Vodafone: Qualitätsprobleme im östlichen Rhein-Main-Gebiet
Bei den in den vergangenen Jahren veröffentlichten Netztests hat Vodafone fast immer als Nummer zwei hinter der Deutschen Telekom und vor Telefónica abgeschnitten. Insbesondere in Ballungsgebieten hinterlässt das Vodafone-Netz oft einen guten Eindruck, während der LTE-Ausbau in ländlichen Regionen oft noch hinter dem der Telekom zurückbleibt. Dafür überraschte Vodafone mit dem ersten tatsächlich nutzbaren 5G-Angebot auf dem deutschen Mobilfunkmarkt - wenn auch räumlich stark begrenzt.
Regionale Netzprobleme bei Vodafone
oto/Logo: Vodafone, Montage: teltarif.de
Wir haben das Vodafone-Netz in den vergangenen Wochen im östlichen Rhein-Main-Gebiet getestet. Dabei kamen das Apple iPhone XR und das Samsung Galaxy S10+ zum Einsatz. Dabei zeigte sich, dass die Netzqualität in Frankfurt am Main, Offenbach am Main, Hanau und Umgebung in der Regel gut ist. Das betrifft sowohl die Sprachqualität bei Telefonaten als auch den mobilen Internet-Zugang.
Je nach Aufenthaltsort erreichten wir Datenraten zwischen 15 und 69 MBit/s im Downstream sowie 20 bis 45 MBit/s im Upstream bei Ansprechzeiten von weniger als 30 ms. Das sind keine Spitzenwerte, aber immerhin entsprach die Performance ungefähr der eines VDSL-Anschlusses im Festnetz.
Langenselbold: UMTS ohne Datendurchsatz
Eine Überraschung erlebten wir, als wir von Hanau aus weiter Richtung Osten - nach Langenselbold - fuhren. Die Stadt liegt direkt an einem Autobahndreieck (A45/A66). Dennoch hat Vodafone noch nicht überall für LTE-Verfügbarkeit gesorgt. Im Nordwesten ist das 4G-Netz verfügbar, im Süden - entlang der A66 - gibt es guten UMTS-Empfang, aber kein LTE.
Solange das UMTS-Netz noch nicht abgeschaltet wird, mag das auf den ersten Blick in Ordnung sein, zumal es gute Gründe haben kann, warum 4G noch nicht verfügbar ist. Oft gibt es an bestehenden Standorten keine Möglichkeit mehr, das Netz zu erweitern, da die Statik den dazu erforderlichen Antennentausch nicht zulässt - ein Problem, dass beim 5G-Ausbau ganz massiv auf alle vier Netzbetreiber zukommen wird.
Speziell in Langenselbold besteht aber das Problem, dass das UMTS-Netz im Süden der Stadt gar keinen Datenverkehr zulässt, obwohl der Empfang sehr gut ist. Ein in der Region ansässiger teltarif.de-Leser beklagt: "Das ist schon seit Monaten so. Teilweise ist auch die Telefonie betroffen. Wenn ich beim Mexikaner Essen gehe, buche ich mich ins WLAN des danebenliegenden Supermarkts ein, um surfen zu können und über WiFi Calling erreichbar zu bleiben."
Telefonie über LTE konnte im Test nicht überzeugen
Bei weiteren Tests auf der Autobahn 66 Richtung Fulda war zwar der mobile Internet-Zugang wieder verfügbar. Dafür ließ die Sprachqualität ausgerechnet bei VoLTE-Verbindungen zu wünschen übrig. Zum Teil waren mehr digitale Artefakte als Wortfetzen des jeweiligen Gesprächspartners zu hören. Der Effekt war zwar bei erneuten Anwahlversuchen nicht reproduzierbar, kam aber durchaus mehrfach vor.
Workaround: Wenn man über das Menü des Smartphones die VoLTE-Funktion abschaltet, erfolgt für Telefonate ein automatischer Wechsel ins GSM- oder UMTS-Netz. Dieser Circuit Switched Fallback (CSFB) sorgt zwar für einen etwas längeren Gesprächsaufbau. Dafür war die Sprachqualität im Test stets sehr gut.
Smartphone geht auf DX-Jagd
In dieser UMTS-Zelle ist der mobile Internet-Zugang faktisch nicht nutzbar
Foto: teltarif.de
Speziell in Biebergemünd, an der Bundesstraße 276 Richtung Würzburg im hessischen Spessart gelegen, kommt es immer wieder vor, dass sich das Smartphone aus der nahegelegenen, gut empfangbaren GSM-Zelle ausbucht. Stattdessen "versucht" das Handy, einen weiter entfernt gelegenen UMTS- oder LTE-Sender zu nutzen. Das schlägt fehl, sodass sich das Gerät schlussendlich wieder in den GSM-Ortssender einbucht.
Wenn der Kunde nicht die Möglichkeit hat, auf WiFi Calling für die telefonische Erreichbarkeit zurückzugreifen, ist er immer wieder für potenzielle Gesprächspartner nicht erreichbar. Dieses Problem besteht nun schon seit geraumer Zeit. Dazu kommt, dass Vodafone in weiten Teilen des hessischen Spessarts auch 2019 nur GSM-Empfang mit faktisch unbrauchbarem EDGE-Internet bereitstellt und eine LTE-Aufrüstung nicht absehbar ist.
Ausbau im Vordertaunus macht Fortschritte
Ein deutlich besseres Bild zeigt sich auf der anderen Seite von Frankfurt am Main, nämlich im Vordertaunus. Hier baut Vodafone seit einiger Zeit wieder recht konsequent sein LTE-Netz aus. Viele Kunden, die noch vor einem oder zwei Jahren nur GSM und UMTS zur Verfügung hatten, können nun im 4G-Netz telefonieren und surfen. Das ist für Kunden in Regionen mit schlechter Netzqualität natürlich nur ein schwacher Trost.
Ende vergangenen Jahres hat Vodafone speziell für Hessen einen umfangreichen LTE-Ausbau angekündigt. Insgesamt seien 430 Bauvorhaben geplant. Unter anderem will Vodafone in Darmstadt, Frankfurt am Main, Fulda, Gießen und Wiesbaden die Versorgung verbessern. In 16 nicht näher genannten Landkreisen seien 300 neue LTE-Stationen geplant.