Roaming-SIM

Free Time Telecom: Kreatives Produkt mit leichten Schwächen

Im Test: Roaming-Karte mit 3 Nummern, darunter eine USA-Nummer
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Die Macher von Free Time Telecom, die ihren Deutschland-Vertrieb vom westfälischen Löhne aus organisieren, sind nicht ganz unbekannt. Geschäftsführer Cornelis Swart und sein Geschäftspartner Achilles Rupf waren früher für den Liechtenstein/Schweizer Roaming-Karten-Pionier United Mobile tätig.

Das Produkt von Free Time Telecom [Link entfernt] , das auch unter anderen Markennamen wie Pingy Call [Link entfernt] , Pilot Call [Link entfernt] oder SIM and Web [Link entfernt] im Internet zu finden ist, kommt in der Standardversion zu einem Startpaketpreis von 29,90 Euro für eine Standard-SIM-Karte per Post nach Hause. Falls eine Micro-SIM-Karte für ein iPhone oder ein Windows-Mobile-Phone benötigt wird, werden 35,90 Euro berechnet. Die Micro-SIM-Karte kommt gleich im passenden Format, ein Adapter liegt nicht bei.

Um die SIM-Karte zu aktivieren, muss auf www.freetimetele.com ein Kunden-Konto eingerichtet werden, dort werden dann die Rufnummern mit der gelieferten SIM-Karte verheiratet.

Drei Rufnummern auf einer Karte

Free Time Telecom: Roaming-Karte im Test Free Time Telecom: Roaming-Karte im Test
Bild: Free Time Telecom, Screenshot: teltarif.de
Für Kunden aus Deutschland gehört eine Rufnummer mit der Vorwahl +49-1570 aus dem Nummernbereich von Telogic (früher vistream) zur Grundausstattung. Generell hat jede Karte eine Liechtensteiner Rufnummer. Derzeit besteht zwischen der Liechtensteiner und der deutschen Rufnummer ein Zusammenhang: Lautet die Liechtensteiner Nummer +423-661 00xxxx, so wird dazu die deutsche Nummer +49-1570-360xxxx, wobei die Ziffernfolge xxxx bei beiden Nummern identisch ist. Ob das immer so bleiben wird, hängt nach Auskunft des Anbieters vom noch zur Verfügung stehenden Nummernvorrat ab.

Unsere Testkarte war darüber ab Werk mit einer USA-Rufnummer versehen, die telefontechnisch im US-Bundesstaat Texas (+1-940) aufgehängt ist. Für Reisende in anderen Ländern sollen in Kürze Rufnummern in Großbritannien, der russischen Föderation und weiteren Ländern hinzukommen. Maximal sind derzeit 3 Rufnummern pro SIM-Karte möglich.

Die SIM-Karte ist unter allen drei Rufnummern erreichbar, allerdings können dabei unterschiedliche Kosten entstehen. Befindet sich der Kunde in Deutschland, bucht sich die Telogic-IMSI nur im Netz von E-Plus ein (andere deutsche Netze können nicht genutzt werden) und zeigt im Display "Germany" an. Ankommende Anrufe über die Rufnummer +49-1570 sind für den Free-Time-Telecom-Kunden in Deutschland kostenfrei. Käme der Anruf über die Liechtensteiner Rufnummer an, wären in Deutschland 5 Cent/Minute und über die US-Rufnummer 14 Cent/Minute zu bezahlen, die vom Prepaid-Guthaben der Karte abgezogen werden. Abgehende Telefonate und SMS kosten via Telogic in Deutschland discount-übliche 9 Cent pro Minute und SMS.

Die Chamäleon-SIM: Im Ausland als Liechtensteiner unterwegs

Begibt sich der Free-Time-Telecom-Kunde ins Ausland, passiert folgendes: Das Handy verliert erst einmal das Netz und je nach verwendetem Handy können dann auch Fehlermeldungen auftreten. Bei bestimmten Nokia-Modellen muss der Sicherheitscode neu eingegeben werden, falls man den Sicherheitscode bei SIM-Kartenwechsel scharf geschaltet hat. Durch das Verlassen des deutschen E-Plus-Netzes und den Empfang eines ausländischen Netzes erkennt die SIM-Karte nach einer gewissen Zeit, dass sie auf den "Global"-Modus umzuschalten hat; die Karte verwandelt sich nun in eine Liechtensteiner SIM-Karte mit eigener Kartennummer (IMSI). Das verwendete Handy sollte die Funktion SAT (SIM Application Toolkit) verstehen. Falls das Handy unter iOS oder Android läuft, wird eine zusätzliche Software von der SIM-Karte gestartet, welche die Bedienung vereinfacht und die SIM-Toolkit-Menüs besser einbindet.

Im Ausland bucht sich die Karte als Liechtensteiner SIM-Karte in alle Netze ein, die mit Mobilkom Liechtenstein ein Roaming-Abkommen haben. Die Mobilkom Liechtenstein hat mit dem ähnlich klingenden Service-Provider in Deutschland nichts zu tun, sondern ist eine 100-prozentige Tochter der Mobilkom A1 in Österreich. Die verwendete Technik und das Know-how basieren im übrigen auf langjährigen Erfahrungen mit den Roaming-Systemen von United Mobile.

Kommt der Kunde in die USA, schaltet die Karte in den US-Modus um und bucht sich in alle US-Netze ein, die ein Roaming-Abkommen mit Free Time Telecom respektive dem lokalen Rufnummernprovider haben.

Der "Germany"-Modus funktioniert im Ausland nicht, aber die Erreichbarkeit unter der deutschen oder einer andern auf der Karte geschalteten Rufnummer ist auch im Ausland gegeben. Nur abgehende Telefonate werden nicht mehr mit der deutschen Rufnummer, sondern mit der Liechtensteiner Rufnummer signalisiert. In den USA wäre es die US-Nummer. Man sollte seine Kontakte auf diesen auf den ersten Blick überraschenden Umstand hinweisen.

Man könnte per SIM-Toolkit-Menü auch in Deutschland in den Global-Modus umschalten, wird dann aber kein Netz finden, da Roaming mit der Liechtensteiner Kennung in deutschen Netzen nicht möglich ist, dafür gibt es ja die deutsche Rufnummer und Kartenkennung.

Ankommende Anrufe ohne führendes "+"

Ankommende Anrufe wurden je nach Endgerät nicht im internationalen Format +49-123-456.. signalisiert, sondern ohne "+" am Anfang. Damit werden die Namen ankommender Anrufer von den meisten Handys zwar richtig "erkannt", sofern sie im Telefonbuch hinterlegt sind, aber ein Rückruf kann unter Umständen unmöglich werden, wenn man nicht vor dem Wählen das Pluszeichen oder die "00" wieder manuell einfügt oder aus dem Telefonbuch zurückruft. Das Problem ist bei Free Time Telecom bereits bekannt und soll in Kürze behoben werden.

Auf der zweiten Seite erläutern wir, wie der SMS-Versand technisch realisiert wird und wie man den Anschluss auch ohne SIM-Karte nutzen kann. Zusätzlich zu den Tarifen verraten wir, wie man auch ohne teures Abhören der Mailbox an Sprachnachrichten kommt.

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