Test

HighEnd: Aktuelle Bluetooth-Headsets im Test

Natürliche Sprachübertragung und wenig Störgeräusche gesucht
Von Kai Zantke

Etymotic EtyBlu2

Etymotic EtyBlu2 Etymotic EtyBlu2
Foto: teltarif.de
Der Hörgerätespezialist Etymotic geht ganz eigene Wege. Neben dem auffällig langen Mikrofonarm des EtyBlu2 sitzt das Headset nicht einfach am Ohr, sondern besitzt wie Ohrenstöpsel zum Lärmschutz mehrere Lamellen und wird tief in das Ohr geschoben. Dies reduziert effektiv Umgebungsgeräusche und soll für den stabilen Halt sorgen. Alternativ lässt sich ein starrer Bügel hinter das Ohr klappen - der ist in den meisten Fällen auch nötig, da die Gewichtsverteilung nicht ganz optimal gelöst wurde. "Mal kurz" ein Telefonat anzunehmen verbietet sich von selbst, es gehört schon etwas Übung dazu, die anpassbaren Ohrpolster ins Ohr zu schieben und den Bügel umzulegen. Hat man den optimalen Sitz gefunden, spricht es sich mit dem EtyBlu2 sehr angenehm. Gegen Aufpreis kann der Nutzer sich auch individuell angepasste Ohrpolster anfertigen lassen.

Die Mikrofonempfindlichkeit gehört zur schwächsten im gesamten Testfeld und begünstigt eine gute Lärmunterdrückung. Gleichzeitig gibt das Headset die Stimme klar und verständlich wieder ohne zu übersteuern. Da die Ohrstöpsel formbar sind, schirmen sie gegen Geräusche gut ab. Unter normalen Umgebungsbedingungen sollte der Gesprächspartner nur wenig vom hektischen Treiben, wie zum Beispiel auf einem Industriegelände, mitbekommen. Zwei Dinge stören jedoch im Alltag: Mit dem langen Mikrofonarm ähnelt der Nutzer mit dem EtyBlu2 einem Callcenter-Mitarbeiter - außerhalb des Büros möchte man sich damit lieber nicht zeigen. Das ist auch besser so, denn sobald auch nur eine schwache Brise weht, knackt und rauscht es im Mikrofon. Dafür liefert Etymotic zwei Schaumstoffe mit, die als Windschutz dienen und effektiv ihren Dienst verrichten. Leider mutiert man damit vom Callcenter-Agent zum Piloten – etwas unauffälliger darf es dann doch sein.

Sehnlichst wird ein Ladegerät für das EtyBlu2 vermisst, das sich direkt ans Stromnetz anschließen lässt, denn auch bei sieben Stunden Akkulaufzeit will man das Headset schließlich irgendwann wieder aufladen. Stattdessen gibt es nur ein microUSB-Kabel, so dass zum Laden entweder ein Gerät mit USB-Anschluss oder ein Adapter in der Nähe sein muss. Im Zubehör findet der Nutzer auch ein graues Stück Plastik und einen kleinen Schraubendreher: Durch den Einsatz tief im Ohr verschmutzt der graue Filter des Headsets, den man damit austauscht. Als einziges Headset im Test beherrscht das Etymotic EtyBlu2 nicht das A2DP-Protokoll – GPS-Sprachansagen, Musik und andere Tonübertragungen abseits von Telefonaten sind damit bei fast keinem der neueren Smartphones mehr möglich.

Fazit:

Bei den wichtigen Punkten "Batterielaufzeit", "Sprachverständlichkeit" und "Windabschirmung" spielt das EtyBlu2 ganz vorne mit. Das Fehlen eines regulären Ladegerätes und des A2DP-Protokolls sind angesichts des Preises nicht zu verschmerzen. Somit eignet sich das Etymotic EtyBlu2 vornehmlich für den Schreibtisch und das Büro, wo es auf voller Linie überzeugt.

