1&1-Kunde: G.fast-Problem mit M-Net in München (Update)
(V)DSL ist beinahe flächendeckend verfügbar, der Glasfaserausbau in vollem Gange: Aber dass es dazwischen noch eine Art "Brückentechnik" gegeben hat, wissen nicht viele. G.fast erlaubt bis zu 1 GBit/s über die bisherige Kupferleitung, allerdings nur über eine sehr kurze Distanz von maximal 250 Metern. Die wenigen Netzbetreiber in Deutschland, die regional G.fast ausgebaut haben, haben daher meist eine Glasfaser bis in den Keller des Gebäudes gelegt, danach gehts über die alte Kupferleitung in die Wohnungen der Kunden.
Rückblick: G.fast-Start bei M-Net auf der Anga Com 2017
Bild: teltarif.de
Noch weniger bekannt ist, dass es sogar G.fast-Netzbetreiber gibt, die - wie bei (V)DSL - ihre Anschlüsse an Reseller weiterverkaufen. So eine Kooperation gibt es in München zwischen M-Net als G.fast-Netzbetreiber und 1&1 als Reseller. Ein teltarif.de-Leser, der im Ausbaugebiet wohnt, hat nun eine interessante Geschichte erlebt.
Zu wenige Ports bei M-Net G.fast in München?
2016 hat M-Net erstmals G.fast für München angekündigt. teltarif.de hat damals auch über die technischen Herausforderungen bei G.fast berichtet. Kommerziell ging es dann im Frühjahr 2017 los, zur Anga Com 2017 gabs 1 GBit/s per Kupferkabel. Auch Netcologne und die Deutsche Telekom beschäftigten sich beispielsweise mit der Technik, ansonsten blieb es in Deutschland eher ruhig um G.fast.
Anfang Januar schrieb uns nun ein teltarif.de-Leser aus München, er habe am 12.12.2023 bei 1&1 einen "Glasfaseranschluss" abgeschlossen, der über M-Net realisiert werden sollte. Das Glasfasernetz sei seit ca. Sommer 2022 an seiner Adresse verlegt und auch in Betrieb genommen worden. Es handele sich um ein Mehrfamilienhaus mit sechs Wohnungen, von denen bereits welche über M-Net mit G.fast versorgt werden.
Nach seiner Bestellung erhielt der Leser allerdings die Nachricht, es sei kein Port mehr frei und 1&1 könne ihm auch nicht sagen, wann wieder ein Port verfügbar sein wird. 1&1 könne an M-Net keinen Auftrag erteilen, die Ports zu erweitern. Bei M-Net hatte der Leser bereits im Dezember angefragt. Auch dort bekam er die Info, dass keine Ports verfügbar seien und an seiner Adresse derzeit kein Glasfaser (G.fast) gebucht werden könne.
Der Leser stellte also sich und unserer Redaktion die berechtigte Frage, wie das sein könne, dass M-Net die Gebiete mit Glasfaser ausbaut, und anscheinend zu wenig Ports implementiert werden? Und M-Net dann anscheinend auch nicht einmal bei Bedarf die Ports erweitert? "Bin ich wirklich ein Einzellfall mit diesem Problem", fragte der Kunde sich und uns.
Einzelnes Problem gelöst - Fragen bleiben
Die Aktivitäten von M-Net zu G.fast in München kannten wir zwar, zu einem Port-Mangel lagen uns bislang aber in der Tat keine Informationen vor. Außerdem wunderten wir uns darüber, dass M-Net die G.fast-Anschlüsse weiterverkauft.
Inzwischen konnte der Leser melden, dass der Sachverhalt durch 1&1 mit M-Net für seinen Fall geklärt werden konnte. An der 1&1-Hotline sei es aber nicht so einfach gewesen, den Mitarbeiter zu überzeugen, damit sich jemand außerhalb des Prozesses mit M-Net in Verbindung setzt. Die Lösung bestand dann offenbar darin, dass kurzfristig ein Port seitens M-Net für 1&1 freigegeben wurde, sodass der Auftrag bei 1&1 durchlief. Der Schaltungstermin sollte am 23. Januar stattfinden.
