0900

10 Jahre 0900-Dienste: Was der 0190-Nachfolger ändern wollte

Freie Tarifierung der 0900-Gasse möglich
Von Hans-Georg Kluge

0900-Rufnummern sind seit zehn Jahren geschaltet. 0900-Rufnummern sind seit zehn Jahren geschaltet.
Bild: teltarif.de
Vor zehn Jahren startete die Rufnummerngasse 0900. Sie war als Ersatz für die in Verruf geratenen Sonderrufnummern mit dem Beginn 0190 gedacht. Die Einführung der 0900-Rufnummern war der Versuch, eine Image-Korrektur der telefonischen Mehrwertdienste zu erreichen, denn Erotik-Angebote und Dialer hatten die Seriosität der 0190-Angebote massiv in Frage gestellt. Mittlerweile werden laut VATM nur noch 4,2 Prozent der Mehrwertdienst-Minuten über 0900-Nummern abgewickelt. Zum Vergleich: 0180-Nummern haben einen Marktanteil von 54,3 Prozent, während 0800-Rufnummern einen Anteil von 35,5 Prozent haben.

Ziffer zeigt den Inhalt des Angebots, nicht den Tarif

0900-Rufnummern sind seit zehn Jahren geschaltet. 0900-Rufnummern sind seit zehn Jahren geschaltet.
Bild: teltarif.de
Am 1. Januar 2003 wurden die 0900-Rufnummern zunächst parallel zu den 0190-Nummern eingeführt. Die 0190-Rufnummern wurden zum 1. Januar 2005 deaktiviert. Im Unterschied zu den alten 0190-Nummern kann an der Folgeziffer nicht mehr erkannt werden, welche Kosten für einen Anruf entstehen. Die Ziffer nach 0190 zeigte früher an, welches Tarifierungsmodell zum Einsatz kommt. 0900-Nummern haben keinen vorgegebenen Abrechnungstarif, die Tarifierung kann vom Anbieter selbst festgelegt werden, muss dem aber Anrufer kostenlos mitgeteilt werden.

An der Ziffer nach 0900 kann der Inhalt des Dienstes abgelesen werden. 0900-1 steht dabei für allgemeine Informationen. Eine 0900-3 ist für Unterhaltungsdienste gedacht, jedoch nicht für Erwachsenenangebote. Mit 0900-5-Rufnummern dürfen beliebige Dienste realisiert werden. Hier sind unter anderem Erotik-Angebote zu finden. In all diesen Teilgassen sind auch Faxabrufe gestattet.

Dialer dürfen nur über 0900-9 abgerechnet werden

Einer der wichtigsten Gründe für die Einführung der 0900-Nummern waren Dialer. Diese wählen eine Rufnummer, um eine Internetverbindung herzustellen. Gedacht als Bezahlmodell für Inhalte, wurden Dialer auch für Betrugsmaschen eingesetzt. Ein betrügerischer Dialer nutzt die selbe Technik, biegt aber die Einwahlnummer im Verborgenen auf eine kostenpflichtige und meist recht teure Nummer um. Dass mit Dialern großer Schaden angerichtet werden konnte, zeigt zum Beispiel ein Prozess aus dem Jahr 2005. Die Angeklagten hatten gezielt im Internet einen Dialer verbreitet und rund 3,2 Millionen Euro erbeutet.

Seit Ende 2003 sind Internet-Dialer nur noch über die 0900-9-Gasse erlaubt. Das hat zwei Vorteile: Einerseits vergibt die Bundesnetzagentur die 0900-Nummern nur einzeln, andererseits lässt sich auf der Rechnung eine missbräuchliche Abrechnung leichter erkennen. Dialer sind heute jedoch nur noch von untergeordneter Bedeutung, da moderne Internet-Anschlüsse nicht mehr über Modems hergestellt werden, die eine Einwahlnummer anwählen.

0900: Anbieter leichter zu erkennen

Die alten 0190-Rufnummern konnten auch blockweise an einen Anbieter vergeben werden. Da die Nummern so auch untervermietet werden konnten, war es unseriösen Anbietern möglich, ihren Namen zu verschleiern, was die Strafverfolgung erschwerte - dies ist mit einer 0900 Nummer nicht mehr möglich. Allerdings: Die Neuregelungen mit der 0900-Gasse sind nicht allein für den verbesserten Verbraucherschutz verantwortlich.

Die Bundesnetzagentur selbst hat einige Maßnahmen implementiert, um Betrügern das Geschäft zu vermiesen. So werden Beschwerden über unseriöse Anbieter aufgenommen und verfolgt, was zur zur Abschaltung einer Nummer führen kann. Weiterhin haben verbraucherfreundliche Urteile dafür gesorgt, dass die Netzbetreiber ebenfalls ein höheres Interesse daran haben, missbräuchlich genutzte Rufnummern abzuschalten. Der angestrebte Imagewechsel ist jedoch ausgeblieben. Die Bedeutung der 0900-Gasse ist gegenüber der 0180-Gasse gering. Offenbar schätzen Verbraucher die transparentere Abrechnung der 0180-Gasse und erinnern sich noch daran, dass mit den Rufnummern für Mehrwert­dienste früher viel Schaden angerichtet wurde.

Die Bundesnetzagentur stellt online eine 0900-Datenbanksuche [Link entfernt] zur Verfügung, in der recherchiert werden kann, welcher Anbieter hinter einer Rufnummer steckt. Wer lediglich eine freie Mehrwertdienst-Rufnummer sucht, kann dafür ein allgemeines Formular [Link entfernt] nutzen, welches alle wesentlichen Sonderrufnummergassen unterstützt.

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