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Falsche congstar-Preisliste: Auslands-Telefonate zu teuer?

Eigent­lich sind Tele­fonate von Deutsch­land in ein EU-Land aufgrund der EU-Regu­lie­rung preis­lich gede­ckelt. cong­star meldet in einer Preis­liste aber seit Jahren Tarife, die deut­lich teurer sind. Wurden diese auch berechnet? Wir haben nach­gefragt.
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Wer einen DSL-Tarif bei einem alter­nativen Provider hat und öfters von Deutsch­land ins Ausland tele­foniert, sollte mindes­tens aus einem Grund die Preis­liste checken: Denn oft verlangen die alter­nativen Anbieter recht hohe Preise für Tele­fonate ins Ausland.

Zumin­dest in einem Bereich hat inzwi­schen aller­dings die EU durch­gegriffen und die Preise von Auslands­tele­fonaten von Deutsch­land in EU-Länder seit 15. Mai 2019, also schon seit fast fünf Jahren, gesetz­lich durch eine Preis­ober­grenze gede­ckelt. Bei cong­star scheint das aller­dings noch nicht in allen Preis­listen ange­kommen zu sein. Das hat ein aufmerk­samer teltarif.de-Leser fest­gestellt und an unsere Redak­tion gemeldet.

Preis­liste nennt deut­lich höhere Preise als erlaubt

Die (V)DSL-Tarife von cong­star nennen sich "cong­star komplett", und die Preis­liste für diese Tarife ist seit mehreren Jahren unver­ändert auf dem Stand von November 2021. Immerhin liegt dieses Datum nach dem 15. Mai 2019, die Liste müsste also bereits die neue Rege­lung beinhalten: Es sind für Tele­fonate von Deutsch­land in alle EU-Länder nur noch maximal 19 Cent pro Gesprächs­minute zuzüg­lich Mehr­wert­steuer erlaubt. Falsche Preisliste für congstar komplett DSL-Tarife Falsche Preisliste für congstar komplett DSL-Tarife
Bild: congstar
Die meisten Provider für Fest­netz- und Handy-Tarife haben damals ihre Preis­listen derge­stalt abge­ändert, dass die EU-Länder in einer Länder­gruppe zusam­men­gefasst werden, in denen dann maximal dieser regu­lierte Preis berechnet wird. Meis­tens handelt es sich dabei um die Länder­zone oder Länder­gruppe 1.

Nicht so in der Preis­liste für "cong­star komplett": Hier sind die EU-Länder munter auf die Länder­zonen 2 bis 5 verteilt; Estland befindet sich zum Beispiel in Zone 5. Und für Tele­fonate in diese Länder werden durch cong­star Preise von bis zu 89 Cent pro Minute ange­zeigt, oft sind es auch 49 Cent. Und oft ist es so, dass Tele­fonate zu Mobil­funk­num­mern in den entspre­chenden Ländern deut­lich teurer sind als zu Fest­netz­anschlüssen.

Weiterer Fehler bei Über­see­gebieten

Ein weiterer Fehler, den der Leser über­sehen hat, ist dann der teltarif.de-Redak­tion selbst aufge­fallen. Wie die Bundes­netz­agentur 2019 gegen­über teltarif.de mitge­teilt hat, gelten die regu­lierten Preis­ober­grenzen auch für Auslands­tarife in diverse Über­see­gebiete. Die EU nennt diese Regionen "Gebiete in äußerster Rand­lage", und laut Artikel 349 und Artikel 355 des Vertrags über die Arbeits­weise der Euro­päischen Union (AEUV) wurden von der EU "spezi­fische Maßnahmen ergriffen", um die Entwick­lung dieser abge­legensten Regionen der Euro­päischen Union zu unter­stützen.

Zu diesen Gebieten zählen Guade­loupe, Fran­zösisch-Guyana, Réunion, Marti­nique, Mayotte und Saint-Martin (Frank­reich), die Azoren und Madeira (Portugal) sowie die Kana­rischen Inseln (Spanien). Diese wurden durch cong­star in der betref­fenden Preis­liste teils in Zone 4 einge­ordnet und mit einem Preis von 49 Cent pro Minute ange­zeigt.

Was hat cong­star berechnet?

Bei unserer Anfrage an cong­star wollten wir wissen, warum hier die Preis­liste seit 2019 nicht ange­passt wurde, ob die dort ange­gebenen Preise seit dem 15. Mai 2019 den Kunden tatsäch­lich falsch berechnet wurden und - falls ja -, ob die betrof­fenen Kunden die zu viel bezahlten Beträge zurück­erstattet bekommen. Hierzu schrieb uns cong­star:

Wir haben das entspre­chende Team um Prüfung gebeten. [...] Vielen Dank für Ihre Geduld. Gerne antworten wir auf Ihre Anfrage wie folgt: Das Wich­tigste vorweg: Die Auslands­tele­fonate unserer cong­star komplett Kunden wurden stets korrekt auf Basis der aktu­ellen gesetz­lichen Rege­lungen abge­rechnet. Wir prüfen aktuell noch, warum die Preis­liste momentan nicht aktuell ist und werden diese selbst­ver­ständ­lich schnellst­mög­lich austau­schen. Wir möchten uns recht herz­lich bei Ihnen und Ihrem Leser für den Hinweis bedanken.
Auf die Frage, ob das bei anderen cong­star-Tarifen eben­falls falsch ausge­zeichnet worden ist, konnte oder wollte uns cong­star aktuell (noch) keine Antwort geben. Mögli­cher­weise wird das intern noch unter­sucht. Auf jeden Fall sollten alle cong­star-komplett-Kunden, die seit 2019 mit dem Tarif in ein EU-Land tele­foniert haben, sicher­heits­halber ihre Rech­nungen dahin­gehend über­prüfen.

Bis zum 25. Januar sparen Mobil­funk-Neukunden von cong­star die ansonsten übliche Anschluss­gebühr bei Vertrags­abschluss.

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