Test

HighEnd: Aktuelle Bluetooth-Headsets im Test

Natürliche Sprachübertragung und wenig Störgeräusche gesucht
Von Kai Zantke

Vollbepackt vom Einkauf und genau jetzt klingelt das Telefon? Beim Autofahren noch schnell Bescheid geben, dass es später wird? Es gibt viele Gelegenheiten, in denen man mit seinen Händen besseres zu tun hat, als sich ein Handy an den Kopf zu halten. Sei es wegen des Elektrosmogs, wegen der gesetzlichen Vorschrift im Auto oder einfach nur, weil ein Gerät mit 4,8 Zoll Diagonale wie ein Ziegelstein am Ohr aussieht – ein Headset erweist sich schnell als bequemes Zubehör. Deshalb hat teltarif vier bekannte Bluetooth-Headsets für Sie geprüft.

Die getesteten Headsets

Testgeräte Die Testgeräte
Foto: teltarif.de
Sämtliche Kandidaten behaupten, selbst unter widrigen Umständen eine "natürliche Sprachübertragung" zu gewährleisten, Windgeräusche aktiv zu eliminieren und zwei davon brüsten sich, jeweils das beste Headset auf dem Markt zu sein. Kann es nur einen geben oder wird letztlich das Design entscheiden müssen?

Aliph [Link entfernt] beschreibt sein Headset bescheiden, als "einfach das beste Headset auf dem Planeten". Als Grund dafür dient zum einen der "NoiseAssassin 3.0", eine Technologie, die "für Panzerkommandanten und Hubschrauberpiloten entwickelt" worden sei. Zum anderen vertraut Aliph beim Jawbone Era auf eine Bewegungsteuerung und die Installation von Apps direkt auf dem Headset. Das außergewöhnliche Design bringt ihm einen weiteren Pluspunkt ein.

Etymotic gibt sich nicht weniger bescheiden und behauptet, das EtyBlu2 liefere die klarste Konversation auf dem Markt. Dafür sei "Accu" verantwortlich: "Accu Fit" erlaube einen optimalen Sitz im Ohr, "Accu Hear" isoliere das Ohr gegen Umgebungsgeräusche und "Accu Talk" schirme bis zu 30 dB Umgebungsgeräusche ab. Ach ja, einen "Akku" hat es auch.

Headset Preis
Aliph Jawbone Era 95 Euro
Etymotic EtyBlu2 120 Euro
GN Netcom Jabra Supreme UC 95 Euro
Plantronics Voyager Pro UC 110 Euro
Stand 25.07.2012.
Günstige, durchschnittliche Preise in Online-Shops
ohne Versandkosten
GN Netcom liefert seinen Kandidaten in zwei Versionen aus, das Jabra Supreme UC gibt es für 95 Euro, inklusive Bluetooth-Adapter und Unified-Communication-Software. Die zweite Version ist baugleich, jedoch ohne BT-Dongle, das führt zu einem niedrigeren Preis von 65 Euro. Trotzdem steckt überdurchschnittlich viel Technik in beiden: mit "Noise Blackout 3.0" soll Lärm nicht beim Anrufer ankommen, über einen riesigen Lautsprecher klingt Musik satt und kräftig und dank aktiver Geräuschunterdrückung ("active noise cancelling") hört der Träger des Headsets die Umgebung nur gedämpft.

Plantronics zeigt sich zurückhaltend, denn als Kommunikationsprofi hat man sich längst einen Namen gemacht. Trotzdem wirft man beim Voyager Pro UC einzigartige Funktionen in die Waagschale: der "Smart-Sensor" erkennt, wenn das Headset am Ohr aufliegt, stoppt Musik oder akzeptiert dadurch Telefonanrufe. Dies erkennt die Software und kann sogar den Online-Status entsprechend ändern. Es ist baugleich zum Plantronics Voyager Pro HD für 65 Euro, ohne UC-Dongle.