Es sei jedoch nach wie vor so, dass bei einer Verfügbarkeitsabfrage bei M-Net an der Adresse des Lesers kein Glasfaser/G.fast verfügbar ist. Der Leser fand das äußerst seltsam. Er könne ja einsehen, dass M-Net "nur die allernötigste Hardware verbaut", aber dass diese bei Vertragsanfrage nicht automatisch aufgerüstet werde, finde er "bei einem quasi Monopol sehr bedenklich". Er würde es persönlich befürworten, dass die Telekom überbaut, aber das sei ein anderes Thema.
Unterschiede zwischen G.fast und FTTH-Ausbau
Da bei der Sache so viele Fragen offen geblieben waren, wandten wir uns an M-net und baten um Aufklärung. M-net erschließt nach eigenen Angaben in München neue Ausbaugebiete flächendeckend, wann immer es möglich ist. In der Regel erhalten alle Gebäude einen Glasfaseranschluss im Keller. Inwieweit die Glasfaser in die Wohnungen und Büros ausgebaut wird (FTTH), hänge von der Zustimmung der Gebäudeeigentümer ab.
Bei der FTTB-Erschließung (aktive Technik im Keller und Nutzung der vorhandenen Inhouse-Kupferleitung) von Gebäuden achtet M-net nach eigener Aussage "entsprechend der gängigen Praxis im Markt aus wirtschaftlichen Gründen darauf, eine der jeweiligen Gebäudegröße und zu erwartenden Anzahl von Kunden angemessene Anzahl von Anschlussmöglichkeiten/Ports zu verbauen". Hierbei sei zu beachten, dass die Portanzahl nicht frei wählbar, sondern vom Hersteller vorgegeben werde (beispielsweise 4, 8, 16 Ports). Im Fall einer steigenden Nachfrage rüste M-Net die erforderlichen Kapazitäten "bedarfsgerecht" nach.
So habe M-Net in den vergangenen Jahren im Zuge der G.fast-Aufrüstung "erhebliche Port-Kapazitäten im FTTB-Bestand nachgerüstet" und tue dies auch weiterhin. Bei Gebäuden, die mit FTTH ausgebaut werden, entfalle diese technisch bedingte Vorgehensweise in verschiedenen Ausbaustufen. Hier erschließe M-Net "nach Möglichkeit alle Wohnungen in einem Gebäude auf einmal".
Situation beim Leser und Verfügbarkeitsabfrage
Auf unsere Frage, ob bei unserem Leser das Problem in der G.fast-Vermittlungsstelle oder im Haus des Lesers gelegen habe, antwortete M-Net: Der limitierende Faktor war ausschließlich die Verfügbarkeit von Ports in der FTTB-Technik-Einheit (DPU) im Keller des Hauses des Lesers vor Ort. Im konkreten Fall waren zum Zeitpunkt der Bestellung drei der vier Ports belegt und einer als möglicherweise defekt gekennzeichnet. M-Net geht nach einer technischen Prüfung davon aus, dass der Port doch nutzbar ist und hat dies 1&1 mitgeteilt. Somit sei eine Bestellung möglich geworden, die nun auch erfolgt sei. Sollten weitere Kunden in dem Objekt Interesse an einem Anschluss haben, werde die 4-Port DPU durch eine 8-Port DPU ausgetauscht.
G.fast wurde in Deutschland nur vereinzelt realisiert
Bild: teltarif.de
Außerdem wollten wir wissen, warum die Verfügbarkeitsabfrage für die Adresse keine verfügbaren Anschlüsse anzeigt, obwohl FTTB dort seit 2022 fertig ist. M-net schrieb dazu: Die konkrete Verfügbarkeitsauskunft gegenüber dem Endkunden hänge ab von den Prozessen des entsprechenden Endkundenanbieters und dem jeweiligen Systemstatus. "Aus prozessualen Gründen - z. B. um Produktwechsel für Bestandskunden zu ermöglichen -" könne es möglich sein, dass eine Verfügbarkeit weiter angezeigt und erst bei einer konkreten Bestellung überprüft wird, obwohl kein Port für zusätzliche Kunden verfügbar ist.
