Streaming

Darum ist Zattoo keine Alternative zu DVB-T2 HD

Die Programme von RTL und ProSiebenSat.1 sind bei Zattoo selbst mit Abonnement nur in SD-Qualität zu empfangen. Dafür sind mehr Programme als über DVB-T2 HD zu sehen.
Von

Zattoo vs. DVB-T2 HD Zattoo vs. DVB-T2 HD
Logos: Zattoo/dvbt2, Foto/Montage: teltarif.de
Streaming-Plattformen wie Zattoo sehen im Aus für den alten terrestrischen Fernsehübertragungsstandard DVB-T ihre Chance, neue Kunden zu gewinnen. "Wenn die Zuschauer neue Hardware benötigen, um auf das neue Antennenfernsehen DVB-T2 HD zu wechseln, können Sie auch gleich zu einem Streaming-Dienst wechseln", denken sich wohl die Marketing-Strategen von Zattoo, Magine und Co.

In der Tat erscheint die Zattoo-Nutzung auf den ersten Blick äußerst reizvoll, ist doch das Basis-Angebot kostenlos zu empfangen. Erste öffentlich-rechtliche Programme sind auf diesem Weg sogar in HD-Qualität zu sehen - genau wie beim neuen terrestrischen Digitalfernsehen DVB-T2 HD. Und wer bereits einen Google Chromecast, ein Apple TV, ein Amazon Fire TV oder einen Smart-TV besitzt, benötigt nicht einmal neue Hardware, um Fernsehen über den Streaming-Dienst zu empfangen.

Das kostenlose, werbefinanzierte Zattoo-Angebot ist allerdings nicht mit DVB-T2 HD vergleichbar. Zum einen werden die meisten TV-Programme nur in extrem niedriger Auflösung gezeigt, zum anderen wird bei jedem Senderwechsel Werbung eingeblendet, die beim Zappen durch die Programme auf Dauer durchaus lästig ist. Nicht zuletzt fehlen die Programme der großen privaten Sendergruppen RTL und ProSiebenSat.1. Dafür können Zattoo-Zuschauer zahlreiche internationale Stationen empfangen, die es über Antenne nicht gibt.

Zattoo HiQ ist teurer als freenet TV

Zattoo vs. DVB-T2 HD Zattoo vs. DVB-T2 HD
Logos: Zattoo/dvbt2, Foto/Montage: teltarif.de
Über DVB-T2 HD sind die privaten Fernsehprogramme ebenfalls nicht kostenlos zu sehen. Wer RTL, Sat.1, Vox oder ProSieben sehen möchte, muss nach einer kostenlosen Einführungsphase 69 Euro pro Jahr für ein freenet TV Abonnement investieren. Bei Zattoo gibt es die genannten TV-Stationen ebenfalls nur im HiQ-Abonnement, das mit einem Jahrespreis von 99 Euro aber deutlich teurer als freenet TV ist.

Über DVB-T2 HD werden die privaten TV-Programme in hochauflösender Qualität gezeigt, während Programme von RTL und ProSiebenSat.1 bei Zattoo auch nach Abschluss des HiQ-Abonnements nur in Standard-Auflösung zu empfangen sind. Das ist eigentlich nicht mehr zeitgemäß. Das Zattoo-Abo bietet immerhin alle öffentlich-rechtlichen Programme in HD. Das wiederum funktioniert über Antenne sogar ohne Abschluss eines Abonnements. Dafür sind mit Zattoo beispielsweise auch einige Dritte TV-Programme der Landesrundfunkanstalten zu empfangen, die beim terrestrischen Fernsehen aus Kapazitätsgründen fehlen.

Streaming nutzt "offenen" Internet-Zugang

Zu bedenken ist auch, dass für Zattoo anders als beispielsweise bei EntertainTV von der Deutschen Telekom keine Bandbreite reserviert wird. Sobald der Internet-Zugang aus anderen Gründen (Downloads, mehrere Teilnehmer parallel online, die den Anschluss belasten, Kapazitätsengpässe seitens des Providers) stark ausgelastet ist oder aus anderen Gründen nur eine geringe Bandbreite zur Verfügung steht, kommt es zu Aussetzern bei Bild und Ton oder zumindest zu einer schlechteren Bildqualität.

Zattoo ist eine gute Ergänzung zum "herkömmlichen" Fernsehen. Der Streaming-Anbieter punktet durch eine vergleichsweise große Programmvielfalt, kann dafür aber qualitativ mit DVB-T2 HD nicht mithalten. Zudem ist das HiQ-Abonnement teurer als freenet TV und dennoch sind die großen privaten Fernsehprogramme nur in SD-Qualität zu empfangen. In einer weiteren Meldung berichten wir darüber, welche Aktion Zattoo jetzt für wechselwillige DVB-T-Kunden aufgelegt hat.

Mehr zum Thema Fernsehen