NFC

Mobile Wallet: Telekom will das Bargeld abschaffen

Auch Kunden- und Kreditkarten sollen durch das Handy ersetzt werden
Aus Berlin berichtet Thorsten Neuhetzki

Ann Cairns, President of International Markets Mastercard, und Thomas Kiessling, Leiter Produkte und Innovationen Deutsche Telekom, stellen den Mobile Wallet vor Ann Cairns, President of International Markets Mastercard, und Thomas Kiessling, Leiter Produkte und Innovationen Deutsche Telekom, stellen den Mobile Wallet vor
Foto: teltarif.de
Die Deutsche Telekom will die Geldbörse überflüssig machen. In der Hauptstadtrepräsentanz in Berlin stellte das Unternehmen zusammen mit der Kreditkartenfirma Mastercard ihr "Mobile-Wallet"-System vor. Ambitionierte Ziele sind es, die die beiden Unternehmen haben, sieht sich die Telekom doch als einer von drei oder vier Anbietern, die am Ende im Markt des mobilen Bezahlens überleben werden. Zum Vergleich: Aktuell gibt es in Europa 65 Ansätze zum mobilen Bezahlen.

Ann Cairns, President of International Markets Mastercard, und Thomas Kiessling, Leiter Produkte und Innovationen Deutsche Telekom, stellen den Mobile Wallet vor Ann Cairns, President of International Markets Mastercard, und Thomas Kiessling, Leiter Produkte und Innovationen Deutsche Telekom, stellen den Mobile Wallet vor
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Mobile Wallet soll eine offene Plattform sein. Allerdings mit der Einschränkung, dass sie nur Telekom-Mobilfunk-Kunden zur Verfügung steht. Offen ist das Unternehmen aber für Bezahldienstleister, Händler und Banken, die Partnerschaften mit der Telekom eingehen wollen. Dabei tritt das Unternehmen aber auch in Konkurrenz zu seinen Partnern. Noch in diesem Jahr gibt die Telekom nämlich eine eigene Bezahlkarte heraus, die mit einem NFC-Sticker für das mobile Bezahlen kombiniert ist. Es ist nicht das erste Mal, dass die Telekom eine Mastercard anbietet: Schon beim Bonusprogramm HappyDigits konnten die Kunden eine solche Kreditkarte nutzen - damals natürlich noch ohne die nun neuen Features.

NFC-Handy mit spezieller SIM ersetzt zahlreiche Plastikkarten

Sobald die Telekom ihre Vermarktung für den Mobile Wallet aufnimmt, lässt sich die Mastercard dann auch kontaktlos per NFC-Handy nutzen. In Zukunft soll alles im Portemonnaie durch die Mobile Wallet ersetzt werden. Das heißt, die Kunden sollen nicht nur mobil mit dem Smartphone bezahlen können, sondern es als Bahnfahrkarte, Flugticket, Konzertkarte, Coupon-Sammlung und Bonuspunkt-Karte nutzen können. So ist es vorstellbar, dass an der Supermarktkasse in einem kontaktlosen Vorgang über das Handy das Geld von der Kreditkarte abgezogen wird, die Bonuspunkte des Supermarktes gebucht werden und der Kunde direkt noch Coupons für seinen nächsten Einkauf auf das Handy bekommt. Diese ließen sich dann beim nächsten Einkauf auf Wunsch oder automatisch einsetzen. Über welchen Bezahlweg der Supermarkt sein Geld bekommt, kann der Kunde durch Interaktion am Handy auswählen.

Realisiert wird das über eine spezielle SIM-Karte der Telekom. Sie soll die Sicherheit des ganzen Systems garantieren, da ohne diese SIM-Karte keine Bezahlungen möglich sind. Es sei also nicht möglich, dass jemand durch räumliche Nähe die Zahlungsdaten des Kunden ausliest und dann zum Zahlen nutzt, hieß es auf der Veranstaltung der Telekom. Die Telekom stehe als Marke für Vertrauen und Sicherheit, dem werde man auch entsprechen.

Start in Polen, Deutschland ab 2013

Starten wird die Telekom mit ihrem Mobile Wallet noch in diesem Jahr in Polen. Der Grund dafür: In Polen gibt es heute schon deutlich mehr Terminals im Handel, die NFC-fähig sind. In Deutschland soll das Geschäft dann im ersten Halbjahr des kommenden Jahres starten. Der Kunde soll dann auch selbst entscheiden können, welche Sicherheitsstufe seinen Ansprüchen gerecht wird. So hätte er etwa die Möglichkeit, dass Bezahlungen bei bestimmten Händlern durch ein weiteres Passwort bestätigt werden müssen.

Wer sein Handy verliert, verliert dann allerdings auch mehr Daten als heute. Allerdings ließen sich sämtliche Daten mit einem Anruf sperren, verspricht die Telekom. Heute hingegen müssten Kunden, die ihre Leder-Geldbörse verlieren, mit mehreren Callcentern sprechen, bis alle Karten gesperrt sind. Zudem verliert der Kunde kein Geld, da alle Daten in der Cloud und nicht auf dem Handy gespeichert sind. Formal realisiert die Telekom ihre Mastercard-Produkte übrigens über die Tochter ClickandBuy. Sie besitzt die notwendige e-Geld-Lizenz.

Ob sich das System durchsetzt, gilt es abzuwarten. Es ist bei weitem nicht der erste Ansatz, das Bargeld abzuschaffen. Möglicherweise gelingt das, wenn das Handy nicht nur das Bargeld, sondern auch noch zahlreiche weitere Kunden- und Funktionskarten ersetzt. Doch die Telekom adressiert nur die eigenen Mobilfunkkunden, ein großer Teil des Marktes bleibt also außen vor und mit dem Wechsel des Mobilfunkanbieters geht auch die Bezahlfunktion verloren. Zudem ist NFC in Deutschland noch eine Nischentechnologie. Die Telekom selbst sprich von einem Prozent Verbreitung. Dem will man zwar mit Lösungen wir QR-Code-Scans entgegen treten, doch ist schwer vorstellbar, dass im Supermarkt auf einem Display ein QR-Code zum Bezahlen auf dem LCD-Display angezeigt wird. Erst in der vergangenen Woche hatte E-Plus zusammen mit Targobank ebenfalls eine NFC-Lösung für mobiles Bezahlen vorgestellt. Sie integriert jedoch keine anderen Dienste.

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