Genauso könne es vorkommen, dass nach Erschließung oder auch nach Aufrüstung mit zusätzlichen Ports noch keine Verfügbarkeit angezeigt wird, weil die Anschlüsse systemisch noch nicht aktiv gesetzt sind. Im konkreten Fall in der Straße des Lesers habe die Kabelverlegung durch die Stadtwerke München zwar 2022 stattgefunden, mit dem Aufbau der aktiven Glasfasertechnik habe M-Net jedoch erst 2023 beginnen können.
Reseller-Kunden: Benachteiligt oder nicht?
Schließlich fragten wir, ob der Leser einen Port bekommen hätte, wenn die Bestellung nicht über 1&1, sondern direkt bei M-Net getätigt worden wäre. Das verneinte M-Net klar - zumindest nicht, so lange alle vier Ports als belegt oder defekt gekennzeichnet waren. Die Port-Zuteilung erfolge "diskriminierungsfrei nach dem 'first come first serve'-Prinzip". Es gebe keine unterschiedlich priorisierte Zuteilung der Ports an eigene Kunden versus Reseller-Kunden.
Derzeit verkaufe M-Net die G.fast-Anschlüsse übrigens ausschließlich an 1&1. Weitere Wholesale-Kooperationen im Sinne eines Open-Access-Zugangs für andere Anbieter seien in Umsetzung.
Wo immer es technisch und wirtschaftlich möglich ist, strebe M-net einen FTTH-Ausbau an. Ausschlaggebend dafür sei "die Rücksprache mit den Eigentümern und deren Zustimmung sowie der bestehende Bedarf". Im Fall des Hauses, in dem der Leser wohnt, sei die G.fast DPU erst im Februar 2023 installiert worden und liefere pro Wohnungsanschluss Internet-Geschwindigkeiten im Gigabitbereich. Mittelfristig sei aber auch hier ein FTTH-Ausbau das Ziel von M-Net.
Update 26. Januar: Abschluss der Geschichte
Im Nachgang zu unserem Bericht konnte uns der Leser noch mitteilen, die Anschlussschaltung am 23. Januar habe geklappt. Am Vormittag sei wie vereinbart ein Techniker gekommen, der habe alles eingerichtet und festgestellt, dass der letzte freie Port defekt war. Mittlerweile seien sogar zwei von vier Ports defekt gewesen, deshalb hatte der betroffene Nachbar eine Störungsmeldung aufgegeben. Der erste Techniker hatte unserem Leser zusätzlich mitgeteilt, dass deswegen am Nachmittag ein weiterer Techniker kommen werde.
Am Nachmittag des 23. Januar sei dann tatsächlich von einem weiteren Techniker die DPU getauscht worden. Mit dem Tausch habe der Anschluss des Lesers sofort funktioniert. Der Techniker habe sich ein wenig gewundert, dass in einem Mehrfamilienhaus mit sechs Parteien eine DPU mit vier Anschlüssen verbaut wurde. Er habe aber die DPU eins zu eins getauscht, sodass die zwei weiteren Wohnungen derzeit keinen Port mehr zur Verfügung haben.
Es habe noch ein wenig Aufregung gegeben, denn der erste Techniker habe den Auftrag des Lesers fälschlicherweise als "Anschluss nicht schaltbar, da Port defekt" markiert. Die Mitarbeiter von 1&1 hatten auf die Info, dass der Anschluss funktioniert, den Auftrag als erledigt an M-Net gemeldet, zumal sie bestätigen konnten, dass die FRITZ!Box im System von 1&1 angemeldet war.
Es habe übrigens innerhalb der letzten Jahre keinerlei Anfrage gegeben, dass M-Net im Haus FTTH verlegen möchte. Ende des Updates.
Der schnelle Zugang zum Internet ist nicht nur per (V)DSL möglich: Auch über TV-Kabel, Satellit oder Mobilfunk via LTE und 5G geht es per Breitband-Anschluss ins Netz. Wir liefern die Details zu den Technologien.