei hätte es auch bei den zum Teil unfle­xiblen Tarifen im Hause Dril­lisch eine einfache Möglich­keit gegeben: Den Wunsch der Kundin hätte man mit einem zusätz­lichen Vertrag über 30 GB für 11,99 Euro mit einmo­natiger Mindest­ver­trags­lauf­zeit leicht umsetzen und für diesen dann sofort eine Kündi­gung nach dem ersten Monat hinter­legen können. Damit wäre der Fall im Sinne der Kundin erle­digt gewesen - sie hätte aller­dings eine zusätz­liche SIM-Karte dafür erhalten.

Dril­lisch stor­niert ohne Vorfäl­lig­keits­gebühr

Nachdem wir Dril­lisch mit der Situa­tion und der Falsch­bera­tung konfron­tiert hatten, schrieb uns der Provider:

Vielen Dank, dass Sie uns Gele­gen­heit zur Stel­lung­nahme geben. Wir haben das Kunden­anliegen geprüft und können Ihnen Folgendes mitteilen: Frau [...] hat am 7. Juli 2023 eine Bestell­zusam­men­fas­sung von sim.de erhalten, in der alle rele­vanten Infor­mationen enthalten sind. Mit der Bestä­tigung dieser Bestell­zusam­men­fas­sung durch die Kundin ist der Vertrag zustande gekommen. (Zur besseren Über­sicht habe ich Ihnen ihre Bestell­zusam­men­fas­sung ange­hängt). Um der Kundin entge­gen­zukommen, haben wir aus Kulanz und ohne Aner­ken­nung einer Rechts­pflicht ein neues Angebot für Frau [...] vorbe­reitet und die Kosten für die vorzei­tige Vertrags­been­digung über­nommen. Wir kommen der Bitte nach, den alten 5-GB-Tarif zum alten Preis zurück­zustellen und dabei auf Wechsel- und Vorfäl­lig­keits­gebühren zu verzichten. Wir freuen uns daher, wenn Frau [...] weiterhin unsere Dienste und Services nutzt.
Offenbar hatte die Kundin blind darauf vertraut, dass Dril­lisch ihren Wunsch wie bespro­chen umge­setzt hatte - was man niemals tun sollte. Nachdem wir die Sache geklärt hatten, erhielt die Kundin erneut von Dril­lisch eine Vertrags­zusam­men­fas­sung für den alten Tarif mit 5 GB für 4,99 Euro, auf der die knapp 158 Euro Vorfäl­lig­keits­gebühr aufge­führt waren. Als wir auch hierzu noch­mals bei Dril­lisch nach­fragten, antwor­tete uns der Provider:
Nach Rück­sprache mit der zustän­digen Fach­abtei­lung kann ich Ihnen Folgendes sagen: Die Gebühr taucht noch in der Bestell­zusam­men­fas­sung auf, weil sie nicht aus dem System genommen werden kann, [diese] wird aber natür­lich gutge­schrieben, sobald Frau [...] den Tarif akzep­tiert hat. Die Gutschrift wird sie dann in ihrer August-Rech­nung einsehen können, sollte sie noch im August annehmen (ansonsten erst zum September).
Nachdem wir die Kundin dies­bezüg­lich also beru­higen konnten, entschloss sie sich, der Vertrags-Umstel­lung zuzu­stimmen und bedankte sich für unsere Unter­stüt­zung.

Offenbar gibt es noch immer 1&1-Kunden mit einer alten SIM-Karte, die 5 GB verspricht, bei der aber sofort ab dem ersten MB der Gebühren­zähler tickt, was zu Schock­rech­nungen führt. teltarif.de musste einem Leser helfen.

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