Debatte

Urheberrecht: Experte fordert flexible Lösungen für Privatpersonen

Besonders junge Leute hätten vielfach kein Unrechtsbewusstsein
Von dpa / Marc Kessler

YouTube-Montage Jurist Solmecke: "Warum sollte man nicht ein Video von einer Fete mit einem Musikstück unterlegen und dann bei YouTube online stellen dürfen?"
Montage: teltarif.de
Angesichts massiver Urheberrechts­verletzungen im Internet sieht der Rechtsexperte Christian Solmecke dringenden politischen Handlungsbedarf. "Solche Verstöße sind kein Problem mehr von Tauschbörsen allein", sagte der auf Urheberrecht und Internetfragen spezialisierte Jurist von der Kölner Kanzlei WBS. Verstöße gebe es im Zeitalter sozialer Netzwerke längst überall im Web - ob bei Facebook, YouTube, Twitter oder in Foren und Blogs.

Vielfach kein Unrechtsbewusstsein

Das Problem breite sich rapide aus. Vor allem Jugendliche, die mit den neuen Medien aufgewachsen sind, sähen in der Weiterverwertung geistigen Eigentums keine Rechtsverletzungen. "Für sie ist es ganz normal, Musikvideos oder Bilder auf ihrer Facebook-Seite zu posten."

YouTube-Montage Jurist Solmecke: "Warum sollte man nicht ein Video von einer Fete mit einem Musikstück unterlegen und dann bei YouTube online stellen dürfen?"
Montage: teltarif.de
"Darum muss der Gesetzgeber neue Formen für das Urheberrecht finden." Gute Denkansätze fehlten derzeit allerdings, sagt Solmecke. Bestehende Ideen gingen immer zulasten der Urhebers. "Es muss aber ein Gleichgewicht herrschen zwischen Urhebern und Nutzern."

Boom der "Mash-Up"-Kultur

Solmecke spricht von einem Trend der "Mash-Up"-Kultur. Gemeint ist damit die Wieder- und Weiterverwertung bestehender Werke zu neuen Medieninhalten. Vor allem junge Leute würden Texte, Fotos, Musik und Videos bedenkenlos neu kombinieren. Laut Experten wie dem US-Professor Lawrence Lessig - einem Vordenker der freien Netzkultur - begehe ein Jugendlicher heute beim Surfen stündlich einen Urheberrechtsverstoß.

Dazu passe der Werbespruch des Computerherstellers Apple aus dem Jahr 2001: Unter dem Titel "Rip. Mix. Burn." bewarb das Unternehmen damals seinen Musikplayer iTunes, mit dem man Songs nach Belieben zu eigenen Sammlungen zusammenstellen könne.

Bei der Regelung der Privatnutzung von geistigem Eigentum sei der Gesetzgeber gefragt, sagt der Jurist. Das bestehende Urheberrecht sei dafür nicht flexibel genug. "Das ist eine große Herausforderung, die global geregelt werden muss."

Liberale Lösungen für den privaten Gebrauch?

Zumindest für den privaten Gebrauch seien neue Ideen gefragt: "Warum sollte man nicht ein Video von einer Fete mit einem Musikstück unterlegen und dann bei YouTube online stellen dürfen?" Dies geschehe heute schon weltweit jeden Tag unzählige Male. Rechteinhaber und Verwertungsgesellschaften hätten dagegen kaum eine Chance.

Mangelndes Rechtsbewusstsein erlebe Solmecke allerdings auch immer wieder bei Vertretern der Urheberindustrie. Kürzlich habe etwa ein Musikindustrievertreter bei einem Vortrag Bilder von Künstlern für seine Präsentation verwendet, an denen er aber keine Rechte hatte.

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