Der Untergang

Wie im Krimi: So verlief die Insolvenz von Telogic

Hohe Schulden, nicht bezahlte Gehälter, mehrmonatige Mietrückstände
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Das Stammkapital der Telogic betrug seinerzeit 100 000 Euro und es gab zwei Anteilseigner. 20 Prozent hielt die MATERNA GmbH in Dortmund, die restlichen 80 Prozent die Telogic Holding in Dänemark, die ihre Anteile mittlerweile an die Infinity Mobile DE GmbH in Dortmund übertragen hatte. Der Umsatz der Telogic betrug 2010 rund 8 Millionen Euro, 2011 knapp 16 Millionen Euro und 2012 gut 11,5 Millionen Euro.

Telogic-Kunden können kaum mit der Auszahlung von Restguthaben rechnen Telogic-Kunden können kaum mit der Auszahlung von Restguthaben rechnen
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Update 16.07. - Stellungnahme von Materna: In Reaktion auf unseren Bericht weist die Materna GmbH darauf hin, dass der 20-Prozent-Anteil von Materna am Unternehmen Telogic bereits am 26.9.2012 an die Global Infinity Mobile Inc. ("GIM") übertragen wurde. Die GIM sei kein mit Materna verbundenes Unternehmen. Die (zweite) Insolvenzeröffnung ist datiert unter dem Datum 29.12.2012. Zu diesem Zeitpunkt besaß Materna keinerlei Anteile mehr an der Telogic Germany GmbH. Im Juli 2012 gab es allerdings ein erstes Insolvenzverfahren über die Telogic. Mit Beschluss des Amtsgerichts Dortmund vom 12.09.2012 wurden die am 24.07.2012 angeordneten vorläufigen Maßnahmen nach dem Einstieg eines damals nicht namentlich genannten Investors wieder aufgehoben. Ende des Updates.

Anschließend nahm der Insolvenzverwalter alle wichtigen Geschäftsunterlagen an sich und erkundigte sich bei den Banken über die finanziellen Verhältnisse. Die Miete an die Stadt Dortmund als Eigentümerin der Geschäftsräume war seit vier Monaten nicht mehr bezahlt worden. Die Miete für die Serverräume in Hannover hatte Telogic seit zehn Monaten nicht mehr überwiesen. Alle Mietrückstände summierten sich auf etwa 131 000 Euro.

Nach ersten Berechnungen des Insolvenzverwalters reichte der von Telogic erwirtschaftete Umsatz nicht mehr aus, um alle Verbindlichkeiten zu tilgen und den Geschäftsbetrieb weiter fortzuführen. Außerdem hatte E-Plus als "Vermieter" der Mobilfunkmasten mittlerweile die Verbindung gekappt, was eine Wiederaufnahme des Betriebs endgültig vereitelte.

Bei einer Insolvenz gibt es mitunter das Phänomen, dass andere Unternehmen der insolventen Firma noch Geld schulden und umgekehrt Forderungen des insolventen Unternehmens an die fordernde Firma bestehen. Diese Forderungen lassen sich im Lauf des Verfahrens meist gegeneinander aufrechnen - im Falle von Telogic war es so, dass die Forderungen an Telogic diese von Telogic gegenüber anderen überstiegen.

80 000 Kunden, und über die Hälfte davon nicht erreichbar

Bei der Beschäftigung mit den ausstehenden Forderungen an Telogic stieß der Insolvenzverwalter darauf, dass Telogic bei Eintritt der Insolvenz rund 80 000 Prepaid-Kunden hatte. An diese versendete er das bereits von uns in einem Bericht erwähnte Schreiben, nach dem die Kunden ihr Prepaid-Guthaben und ihre Auslagen als Forderung anmelden und letztmalig einen Antrag auf Rufnummernportierung stellen konnten.

Interessant ist, dass der Insolvenzverwalter von den 80 000 Schreiben ca. 47 000 Briefe, also über die Hälfte, als nicht zustellbar zurück erhielt. Entweder hatten diese Kunden ihren Umzug nicht an Telogic gemeldet, waren verstorben oder hatten gleich bei der Registrierung eine ungültige Postadresse angegeben. Von den restlichen Kunden antworteten nur 10 000.

Die Postkorrespondenz zum Telogic-Fall nahm zwischenzeitlich mit mehreren tausend Briefen täglich solche Ausmaße an, dass der Insolvenzverwalter bei der Deutschen Post eine eigene Postleitzahl für die Zustellung beantragen musste. Auch die Post war etwas überfordert und beauftragte einen externen Dienstleister mit der Zustellung.

Finanzieller Zwischenbericht und: Was bekommen die Kunden?

Zum Schluss des Berichts stellt der Insolvenzverwalter Aktiva (also Besitztümer, Barguthaben, zu erwartende Forderungen...) und Passiva (Schulden und Verbindlichkeiten der Telogic) gegenüber. Auf der Habenseite stehen hier - nach dem Verkauf der restlichen materiellen Vermögenswerte - viele Nullen. Insgesamt hatte der Insolvenzverwalter bei Abfassung des Berichts auf der Habenseite rund 300 000 Euro zur Verfügung.

Auf der Sollseite steht dem der stolze Betrag von knapp 9 Millionen Euro gegenüber. Große Einzelposten sind hier nicht näher genannte "Lieferantenverbindlichkeiten" von 6,9 Millionen Euro, die schon genannten Mietrückstände, Lohn- und Gehaltsrückstände in Höhe von 60 000 Euro, Steuerrückstände gegenüber dem Finanzamt in Höhe von 50 000 Euro, rückständige Beiträge zur Sozialversicherung in Höhe von 30 000 Euro und sonstige Verbindlichkeiten in Höhe von 1,2 Millionen Euro. In den 9 Millionen Euro übrigens nicht enthalten sind Darlehensverbindlichkeiten gegenüber Gesellschaftern in Höhe von etwa 4 Millionen Euro.

Viele Kunden stellen sich angesichts dieser Zahlen sicherlich die Frage, ob sie jemals auch nur einen Teil ihres Prepaidguthabens zurückerstattet bekommen. Laut Insolvenzverwalter wird das gesamte Verfahren wohl 2015 abschlussreif sein. Die Insolvenzgläubiger könnten voraussichtlich mit einer "geringen Quotenzahlung (kleiner 1 Prozent) auf ihre Forderungen" rechnen. Bei einer Forderung von beispielsweise 50 Euro wäre das ein Erstattungsbetrag von 50 Cent, der wegen Geringfügigkeit wohl nicht ausgezahlt wird. Telogic-Kunden sollten sich also mit der Tatsache anfreunden, dass sie von ihrem Geld wohl nichts wiederbekommen werden.

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