VATM: 19 Millionen gigabitfähige Anschlüsse verfügbar
Nicht jeder, dem ein teurer Glasfaser-Anschluss angeboten wird, will auch dafür bezahlen.
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Die Marktstudie des Branchenverbandes VATM gibt regelmäßig Einblick in den deutschen Breitbandmarkt und wie Verbraucher Festnetz- und Mobilfunkdienste nutzen. In der neuesten Ausgabe ist auch immer wieder von der Telekom zu lesen. Denn obwohl im VATM die Telekom-Wettbewerber zusammengeschlossen sind, bestimmt der magentafarbene Konzern nach wie vor weite Teile der Branche.
Telefonie: Weniger Sprechen, mehr Tippen
Nicht jeder, dem ein teurer Glasfaser-Anschluss angeboten wird, will auch dafür bezahlen.
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Prof. Dr. Torsten J. Gerpott präsentierte die teils trockenen Zahlen wie gewohnt mit interessanten Einblicken und sogar persönlichen Erfahrungen, wenn er davon berichtet, dass das Volumen mobiler Telefonie mehr und mehr davon geprägt ist, dass junge Menschen wie seine eigenen Kinder aus dem Ausland per WhatsApp Call oder Skype anrufen statt über klassische Handy-Telefonie.
Im Mobilfunknetz stieg die Zahl der Gesprächsminuten zwar um 15 Millionen auf 345 Millionen täglich, das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass insgesamt die Zahl der Telefonminuten sinkt. Laut Gerpott lassen sich heutzutage eben viele Dinge kurzfristig über eine Messenger-Nachricht oder eine E-Mail regeln, sodass nicht immer ein Telefonat nötig ist. Im Festnetz sank die Zahl der Gesprächsminuten von 293 auf 263 Millionen pro Tag. Über OTT-Anbieter wurde 265 Millionen Minuten telefoniert. In diesem Jahr sind es also zusammen 873 Millionen Minuten täglich, was im Vergleich zum Vorjahr 15 Millionen Minuten pro Tag weniger ergibt.
Breitband: Nicht jeder will für Gigabit bezahlen
Im Breitband-Festnetz ist zu beobachten, dass aufgrund zahlreicher Ausbautätigkeiten in allen Regionen Deutschlands die Zahl der Breitbandanschlüsse zwar steigt, dass aber nicht jeder Verbraucher dazu bereit ist, für einen teuren Glasfaser-Gigabit-Anschluss zu bezahlen, selbst wenn ihm dieser direkt ins Haus gelegt wird.
Die Zahl der verfügbaren gigabitfähigen Anschlüsse in Deutschland stieg im Vergleich zum Vorjahr um 73 Prozent auf 19 Millionen. Wichtig ist hierbei die Formulierung "...fähig", denn nicht jeder Kunde betreibt über die Glasfaser auch tatsächlich einen Anschluss. Die Zahl der "echten" Glasfaseranschlüsse - bis ins Gebäude/bis in die Wohnung (FTTB/FTTH) - wuchs um ein Fünftel auf 4,4 Millionen, der Rest sind TV-Kabel-basierte Gigabit-Anschlüsse.
Von den 4,4 Millionen FTTB/FTTH-Anschlüssen wird nur rund ein Drittel auch tatsächlich von Kunden genutzt, alle anderen Verbraucher sind (beispielsweise aus Kosten-Ersparnisgründen) bei anderen Techniken wie (V)DSL geblieben, obwohl eine Glasfaser im Haus ankommt. Insgesamt ist die Zahl der gebuchten FTTB/H-Anschlüsse seit Ende 2018 um 36 Prozent gestiegen. Die Zahl der gigabitfähigen Anschlüssen in Kabel-HFC-Netzen (DOCSIS 3.1) hat sich von 7,4 auf 14,7 Millionen fast verdoppelt.
Umsätze: Die Telekom verdient weiter einen Löwenanteil
Der Erlös der Telekommunikationsanbieter wird in diesem Jahr - vor allem getrieben durch den Mobilfunk - im Vergleich zu 2018 um 0,5 Milliarden Euro etwas zulegen. Betrug der Gesamtumsatz mit TK-Diensten in Deutschland im vergangenen Jahr 57,9 Milliarden Euro, werden es 2019 voraussichtlich 58,4 Milliarden Euro werden.
Dabei legt der Kabelmarkt um 0,2 auf 6 Milliarden Euro Umsatz zu, die Telekom insgesamt um die gleiche Summe auf 21,9 Milliarden Euro und die TK-Wettbewerber um 0,1 Milliarde auf 30,5 Milliarden Euro. Alle Wettbewerber zusammen schaffen damit also einen höheren Umsatz als die Telekom, ein einzelner Wettbewerber kommt aber nicht an die Zahlen der Telekom heran. Im Mobilfunkmarkt entfallen 17,4 Milliarden auf die Wettbewerber und 8,2 Milliarden Euro auf die Telekom.
Im Festnetzmarkt werden die Unternehmen wie im Vorjahr insgesamt 32,8 Milliarden Euro umsetzen - 13,7 Milliarden Euro davon entfallen wie 2018 auf die Telekom, die TK-Wettbewerber (ohne Kabelnetze) verbuchen dieses Jahr 13,1 Milliarden Euro (gegenüber 13,3 Milliarden Euro im Jahr 2018).
DSL-Resale: Von der TAL-Miete zum Bitstrom
DSL-Anschlüsse auf Basis der angemieteten "letzten Meilen" (TAL) entwickeln sich im Breitbandmarkt laut der Studie allmählich zum Auslaufmodell, ihre Zahl ging um 800 000 zurück. Stark wuchs um 1 Million das Segment der Wettbewerber-Anschlüsse auf Basis von Telekom-Bitstrom-Vorleistungen. Das liegt an der unterschiedlichen Regulierung der Techniken.
"Vor allem infolge der zweiten Vectoring-Entscheidung der Bundesnetzagentur müssen viele Wettbewerber verstärkt auf diese Vorleistungen zurückgreifen." Das habe die Abhängigkeit der alternativen Festnetzanbieter von der Telekom in den letzten Jahren "deutlich erhöht", erläutert Prof. Gerpott. "Rund 70 Prozent aller genutzten Anschlüsse werden weiterhin physikalisch auf dem Netz des Ex-Monopolisten bereitgestellt."
Obwohl die privaten Kunden kaum die teuren Preise für Gigabit-Anschlüsse bezahlen wollen, buchen sie doch schnellere VDSL-Anschlüsse: Der Anteil der nachgefragten Festnetzanschlüsse mit mindestens 50 MBit/s Downstream-Bandbreite wird 2019 auf mehr als 40 Prozent zulegen – rund ein Viertel mehr als noch im Vorjahr. Bereits 1,2 Millionen Kunden nutzen schnelle Bandbreiten von mehr als 250 MBit/s.
Der Hunger nach Daten steigt
Der Datenhunger in Deutschland nimmt offenbar weiter rasant zu: Im Festnetz werden in diesem Jahr insgesamt 57 Milliarden Gigabyte verschickt oder heruntergeladen, das bedeutet eine Steigerung um 30 Prozent im Vergleich zu 2018. Das durchschnittliche Datenvolumen pro Anschluss und Monat beträgt also 137,1 GB.
Im Mobilfunk übertragen die Nutzer 2019 insgesamt rund 4,2 Milliarden GB, das bedeutet eine Steigerung von 62,2 Prozent. Pro Monat verbraucht der Anwender durchschnittlich also 2,5 GB.