Plantronics Voyager Pro UC

Plantronics Voyager Pro UC Plantronics Voyager Pro UC
Foto: teltarif.de
Der amerikanische Hersteller Plantronics gibt sich technikverliebt: Berührungssensoren wie in einem Touchpad erkennen, wenn das Voyager Pro UC aufgesetzt wird. Musik stoppt, wenn man es wieder absetzt. Geht ein Telefonanruf am Handy ein, so entscheidet das Headset automatisch, wohin der Anruf geht: Liegt es auf dem Tisch, wird direkt zum Handy durchgeleitet, berührt es das Ohr, nimmt man das Telefonat an. Mit der PC-Software lässt sich so auch der Online-Status in Skype oder einer UC-Anwendung automatisch ändern. Und die Lautstärketasten des Voyager Pro UC fungieren gleichzeitig als Bedienelemente für die Musiksteuerung. Im Lieferumfang finden sich ein Bluetooth-Dongle, eine Tasche mit Gürtelclip und ein Ladegerät nebst diversen Ohrstöpseln.

Der lange Mikrofonarm reicht weit zum Mund hin und zeichnet Gespräche in sehr guter Qualität auf. Auch Störgeräusche unterdrückt der Filter zuverlässig. Plantronics verstärkt die Stimme sobald Lärm erkannt wird, das sorgt für eine gute Verständlichkeit. Das Voyager Pro UC stellt den Geheimtipp im Test dar, denn jede Anforderung meistert es hervorragend – bis auf Wind. Obwohl angeblich eine Gore-Tex-Membrane verarbeitet wurde, fällt selbst eine leichte Brise sofort unangenehm auf. Das verbietet die Nutzung außerhalb des Büros oder des Autos.

Fazit:

Beschränkt sich die Bedienung auf Innenräume, so ist das Plantronics Voyager Pro UC die richtige Entscheidung. Die Gesprächspartner werden sich über eine gut verständliche Kommunikation freuen. Und neben dem Büroalltag reicht es sogar für eine paar Musikstücke im Hintergrund. Doch sobald man mit dem Voyager Pro die vertraute Umgebung verlässt, sinkt der Nutzen merklich.

Aliph Jawbone Era

Aliph Jawbone Era Aliph Jawbone Era
Foto: teltarif.de
"Gut gebrüllt Löwe", möchte man Aliph in den Mund legen, denn über Kinderkrankheiten kann dieser Hersteller nur lachen – hier stimmt alles. Als Allrounder gibt sich das Jawbone Era keine Blöße. Die Tests besteht der Kandidat mit wehenden Fahnen: Laute Stimmaufzeichnung, gute Geräuschunterdrückung und die beste Windabschirmung im Test. Das mag man fast schon als selbstverständlich hinnehmen und stattdessen auf die Einstellmöglichkeiten verweisen: Als einziges Headset im Test lassen sich darauf nämlich Mini-Apps installieren.

Sprachansagen geben über den Verbindungsstatus Auskunft und diese lassen sich individualisieren, von der sexy Blondine, über den maskulinen Superhelden bis hin zum Mafiaboss – wer Lust auf Abwechslung verspürt, lädt sich ein neues Sprachpaket aufs Headset. Über Mini-Apps erweitert sich der Nutzen: Die einzige am Headset vorhandene Taste kann zur Aktivierung der Sprachwahl oder zum Anruf einer festgelegten Nummer umprogrammiert werden. Als weiteres Argument gibt es eine Bewegungsteuerung. Durch Schütteln oder Antippen lassen sich Telefonanrufe annehmen oder der Pairing-Modus aktivieren. Eine nette Spielerei, die im Alltag wenig Sinn macht. Weitere Funktionen dafür sollen folgen, doch das verspricht Aliph seit einem Jahr. Den gesparten Platz hätte man stattdessen für eine längere Akkulaufzeit nutzen sollen, nur vier Stunden sind unterdurchschnittlich. Bis auf einen Adapter für den Zigarettenanzünder fehlt das Ladegerät. Zwar ist das Era, wie fast alle anderen Headsets auch, mit einer microUSB-Ladebuchse ausgestattet, doch wenn das Smartphone nach Strom lechzt, muss sich das Headset gedulden.

Fazit:

Das Jawbone Era stellt den Testsieger dar, trotz fehlendem Netzadapter und schwacher Akkulaufzeit. Den Sieg erkämpft es sich insbesondere durch die hervorragende Leistung im Wind- und Geräuschtest. Durch die Größe und das Design hat es nicht nur technisch, sondern auch optisch die Nase vorn. Eben ein echter Gewinnertyp.

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