Vodafone schließt unrentable Shops und schult Mitarbeiter
Leere Fußgängerzonen: Vodafone muss umstrukturieren (Symbolbild)
Bild: teltarif.de
Wer in einen Handy-Shop geht, erwartet dort eine kompetente Beratung zu Tarifen und Geräten. Während der Pandemie haben sich aber viele Kunden daran gewöhnt, Produkte und Dienste online zu bestellen - dank 14-tägiger Widerrufsfrist sollte das auch risikolos sein. Noch immer herrscht in zahlreichen Handy-Shops eher Leere als Kundenandrang.
Speziell bei Vodafone kamen ab dem vergangenen Herbst dann noch Vorwürfe zum Datenmissbrauch hinzu, das Ansehen der Vodafone-Shops schwand, auch nach mehreren Fällen von Identitätsdiebstahl, Berichten über untergeschobene Verträge und im Vodafone-Shop übervorteilten Rentnern.
Vodafone zieht nun in mehrfacher Hinsicht die Reißleine, schließt unrentable Shops und schult seine Mitarbeiter besser. Es soll aber auch Neueröffnungen von Shops geben.
Viele Läden lohnen sich nicht mehr
Leere Fußgängerzonen: Vodafone muss umstrukturieren (Symbolbild)
Bild: teltarif.de
Heimlich, still und leise hat Vodafone in der vergangenen Woche eine Pressemitteilung auf seiner Homepage veröffentlicht, ohne diese - wie gewohnt - auch per E-Mail an die Journalisten zu versenden. Darin wird von einer "Optimierung" der stationären Vertriebsstruktur gesprochen, womit die Shops gemeint sind. Die neue Vertriebsaufstellung würde das "veränderte Einkaufsverhalten" reflektieren.
Online-Boom und Corona-Pandemie hätten Kundenfrequenz und -verhalten im Einzelhandel "branchenübergreifend in ganz Deutschland beeinflusst". Gleichzeitig gesteht Vodafone ein: "Diejenigen, die weiter den Einkauf im stationären Handel bevorzugen, schätzen den Vor-Ort-Besuch sehr und erwarten dabei hochwertigen Service und Beratung." Und wie die obigen Beispiele zeigen, haperte es genau daran in der vergangenen Zeit oft, weil die Shops auf die Umsatz-Provisionen angewiesen sind und für Beratung bislang kein Geld erhalten.
Gleichzeitig hat sich Vodafone wohl auch die Lage der Shops in diversen Städten angesehen. Wo Lagen unwirtschaftlich sind, werden Shops geschlossen, und wo es sich lohnt aber auch neue Geschäfte eröffnet. Vor allem in Einkaufsstraßen, in denen Vodafone bislang gleich mit mehreren Shops vertreten war, soll deren Anzahl reduziert werden.
Bessere Qualifizierung der Mitarbeiter
Wie viele Shops es in Deutschland aktuell gibt, sagt Vodafone in der Meldung nicht genau, schätzungsweise dürften es aber um die 1000 sein. Davon will Vodafone bis 2024 sieben Prozent schließen, was rund 70 Shops betreffen würde. Hierbei handelt es sich aber - wie gesagt - nur um eine Schätzung. Hamburg oder Berlin sollen aber beispielsweise zu den Städten gehören, in denen auch neue Shop-Eröffnungen geplant sind.
Mitarbeiter aus den betroffenen Shops will Vodafone alternative Job-Angebote im Unternehmen machen, zum Beispiel die Beschäftigung in benachbarten Filialen. Auch Weiterbildungsmöglichkeiten und die berufliche Entwicklung in andere Unternehmensbereiche sollen angeboten werden. In Fällen, wo diese Alternative keine Option sei, strebe Vodafone "in enger Absprache mit der Arbeitnehmervertretung sozialverträgliche Lösungen an". Die konkreten Schritte würden zeitnah ausgearbeitet.
Dass es in den Shops bisher mehr ums Verkaufen als um eine qualifizierte Beratung gegangen war, deutet Vodafone nur an. Die Anzahl der Trainings, die Shop-Mitarbeiter durchführen, habe sich im vergangenen Jahr bereits um 10 Prozent erhöht. Im kommenden Jahr will Vodafone diesen Trend fortsetzen. Zudem habe Vodafone "neue hybride Trainingsformate" etabliert, die vor Ort Coachings und virtuelle Trainingsformen kombinieren. Die internen Recruiting-Kapazitäten sollen gestärkt werden, um beim Auswahlverfahren für neue Shop-Mitarbeitende "höchsten Qualitätsansprüchen gerecht zu werden".
Online-Kanäle werden gestärkt
Auch optisch sollen zahlreiche Shops besser gestaltet werden: Rund 10 Prozent der Shops sollen jährlich mit neuem Mobiliar und verbessertem Hardware-Konzept ausgestattet werden, sodass Kunden unter anderem "mit Hilfe von digitalen und interaktiven Tools" noch transparenter und besser beraten werden - was auch immer das heißen mag.
Die Anzahl der Online-Buchungen hat sich laut Vodafone in den vergangenen drei Jahren während der Pandemie immerhin um mehr als 40 Prozent gesteigert. Die Tendenz sei "stark steigend". Darum solle dieser Bereich auch noch mehr gestärkt werden.
Vodafone hat anlässlich der Hannover Messe über den 5G-Netzausbau und Industrie-Projekte im Zusammenhang mit dem neuen Netzstandard informiert.