VDSL Vectoring: Erste Labortests sind "vielversprechend"
VDSL Vectoring: Erste Labortests sind vielversprechend
Bild: BREKO
VDSL Vectoring ist bislang nur vereinzelt in der Praxis erprobt worden, nun hat der Bundesverband Breitbandkommunikation (Breko) einen Labortest durchgeführt, der interessante Ergebnisse erbracht hat. Auf der einen Seite hat der Parallelbetrieb mit bestehenden ADSL-Anschlüssen funktioniert, andererseits wurde deutlich, dass die Technik den Glasfaserausbau nicht ersetzen kann.
Durchgeführt wurde der Labortest an der Technischen Hochschule Mittelhessen unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Kristof Obermann in Zusammenarbeit mit der Chemnitzer Tele-Kabel-Ingenieurgesellschaft. Zum Einsatz kamen auf der einen Seite herkömmliche VDSL-Modems - beispielsweise von AVM - sowie DSLAM-Hardware von der Firma Keymile auf der Netz-Seite.
Das Problem des Übersprechens im Labortest
VDSL Vectoring: Erste Labortests sind vielversprechend
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In dem Labortest ging es unter anderem darum, die Leistungsfähigkeit von VDSL Vectoring zu erproben und auch das Problem des Übersprechens unter die Lupe zu nehmen. Denn je höher die Bitraten und damit auch die verwendeten Frequenzen bei allen mit VDSL beschalteten Kabelpaaren im selben Kabelbündel sind, desto höher wird das Übersprechen, also das "Übergreifen" eines Signals auf ein anderes Kabelpaar. Auf allen mit VDSL-Vectoring beschalteten Kabeln wird daher ein Gegensignal mitgesendet; darum müssen alle VDSL-Anschlüsse in einem Kabelbündel von einem DSLAM und damit auch von einem Anbieter versorgt werden. Laut Breko-Verband verlangt dieser Prozess eine hohe Rechenleistung in den DSLAMs.
Durch dieses Verfahren wird nach den Ergebnissen des Labortests "nahezu eine Eliminierung der durch Übersprechen entstehenden Störsignale" erreicht. Trotzdem gestattet die Deutsche Telekom maximal ein mit 50 Kupfer-Doppeladern beschaltetes Kabelbündel. Der Labortest hat ergeben, dass bei Kabellängen bis 800 Meter Datenraten von 50 MBit/s im Downstream realistisch sind.
ADSL-Anschlüsse werden nicht stärker beeinflusst als VDSL-Anschlüsse
Versuchsaufbau mit VDSL-Modems von AVM
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Andere (DSL-)Signale dürfen im Kabelbündel durch VDSL Vecoring auf keinen Fall negativ beeinflusst werden, dafür wird die Funktion "Downstream Power BackOff" (DPBO) eingesetzt. Im Test von VDSL2-Vectoring mit DPBO wurden laut Breko-Verband bestehende ADSL-Anschlüsse nicht stärker beeinflusst als durch normale VDSL-Anschlüsse.
Die Datenraten bei den ADSL-Leitungen sollen mit und ohne aufgeschaltetes VDSL Vectoring vergleichbar gewesen sein. Auch umgekehrt wurde die Datenrate bei VDSL durch gleichzeitig aufgeschaltetes ADSL nicht tangiert. Kristof Obermann geht davon aus, dass Vectoring "in der Praxis wohl ohne nennenswerte Probleme eingesetzt werden kann".
Problem der Leitungslänge bleibt - Glasfaser als Ausweg
Der Labortest hat bestätigt, dass das Problem der Leitungslänge bei VDSL Vectoring weiter besteht. Die Dämpfung der Leitung bleibe weiterhin ein "limitierender Faktor". Der Vectoring-Effekt auf der Kupferleitung nimmt laut Labortest ab einer Leitungslänge von etwa 500 Metern deutlich ab und sei ab einer Leitungslänge von 700 bis 800 Metern "praktisch nicht mehr feststellbar" gewesen. Der Branchenverband sieht in Vectoring aber immerhin "eine sinnvolle Übergangstechnologie, um die Bandbreiten vor allem bestehender Anschlüsse weiter zu erhöhen".
VDSL Vectoring bleibt daher eine eher für größere Gemeinden und Städte gedachte Technik, die in ländlichen Gebieten mit größeren Entfernungen nicht einsetzbar ist. Der Breko-Verband wird daher nicht müde zu betonen, dass "VDSL Vectoring kein Allheilmittel für die Versorgung weißer Flecken oder für die Erreichung der Breitband-Ziele der Bundesregierung" ist. Für hohe Leitungslängen führe am Glasfaserausbau kein Weg vorbei.