Die Testprozedur

Die BT-Headsets müssen sich objektiven Testkriterien stellen:

  • Wind: Ein starker Ventilator bläst von vorne, von der Seite und von hinten direkt auf das Mikrofon. Wind kann an Bahnhöfen oder auf Parkplätzen äußerst störend wirken und sollte deshalb unbedingt effektiv abgewehrt werden.
  • Lärm: Eine konstante Lärmquelle soll die Geräuschunterdrückung testen. Diese benötigt eine kurze Zeit um das Lärmmuster zu erkennen. Gerade konstante Quellen mit monotonem Geräusch sollten gut gefiltert werden.
  • Sprache: In einem schallisolierten Raum wird die Sprachqualität getestet. Im Idealfall sollte kein Echo und kein Grundrauschen zu hören sein, während die Stimme neutral und unverfälscht aufgezeichnet wird. Umso empfindlicher das Mikrofon, desto besser die Verständlichkeit. Da man damit auch die Umgebungsgeräusche verstärkt aufzeichnet, setzen die Hersteller häufig auf eine niedrige Einstellung.
  • Akku: Eine Laufzeit von mindestens fünf Stunden sollte man erwarten dürfen. Das entspricht ungefähr der Akkuleistung eines durchschnittlichen Smartphones für Telefonie.
  • Zusatzfunktionen / Lieferumfang: Einzigartige Funktionen heben das Headset von der Masse ab und erweitern seine Fähigkeiten. Ein Ladegerät gehört in dieser Preisklasse eben so zur Grundausstattung wie ein Auto-Ladekabel.

Testergebnisse: Klangqualität im Vergleich

Wie sich die Headsets in puncto Empfangs- und Sprachqualität schlagen, können Sie sich in folgenden Klang-Beispielen anhören:

GN Netcom Jabra Supreme UC

GN Netcom Jabra Supreme UC GN Netcom Jabra Supreme UC
Foto: teltarif.de
Günstige Headsets sind schon unter 20 Euro zu ergattern, doch eine gute Geräuschunterdrückung hat ihren Preis - der beginnt bei ungefähr 50 Euro. Das Supreme ohne UC kostet 65 Euro und hat alles, was der UC-Bruder liefert: Autoladegerät, Netzadapter, unterschiedlich große Ohrbügel, einen großen Lautsprecher und sogar Antischall (ANC) für den Träger. Als einziges Headset im Test liegt es auf dem Ohr auf, anstatt im Ohr zu sitzen – das garantiert einen angenehmen Sitz über den Tag hinweg. Mit fast sechs Stunden Akkulaufzeit bei pausenloser Telefonie wird eher das Smartphone aufgeben als das Headset.

Im Testparkour schlägt sich das Jabra Supreme nur durchschnittlich, insbesondere die leise Stimmaufzeichnung behindert ein gutes Ergebnis. Dazu gesellt sich ein unnatürlich blecherner Klang, mit leichtem Echo, was die Verständlichkeit beeinträchtigt. Doch auch beim Windtest könnte es gerne aggressiver filtern. Der Lieferumfang wiegt die kleinen Schwächen etwas auf, ein Stromadapter für den Zigarettenanzünder gehört ebenso zur Grundausstattung, wie ein Netzadapter und eine Transportbox. Von der Konkurrenz hebt sich das Jabra Supreme mit einer Antischallblase ab: niederfrequente, monotone Geräusche wie das Brummen des Automotors oder Lärm in Wartehallen dämpft es ab, so dass der Gesprächspartner besser verstanden wird.

Fazit:

Das Jabra Supreme (UC) zeigt Stärken und Schwächen. Als Besitzer des Headsets fühlt man sich rundum gut versorgt, lange Ausstattungsliste und sinnvolle Funktionen. Leider hapert es etwas an der Sprachqualität. Wer sich für die Version ohne "UC" entscheidet erhält ein zuverlässiges Bluetooth-Headset mit kleinen Schwächen zum fairen Preis.

Auf der nächsten Seite lesen Sie, wie sich die restlichen drei Bluetooth-Headsets in unserem Test geschlagen haben und welches Gerät unserer Meinung nach der Testsieger ist.

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